Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Muskelkater lässt nicht lange auf sich warten
Was die Teilnehmer der SZ-Serie „Fit bis 100“bei ihrem ersten Kräftigungstraining erleben
RAVENSBURG - Rund vier Wochen sind seit der Ausschreibung der neuen SZ-Serie „Fit bis 100“vergangen. In der Zwischenzeit hat das Gemeinschaftsprojekt der „Schwäbischen Zeitung“, des Gesundheitsdienstleisters Radius (Ravensburg) und des Diagnostikzentrums Tettnang so richtig Fahrt aufgenommen. Nach der Auswahl der Bewerber absolvierten die sechs Teilnehmer eine erste große sportmedizinische Untersuchung und trafen sich zur ersten Praxiseinheit bei einem durchaus anspruchsvollen Nordic-Walking-Lauf. Vergangenen Dienstag stand mit einem Kräftigungstraining nun der dritte und abschließende Programmpunkt im Monat Februar an.
„Mal sehen, was sie mit uns machen.“Neugierig blickt Alois Thoma kurz vor Beginn der zweiten Praxiseinheit am verabredeten Treffpunkt in die versammelte Runde. Es ist kurz vor halb elf am Vormittag, im Radius herrscht zu diesem Zeitpunkt schon ordentlich Betrieb. Zahlreiche Klienten, fast ausschließlich aus den älteren Jahrgängen, bewegen und kräftigen sich in den umgebauten Räumlichkeiten der ehemaligen Maschinenfabrik Ravensburg. Ob stehend, sitzend oder liegend: Alle sind emsig mit ihrem Körper beschäftigt und vollziehen Übungsabläufe mit und ohne Geräte. Dazwischen tummeln sich Mitarbeiter des Hauses, die bei Bedarf helfend und unterstützend eingreifen und anleiten.
Zum dritten Mal überhaupt kommen die Teilnehmer der SZ-Serie „Fit bis 100“zusammen. Begrüßt werden sie von Martin Lachenmayer. „Wir machen zu Beginn am besten eine kleine Einführungsrunde“, sagt der Geschäftsführer und Firmenmitbegründer von Radius. Im Schnelldurchgang erhält man einen ersten Überblick über die zahlreichen Angebote und Möglichkeiten, mit denen der Gesundheitsdienstleister mit seinen rund 50 festangestellten Beschäftigten und zahlreichen freien Mitarbeitern in den Bereichen Fitness, Therapie und Wellness aufwarten kann.
Der Rundgang endet im großen Spinningraum einer anderen Ecke des Gebäudeinnern mit der markanten Industriearchitektur. Dort übernimmt Svenja Fuß die kleine Gruppe. Jeder darf sich im Vorraum einen kleinen oder etwas größeren Gymnastikball unterschiedlicher Couleur aussuchen. Bevor die 31-jährige ausgebildete Sportwissenschaftlerin loslegt, stellt sie sich und ihre Arbeit im Radius kurz vor und erfragt die Vornamen der Anwesenden. Sie empfängt sie nicht ganz unvorbereitet – ist Svenja Fuß im Vorfeld doch über die Testergebnisse von Markus Weber vom Diagnostikzentrum Tettnang informiert worden und konnte sich daher ein erstes Bild vom Fitnessstand der Teilnehmer machen.
Dann wird es konkret: Alle setzen sich auf ihren Ball. Es beginnt Phase eins des exakt einstündigen Kräftigungstrainings. „Hier stehen Lockerheit, Körperwahrnehmung und das Körpergefühl im Vordergrund“, wird die sympathische Mitarbeiterin von Radius später im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“den Auftakt beschreiben.
Als gutes Korrektiv der eigenen Wahrnehmung erweist sich ab diesem Moment der überdimensionale Wandspiegel. Der dokumentiert unerbittlich und in Echtzeit, was an den eigenen Bewegungsabläufen gut klappt – und was auch weniger gut.
In einem zweiten Abschnitt geht die Kursleiterin die einzelnen Rumpfpartien durch. Ob Schulter, Schulterblätter, Nackenmuskeln, Hüftgelenke, Bauch oder Wirbelsäule: Nichts wird bei den Übungen, denen sich die Teilnehmer bei dezenter Hintergrundmusik unterziehen, ausgespart. In souveräner Art setzt Svenja Fuß die Übungsinhalte vor, um anschließend einzelnen Teilnehmern Hilfestellung und, wenn nötig, Korrekturen, Hinweise und Tipps zu geben. Alles in dem Raum mit hoch hängender Decke geht ruhig und unaufgeregt vor sich – und in stetem Wechsel mit auflockernden Bewegungen.
Zum Abschluss der ersten von insgesamt fünf Trainingseinheiten rund um Körperkräftigung stehen
Entspannungs- und Dehnübungen an. An diesem Vormittag rundet eine kleine Atemübung die Zusammenkunft der „Fit-bis-100“-Teilnehmer ab. „Im Alltag atmet man relativ flach“, weiß Svenja Fuß. Deshalb sei bewusstes, tiefes Atmen das Gebot der Stunde. Ein letzter, leiser Seufzer, ein kurzes Schnaufen – und schon ist die Stunde beendet, die Teilnehmer verräumen die Gymnastikbälle in den meterhoch angebrachten Regalen.
Ob es reicht, Muskelkater zu bekommen, will einer der Teilnehmer zwischendurch wissen: „Spüren werdet ihr es schon, weil ihr es nicht gewohnt seid“, schmunzelt die 31-Jährige vielsagend. Zufrieden, und etwas nachdenklich zugleich, lässt Alfred Plewa die soeben absolvierte Einheit Revue passieren. Einen Großteil seines beruflichen Lebens verbrachte der emeritierte Hochschulprofessor aus Weingarten in sitzender Stellung am Schreibtisch. „Ich merke, dass ich da Bedarf habe“, ist sich der 71-Jährige sicher. Da schade Muskelkater sicherlich nicht. Und welchen Eindruck nimmt Svenja Fuß von ihrer neuen Gruppe, die sie bis zum Sommer begleiten wird, mit? „Alle sind extrem offen und neugierig.“