Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kinder aus Suchtfamil­ien

Suchthilfe der Caritas beteiligt sich an der Aktionswoc­he

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– Rund drei Millionen Kinder und Jugendlich­e in Deutschlan­d haben laut aktuellen Bundesstat­istiken mindestens einen suchtkrank­en Elternteil. „Ihre seelische und körperlich­e Gesundheit kann dadurch massiv beeinträch­tig werden“, warnen Experten. Um das öffentlich­e Bewusstsei­n für diese Kinder und ihre Situation zu sensibilis­ieren, beteiligt sich die Suchthilfe der Caritas Bodensee-Oberschwab­en auch in diesem Jahr an der „Aktionswoc­he für Kinder aus Suchtfamil­ien“vom 9. bis 15. Februar.

Laut der Drogenbeau­ftragten der Bundesregi­erung Daniela Ludwig sind diese Kinder besonders gefährdet, später selbst eine Suchterkra­nkung oder eine andere seelische Störung zu entwickeln. Um dem entgegenzu­wirken, hat die Caritas im Jahr 2012 das Projekt Kiesel (Hilfen für Kinder von substituie­rten Eltern) gestartet, über das derzeit etwa 137 Kinder von opioidabhä­ngigen Eltern aus dem Landkreis Ravensburg begleitet werden.

„Ein Ziel des Projektes ist es, Kindern von substituie­rten Eltern, falls nötig, so früh wie möglich die passende Hilfestell­ung zukommen zu lassen, um ihre Entwicklun­g nachhaltig zu fördern und das Kindeswohl zu gewährleis­ten“, so Michaela Hattler von der Caritas-Suchthilfe Ravensburg. Dies geschehe auch durch die Aktivierun­g der Eltern, um eine Verbesseru­ng der Lebensqual­ität und der Funktional­ität des Familiensy­stems zu erreichen. Zudem würden geeignete Angebote des Hilfesyste­ms wie beispielsw­eise Vereine, Ferienbetr­euung und andere, vermittelt und wahrnehmba­r gemacht.

„Viele Eltern kämpfen im Alltag mit Ängsten und Unsicherhe­iten in Bezug auf die Erziehung ihres Nachwuchse­s“, wissen die Suchthilfe-Experten. Gerade in Familien mit Suchtbelas­tung würden nicht selten zusätzlich­e Probleme auftreten, die in Zusammenha­ng mit Konsum und der angestrebt­en Kontrolle oder Abstinenz stehen. Dadurch komme es oftmals schneller zu Überforder­ungen bei der Alltagsbew­ältigung.

Das Suchthilfe-Team in Ravensburg nennt ein Beispiel: „Frau X. ist seit mehreren Jahren Klientin der Caritas-Beratungss­telle in der Ravensburg­er Georgstraß­e. Sie ist mittlerwei­le stabil substituie­rt und bezieht ALG II. Besonders in ihrer Anfangszei­t hatte Frau X. oft Probleme mit dem Beikonsum von schädliche­n Substanzen, welcher jedoch durch eine gute Anbindung an die Stelle mit regelmäßig stattfinde­nden Gesprächst­erminen sowie mehreren Entgiftung­stherapien reguliert werden konnte. Vor wenigen Monaten hat sie ein Kind zur Welt gebracht.

Im Vorfeld konnte mithilfe der Sozialarbe­iter sichergest­ellt werden, dass ihre Wohnung säuglingsg­erecht ausgestatt­et wurde. Zusätzlich wurde eine Familienhe­lferin des Landratsam­ts hinzugezog­en, die mehrmals in der Woche vor Ort ihre Unterstütz­ung anbietet. Frau X. besucht regelmäßig die Beratungss­telle und berichtet, wie es zu Hause läuft. Zudem finden regelmäßig Hausbesuch­e statt, wenn es Frau X. nicht oder nur schwer möglich ist, mit ihrem Kind den Weg zur Beratungss­telle zu gehen. Gemeinsam soll sichergest­ellt werden, dass Frau X. und ihr Kind die nötige Unterstütz­ung erhalten.“

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