Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Jetzt kommt wieder alles ins Lot
Vermutlich ist das nichts Neues für Sie: Die Erde benötigt im
Jahr 365 Tage, fünf Stunden, 48 Minuten, 45 Sekunden und noch einen Wimperschlag mehr, um die Sonne zu umrunden. Auch wenn Verschwörungstheoretiker oftmals das Gegenteil behaupten: Ja, die Erde dreht sich um die Sonne und nicht andersrum, sie ist zudem ein Ball und keine Scheibe. Selbst wenn einem auf diesem Planeten nicht selten sehr viele Dinge ziemlich platt vorkommen.
In diesem Jahr muss die Erde wie so mancher Angestellte oder Arbeiter Überstunden machen. Denn sie ist einfach zu langsam beim Umkreisen der Sonne. Das hat sie nun davon: nachsitzen! Zur Strafe für ihre Behäbigkeit wurde vor geraumer Zeit der 29. Februar eingeführt, und der ist heute. Denn nur so bringt man den Kalender wieder ins Lot.
Der 29. Februar wird weltweit gefeiert oder gemieden – je nach Kultur. Die Engländer zum Beispiel vergessen an diesem Tag, der nur alle vier Jahre vorbeischaut, ihre weltweit anerkannte Esskultur. Statt Fish and Chips mit einem Schuss Brexit gibt es dort an diesem Tag traditionell Froschschenkel auf den Pappteller. Darüber lachen sogar die Froschesser auf der anderen Seite des Kanals. In anderen Teilen Europas – wie in Griechenland – gilt der 29. Februar hingegen als Unglückstag, so wie bei uns das Weihnachtsessen mit den Schwiegereltern.
Findige Schwaben dagegen heiraten oftmals gern am 29. Februar, denn dann braucht man der Gattin nur alle vier Jahre einen Blumenstrauß mitzubringen, was den Geldbeutel
enorm schont. Glück gehabt!
Glück hatten in dieser Woche auch alle Fasnetshasser: Die närrische Zeit, die man nicht ernst genug nehmen kann, ist vorbei. Die Fasnetsfans wurden am Rosenmontag dafür mit Sonnenschein und Frühlingswetter belohnt, sodass das fünfte Bierchen nach dem Ravensburger Narrensprung gemütlich in einer Außenwirtschaft eingenommen werden konnte. Der Tag war also ein voller Erfolg. Nicht unbedingt für den interessierten Beobachter, der sich in vielen Fällen fragte, ist das jetzt ein Häs oder läuft der immer so rum? Sondern für die Sammler von Altglas und PET-Flaschen, die nach dem Umzug voll auf Kosten kamen, die sie überhaupt nicht hatten.
Durchwachsen war hingegen die Narrenverbrüderung am Samstag. Die Stadtspitze aus Weingarten bot alles an Personal auf (schön), die drei Ravensburger Bürgermeister glänzten allesamt durch Abwesenheit, weil sie vermutlich andernorts Flaschen einsammelten (nicht schön). Beim anschließenden Sockenweitwurf gewann Weingarten (schön), Ravensburg verlor (nicht schön). Immerhin gab August Schuler als Bürgermeister-Vertreter sein Bestes (oder warf Milka-Präsident Christoph Stehle die Socken? So genau weiß man das nie... die Ähnlichkeit ist einfach zu verblüffend).
Letztlich wurde aber doch alles gut. Die Narren verbrüderten sich, auch die auf der Bühne am Holzmarkt. Wie schön! Jetzt fehlt nur noch der Frühling. Und der/die/das Vorfreude aufs Rutenfest*innen.
Ein coronafreies Wochenende Ihnen!