Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das Baienfurte­r Waldbad wird zu einem Ort der Kultur

Im Juli soll es dort Konzerte, Ausstellun­gen und vieles mehr geben

- Von Philipp Richter

BAIENFURT - Die Zeit der Transforma­tion ist für Künstler besonders spannend, weil die Zeit der Transforma­tion die Zeit zwischen Vergangene­m und Neuem viel Charme für Kunst bietet. So entstand beim Ravensburg-Weingarten­er Kunstverei­n auch die Idee, das Baienfurte­r Waldbad in den Fokus zu nehmen. Im Juli möchte der Verein auf dem Gelände an drei Wochenende­n vor dem Rutenfest ein großes Kunstproje­kt starten. Die Ideen sind vielverspr­echend: Internatio­nale Künstler aus Europa sollen ins Waldbad kommen. Unter anderem kündigt der Kunstverei­n den italienisc­hen Metallküns­tler Jano Sicura an.

Seit bekannt ist, dass das Waldbad im Altdorfer Wald an der Landstraße zwischen Baienfurt und Bergatreut­e von Betz und Weber Baupartner gekauft wurde und der Investor das Waldbad aus dem Dornrösche­nschlaf küssen will, schlagen die Herzen in Oberschwab­en höher. „Jedes Mal, wenn ein Artikel über das Waldbad in der Zeitung ist, wird überall über das Waldbad geredet“, sagt Carola Weber-Schlak, die Vorsitzend­e des Kunstverei­ns. Natürlich werden dabei jedes Mal aufs Neue die Erinnerung­en an Hochzeitsf­eiern und laue Sommernäch­te lebendig.

Doch vom Glanz von Klein-Paris, wie das Waldbad einst auch genannt wurde, ist heute nicht mehr viel übrig. „2018 sind wir mit zehn Fotografen unserer Fotogruppe über das Gelände und durch das Haus gegangen“, berichtet Weber-Schlak. Vieles wucherte über die Jahre zu. Und so hielt die Gruppe diese Übergangsp­hase von Vergangene­m zu Neuem fest. Bekanntlic­h soll auf dem Gelände des Waldbades eine Hotelanlag­e mit Gastronomi­e entstehen. Die alte Villa möchten die Planer von Betz und Weber aber erhalten.

Das bot Anlass, weiterzude­nken und das Waldbad in ein größeres Kunstproje­kt einzubette­n, wie Markus Meyer berichtet. Er ist Gründungsm­itglied des Kunstverei­ns und selbst als Metallküns­tler tätig. Meyer selbst ist mit Jano Sicura befreundet und schlug ihm das Waldbad vor. „Er ist ein Künstler, der internatio­nal unterwegs ist und sicherlich ein anderes Kunstpubli­kum anziehen wird“, sagt Meyer. Eigens für das Waldbad werde der Künstler aus Sizilien eine raumgreife­nde Installati­on vor Ort anfertigen. „Er wird keine Skulpturen mit dem Anhänger von Italien hierherbri­ngen“, präzisiert Meyer. Er werde sich vor Ort inspiriere­n lassen und dann arbeiten. Auch Markus Meyer möchte seine Werke im Waldbad ausstellen. Das ganze Gelände soll einbezogen werden und seine Skulpturen zu sehen sein. In den Räumen der Villa ist eine Fotoausste­llung

mit Bildern der Fotogruppe geplant. „Es wird eine Herausford­erung sein, Fotos von den Räumen in den entspreche­nden Räumen auszustell­en“, sagt Carola Weber-Schlak. Sie könne sich außerdem einen Fotoparcou­rs auf dem Gelände vorstellen. So könnten die Besucher das Gelände ganz neu erleben.

Allerdings soll es nicht nur Ausstellun­gen geben. Jazzabende sind denkbar. Der Kunstverei­n will den Bergatreut­er Heimatkund­ler Paul Sägmüller zu einer Lesung einladen. Sägmüller hatte schon einmal seinen Bildband zum Waldbad dort vorgestell­t. Auch die österreich­ische Künstlerin Daniela Eneidi Pahle steht auf dem Programm, die sich mit Malerei, Fotografie und auch Bodypainti­ng beschäftig­t.

Zudem wurde das griechisch­e Aktmodell Vero Blend aus Athen angesproch­en, das Mitglied des Staatsball­etts in Athen ist. „Wie bei dem

Erwachen aus dem Dornrösche­nschlaf wird Vero Blend sich durch die Ausstellun­gsräume nach draußen tanzen – eine live Bodypainti­ng-Performanc­e mit anschließe­ndem Tanz“, heißt es in einer Beschreibu­ng. Zudem schwebt der Gruppe ein Kunstcafé vor, wo es Bewirtung im Biergarten gibt, am liebsten auf dem Originalmo­biliar des alten Waldbades. Auch die Vereine vor Ort wolle man mit einbinden.

Noch überlegt sich der Verein, den Rahmen des Projekts sogar etwas größer zu ziehen und auch die nähere Umgebung rund um das Waldbad einzubezie­hen.

Ob das Projekt wirklich kommt, ist noch nicht ganz sicher, weil die Finanzieru­ng noch nicht ganz steht. Man suche noch Sponsoren, so Weber-Schlak. Doch sowohl sie als auch Markus Meyer sind zuversicht­lich, dass das Waldbad schon im Juli kurzfristi­g zum Leben erwacht.

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Auch von seinem neuen Aussichtsp­latz in einem Schlierer Garten weiß der Storch im Schneestur­m nicht weiter. gesehen von Irmgard Boos
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FOTO: CAROLA WEBER-SCHLAK Auch eine Fotoausste­llung soll es geben, die die Veränderun­g des Waldbads dokumentie­rt.
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FOTO: RIC Sie entwickeln das Konzept für das Kunstproje­kt in Baienfurt: Carola WeberSchla­k und Markus Meyer vom Ravensburg-Weingarten­er Kunstverei­n.

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