Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ausbilder sind wichtiger denn je
Ausbilderforum zum Thema Digitalisierung im Berufsbildungswerk Adolf Aich
- Globalisierung, Digitalisierung und ein scheinbar rasanter Wandel der ganzen Berufswelt: Was bedeutet das für junge Menschen mit Beeinträchtigungen und ihre Ausbilderinnen und Ausbilder? Kirsten Vollmer vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat im Ravensburger Berufsbildungswerk Adolf Aich (BBW) der Stiftung Liebenau vor Mitarbeitenden über „Ausbildung und Beschäftigung in Zeiten und im Zeichen beschleunigter Prozesse“gesprochen.
Doch um was geht es bei der Ausbildung eigentlich? „Sie soll Jugendliche dazu befähigen, eine berufliche Handlungsfähigkeit zu erwerben“, so Vollmer. Das heißt, sich mit den angeeigneten Kenntnissen und Fähigkeiten in einer sich wandelnden Arbeitswelt zurechtzufinden. Und ein solcher Wandel vollzieht sich gerade mit der digitalen Revolution. „Es gab immer schon unerwartete Ereignisse, die unsere Arbeitsprozesse verändert haben“, man denke nur an die Industrialisierung. Und doch stellen uns Digitalisierung und Globalisierung vor ganz neue Herausforderungen.
Was da gerade in der Berufswelt
Kirsten Vollmer vom Bundesinstitut für Berufsbildung (links) im Gespräch mit Monika Kordula, Leiterin der Abteilung Bildung und Arbeit im Berufsbildungswerk der Stiftung Liebenau.
passiert, hat die gemeinsam von BIBB und Bundesbildungsministerium gestartete „Initiative Berufsbildung 4.0“untersucht. Die Erkenntnisse: Die Digitalisierung betrifft alle, auch wenn sie, je nach Betrieb und Branche, in verschiedenen GeAufgaben
schwindigkeiten verläuft. So gebe es heute „ein Nebeneinander von konventionellen und digitalisierten Arbeitsumgebungen“. Der Trend sei klar: „Routinetätigkeiten werden sicher weiter abnehmen.“Stattdessen wachsen mit der Komplexität der
auch die Anforderungen an die Fachkräfte. Digitale Fertigkeiten und Fachwissen sind gefragt, aber auch Kreativität, Flexibilität und Sozialkompetenz.
Der Wandel sei überall spürbar, vollziehe sich aber doch meist innerhalb der einzelnen Berufe, wie Kirsten Vollmer betont: „Horrorszenarien, nach denen ganze Berufsfelder komplett verschwinden, können wir nicht bestätigen.“Immer beliebter wird zum Beispiel die Fachinformatik, die sich auch im Ausbildungsangebot des Ravensburger BBW findet: „IT-Berufe sind ein Ergebnis, zugleich aber auch ein Treiber der Digitalisierung.“
Ob im Computerbereich oder im traditionellen Handwerk: „Die Erstausbildung ist wichtig als Fundament“, aber lediglich „ein Prozess innerhalb des lebenslangen Lernens.“So wachse die Bedeutung von Fort- und Weiterbildung. Aber dieses Lernen verlaufe bei jedem anders, nicht immer linear und häufig auch mit Brüchen und Umwegen. „Gerade sie wissen das“, so Vollmer zu den Lehrkräften mit Hinweis auf die vielfältigen und meist von Problemen begleiteten Biografien der jungen Menschen im BBW.