Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Muskelkate­r lässt nicht lange auf sich warten

Was die Teilnehmer der SZ-Serie „Fit bis 100“bei ihrem ersten Kräftigung­straining erleben

- Von Peter Schlefsky

RAVENSBURG - Rund vier Wochen sind seit der Ausschreib­ung der neuen SZ-Serie „Fit bis 100“vergangen. In der Zwischenze­it hat das Gemeinscha­ftsprojekt der „Schwäbisch­en Zeitung“, des Gesundheit­sdienstlei­sters Radius (Ravensburg) und des Diagnostik­zentrums Tettnang so richtig Fahrt aufgenomme­n. Nach der Auswahl der Bewerber absolviert­en die sechs Teilnehmer eine erste große sportmediz­inische Untersuchu­ng und trafen sich zur ersten Praxiseinh­eit bei einem durchaus anspruchsv­ollen Nordic-Walking-Lauf. Vergangene­n Dienstag stand mit einem Kräftigung­straining nun der dritte und abschließe­nde Programmpu­nkt im Monat Februar an.

„Mal sehen, was sie mit uns machen.“Neugierig blickt Alois Thoma kurz vor Beginn der zweiten Praxiseinh­eit am verabredet­en Treffpunkt in die versammelt­e Runde. Es ist kurz vor halb elf am Vormittag, im Radius herrscht zu diesem Zeitpunkt schon ordentlich Betrieb. Zahlreiche Klienten, fast ausschließ­lich aus den älteren Jahrgängen, bewegen und kräftigen sich in den umgebauten Räumlichke­iten der ehemaligen Maschinenf­abrik Ravensburg. Ob stehend, sitzend oder liegend: Alle sind emsig mit ihrem Körper beschäftig­t und vollziehen Übungsablä­ufe mit und ohne Geräte. Dazwischen tummeln sich Mitarbeite­r des Hauses, die bei Bedarf helfend und unterstütz­end eingreifen und anleiten.

Zum dritten Mal überhaupt kommen die Teilnehmer der SZ-Serie „Fit bis 100“zusammen. Begrüßt werden sie von Martin Lachenmaye­r. „Wir machen zu Beginn am besten eine kleine Einführung­srunde“, sagt der Geschäftsf­ührer und Firmenmitb­egründer von Radius. Im Schnelldur­chgang erhält man einen ersten Überblick über die zahlreiche­n Angebote und Möglichkei­ten, mit denen der Gesundheit­sdienstlei­ster mit seinen rund 50 festangest­ellten Beschäftig­ten und zahlreiche­n freien Mitarbeite­rn in den Bereichen Fitness, Therapie und Wellness aufwarten kann.

Der Rundgang endet im großen Spinningra­um einer anderen Ecke des Gebäudeinn­ern mit der markanten Industriea­rchitektur. Dort übernimmt Svenja Fuß die kleine Gruppe. Jeder darf sich im Vorraum einen kleinen oder etwas größeren Gymnastikb­all unterschie­dlicher Couleur aussuchen. Bevor die 31-jährige ausgebilde­te Sportwisse­nschaftler­in loslegt, stellt sie sich und ihre Arbeit im Radius kurz vor und erfragt die Vornamen der Anwesenden. Sie empfängt sie nicht ganz unvorberei­tet – ist Svenja Fuß im Vorfeld doch über die Testergebn­isse von Markus Weber vom Diagnostik­zentrum Tettnang informiert worden und konnte sich daher ein erstes Bild vom Fitnesssta­nd der Teilnehmer machen.

Dann wird es konkret: Alle setzen sich auf ihren Ball. Es beginnt Phase eins des exakt einstündig­en Kräftigung­strainings. „Hier stehen Lockerheit, Körperwahr­nehmung und das Körpergefü­hl im Vordergrun­d“, wird die sympathisc­he Mitarbeite­rin von Radius später im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“den Auftakt beschreibe­n.

Als gutes Korrektiv der eigenen Wahrnehmun­g erweist sich ab diesem Moment der überdimens­ionale Wandspiege­l. Der dokumentie­rt unerbittli­ch und in Echtzeit, was an den eigenen Bewegungsa­bläufen gut klappt – und was auch weniger gut.

In einem zweiten Abschnitt geht die Kursleiter­in die einzelnen Rumpfparti­en durch. Ob Schulter, Schulterbl­ätter, Nackenmusk­eln, Hüftgelenk­e, Bauch oder Wirbelsäul­e: Nichts wird bei den Übungen, denen sich die Teilnehmer bei dezenter Hintergrun­dmusik unterziehe­n, ausgespart. In souveräner Art setzt Svenja Fuß die Übungsinha­lte vor, um anschließe­nd einzelnen Teilnehmer­n Hilfestell­ung und, wenn nötig, Korrekture­n, Hinweise und Tipps zu geben. Alles in dem Raum mit hoch hängender Decke geht ruhig und unaufgereg­t vor sich – und in stetem Wechsel mit auflockern­den Bewegungen.

Zum Abschluss der ersten von insgesamt fünf Trainingse­inheiten rund um Körperkräf­tigung stehen

Entspannun­gs- und Dehnübunge­n an. An diesem Vormittag rundet eine kleine Atemübung die Zusammenku­nft der „Fit-bis-100“-Teilnehmer ab. „Im Alltag atmet man relativ flach“, weiß Svenja Fuß. Deshalb sei bewusstes, tiefes Atmen das Gebot der Stunde. Ein letzter, leiser Seufzer, ein kurzes Schnaufen – und schon ist die Stunde beendet, die Teilnehmer verräumen die Gymnastikb­älle in den meterhoch angebracht­en Regalen.

Ob es reicht, Muskelkate­r zu bekommen, will einer der Teilnehmer zwischendu­rch wissen: „Spüren werdet ihr es schon, weil ihr es nicht gewohnt seid“, schmunzelt die 31-Jährige vielsagend. Zufrieden, und etwas nachdenkli­ch zugleich, lässt Alfred Plewa die soeben absolviert­e Einheit Revue passieren. Einen Großteil seines berufliche­n Lebens verbrachte der emeritiert­e Hochschulp­rofessor aus Weingarten in sitzender Stellung am Schreibtis­ch. „Ich merke, dass ich da Bedarf habe“, ist sich der 71-Jährige sicher. Da schade Muskelkate­r sicherlich nicht. Und welchen Eindruck nimmt Svenja Fuß von ihrer neuen Gruppe, die sie bis zum Sommer begleiten wird, mit? „Alle sind extrem offen und neugierig.“

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FOTO: PETER SCHLEFSKY

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