Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Land stellt hohen Zuschuss in Aussicht
In Sachen Turmbau im Wurzacher Ried ist nach Sicht des Ministeriums nun die Stadt am Zug
BAD WURZACH - „Vielversprechend“nennt der CDU-Landtagsabgeordnete Raimund Haser die Antworten, die er vom Umweltministerium des Landes auf seine Fragen zum Bau eines Aussichtsturms im Wurzacher Ried erhalten hat. Wie schnell es vorangeht, liegt demnach offenbar alleine in den Händen der Bad Wurzacher.
Von diesem Turm aus sollen Besucher einen weitreichenden Blick in die abgesperrten Bereiche des Naturschutzgebiets erhalten. Auf dem Wunschzettel der Stadt steht sein Bau schon seit Jahren weit oben – und ist auch eine ausdrückliche Empfehlung des Europarats, der das Ried mit dem Europadiplom ausgezeichnet hat. Das größte Problem ist bislang die Finanzierung des Baus.
Das Ministerium macht nun Hoffnung, dass das Land die Hälfte der Kosten zuschießt. „Nach Information des zuständigen Justizministeriums kommt eine Förderung über das Tourismusinfrastrukturprogramm grundsätzlich in Frage“, heißt es in der von Minister Franz Untersteller (Grüne) unterzeichneten Antwort auf Hasers sogenannte Kleine Anfrage. Grundvoraus-setzung für eine Förderung sei neben der kommunalen Trägerschaft ein stichhaltiger Nachweis einer überwiegend touristischen Nutzung. „Zudem muss die Gesamtfinanzierung des Projekts gesichert sein. Bei prädikatisierten Kommunen wie Bad Wurzach könnte der Zuschuss nach Erfüllung der vorgenannten Anforderungen bis zu 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten betragen.“Und natürlich muss die Stadt Bad Wurzach einen entsprechender Förderantrag auch stellen.
Auch zur Standortfrage bezieht das Ministerium klar Stellung. Der von jeher favorisierte Platz beim ehemaligen Torfwerk Haidgau habe sich bei Überprüfungen „insbesondere aus naturschutzfachlichen Gesichtspunkten als einziger, grundsätzlich geeigneter Standort herausgestellt“.
Zu beachten sei dabei der Denkmalschutz, so das Ministerium. „Aus dem betroffenen Bereich im Wurzacher Ried sind bisher keine feuchtbodenarchäologische Funde oder Fundstellen bekannt. Das Moorgebiet Wurzacher Ried beinhaltet jedoch grundsätzlich archäologische Kulturdenkmäler, welche nach Denkmalschutzgesetz geschützt sind. Vorgeschichtliche, römische, mittelalterliche und neuzeitliche archäologische Zeugnisse könnten bei den Bauarbeiten zutage treten.“Entsprechende Voruntersuchungen seien daher nötig. Ein Gutachten zur Gestaltung des Turmes liegt laut Ministerium vor, ohne näher darauf einzugehen. Zudem prüfe die Stadt Bad Wurzach derzeit „die Möglichkeiten der Finanzierung“ihres kommunalen Anteils.
Die Stadtverwaltung bestätigt diese Prüfung, will aber keine Einzelheiten dazu und zur Gestaltung des Turms nennen. „Bisherige Überlegungen zur konkreten Ausführung, zum genauen Standort und zu den Kosten“würden derzeit überarbeitet. „Wir gehen davon aus, dass wir in absehbarer Zeit mit dem Gemeinderat über die weitere Vorgehensweise sprechen können“, heißt es aus dem Rathaus.
Vor gut zwei Jahren hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit dem damaligen Bürgermeister Roland Bürkle und seiner bereits feststehenden Nachfolgerin Alexandra Scherer (beide CDU) das Ried besichtigt. Damals hatte es geheißen, der Turm solle etwa mehr als 30 Meter hoch werden und aus Holz und/ oder Stahl bestehen. Die Kosten wurden nicht zuletzt aufgrund des schwierigen Fundamentbaus auf moorigem Untergrund auf gut 700 000 Euro geschätzt.
Bürgermeisterin Alexandra Scherer hatte in den vergangenen Wochen mehrfach den Turmbau angesprochen und stets Optimismus verbreitet. „Wir arbeiten alle auf Hochtouren an diesem Projekt“, so Scherer im Januar in einem Pressegespräch und zeigte sich überzeugt, dass es gelinge, „noch in diesem Jahr einen großen Schritt zu gehen“.
Die Planungen stünden „zwar noch am Anfang“, wiederholte sie diese Einschätzung in ihrer kurz darauf im Gemeinderat gehaltenen Haushaltsrede. Die Stadt wolle aber in diesem Jahr „ein ordentliches Stück weiterkommen. „Dieses Projekt kann ein Highlight für Bad Wurzach werden, eine Attraktion, die unser bedeutendes Naturschutzgebiet in ein noch besseres Licht rücken kann.“
Der CDU-Landtagsabgeordnete Raimund Haser teilt diesen Optimismus: „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Weichen noch vor Ende dieser Legislaturperiode in Richtung Turmbau stellen können.“Diese Legislaturperiode läuft im Frühjahr 2021 aus.