Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schülerinnen gestalten ein „Fastentuch“
Anatomisch geformtes Herz aus Landkarten hängt in der Ravensburger Liebfrauenkirche
RAVENSBURG (sz) - Seit Aschermittwoch ist das große Kreuz im Chorbogen der Liebfrauenkirche hinter einem überdimensionalen Herz verschwunden. Das anatomische geformte Herz ist in seinen einzelnen Teilen aus Landkarten zusammengesetzt. Mit dem großflächigen Kunstwerk greifen Schülerinnen zum neunten Mal das Motto der Fastenpredigtreihe auf – die heuer „Heimat-Los“lautet, so die katholische Seelsorgeeinheit Ravensburg Mitte. Die Schülerinnen des Kunstprofils am Welfen-Gymnasium hätten das übersetzt in Anlehnung an den ElvisSong „Home is where the heart is“(zu Deutsch: „Heimat ist dort, wo dein Herz ist“).
In der Predigtreihe schwinge die Sehnsucht nach verlorener Heimat und der Impuls von Heimat als Schicksal mit und die Frage, was Heimat genau ausmacht: Ort, Beziehungen oder Erfüllung im beruflichen oder freiwilligen Engagement. Zum Auftakt der Reihe am Sonntag, 1. März, um 17 Uhr werden die jungen Künstlerinnen Rosanna Schwarz und Jette Rist in die Symbolik ihres Werkes einführen.
Entstanden ist das etwa 5,50 Meter breite und sieben Meter hohe Fastentuch laut Mitteilung aus ausgemusterten Schullandkarten, die ihr Kunstlehrer Uli Schubert in den vergangenen Jahren gesammelt hat. Diese seien zugeschnitten, lackiert, verklebt und genietet worden. Mithilfe von Segellatten sei das Tuch stabilisiert worden. Insgesamt sei man mit einem schmalen Budget von etwa 200 Euro zusätzlichen Materialkosten für Lack und Befestigungsmaterialien ausgekommen, so der Pädagoge.
An die 40 Stunden hätten die angehenden Abiturientinnen außerhalb des Unterrichts an Nachmittagen oder in Pausen investiert. Das Projekt werde für die Unterrichtsnote honoriert.
Für die Elftklässlerinnen und ihren Lehrer vermittelt die patchworkartige Riesenlandkarte nach Angaben der Seelsorgeeinheit einen weit gefächerten Begriff von Heimat: Oft ergänzten sich viele geografische Herkünfte in Familien, Schulklassen, Vereinen oder Betrieben zu einer „collagierten Herzenslandkarte und in den seltensten Fällen besteht das Herz nur aus Oberschwaben“. Das Bild zeige auch die globale Dimension von Heimat, die gemeinsame Weltkugel zu einer anderen Form zusammengesetzt.
Das Herz wiederum erscheine als anatomisches Organ, als Symbol für Leben und Bewegung im biologischen aber auch emotionalen Sinne. Es lasse sich zudem auch vom christlichen Glauben her deuten, der Menschen Heimat vermitteln könne. „Unsere Heimat ist im Himmel“, ist auch die zweite Fastenpredigt am 8. März mit einem Zitat aus dem Brief des Apostels Paulus an die neutestamentliche Gemeinde von Philippi überschrieben.
Mit dem Kunstobjekt wird die kirchliche Tradition der Kreuzverhüllung während der 40-tägigen Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern aufgegriffen.