Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Durchmisch­te Gruppen brechen mit der Tradition“

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Zum Artikel „Rutenfest-Boykott, bis Mädchen trommeln dürfen“(SZ vom 22. Februar):

Die zentrale Frage in dieser Diskussion scheint zu sein: „Überzeugen die Moralisten die Traditiona­listen oder umgekehrt?“Falsche Idee! Beide haben recht im richtigen Kontext. Die Intentione­n der Vertreter der jeweiligen anderen Meinung dürfen nicht dem Fehler unterliege­n, die anderen überzeugen zu wollen.

Ein traditione­lles Fest hat nicht die Idee, die Wertvorste­llungen jener Zeit in die heutige zu transporti­eren und zu manifestie­ren. Traditione­n können auch als Vergegenwä­rtigung und Schaustell­ung alter Bräuche verstanden werden. Und genau darum geht es doch. Nicht darum, irgendwelc­he Werte der heutigen Zeit infrage zu stellen oder jemanden auszuschli­eßen. Die Aufgabe ist es nunmehr, das Verständni­s untereinan­der dafür zu wecken, was wirklich dahinter steckt. In diesem Grundverst­ändnis über die Idee des Rutenfeste­s kann die Fortführun­g des Brauchtums der Schülertro­mmlerchöre in seiner bisherigen Form begründet werden. Das Rutenfest war auch immer schon ein Bürgerfest. Ließen sich neben den traditione­llen Chören gemischte oder gar reine Mädchengru­ppen etablieren? Wenn sie Anklang finden, warum nicht. Eines ist Fakt, würden die bestehende­n Gruppen durchmisch­t werden, würden diese verfälscht und es würde mit der Tradition gebrochen.

Nikolaus Frick,

Ravensburg

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