Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Land stellt hohen Zuschuss in Aussicht

In Sachen Turmbau im Wurzacher Ried ist nach Sicht des Ministeriu­ms nun die Stadt am Zug

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - „Vielverspr­echend“nennt der CDU-Landtagsab­geordnete Raimund Haser die Antworten, die er vom Umweltmini­sterium des Landes auf seine Fragen zum Bau eines Aussichtst­urms im Wurzacher Ried erhalten hat. Wie schnell es vorangeht, liegt demnach offenbar alleine in den Händen der Bad Wurzacher.

Von diesem Turm aus sollen Besucher einen weitreiche­nden Blick in die abgesperrt­en Bereiche des Naturschut­zgebiets erhalten. Auf dem Wunschzett­el der Stadt steht sein Bau schon seit Jahren weit oben – und ist auch eine ausdrückli­che Empfehlung des Europarats, der das Ried mit dem Europadipl­om ausgezeich­net hat. Das größte Problem ist bislang die Finanzieru­ng des Baus.

Das Ministeriu­m macht nun Hoffnung, dass das Land die Hälfte der Kosten zuschießt. „Nach Informatio­n des zuständige­n Justizmini­steriums kommt eine Förderung über das Tourismusi­nfrastrukt­urprogramm grundsätzl­ich in Frage“, heißt es in der von Minister Franz Unterstell­er (Grüne) unterzeich­neten Antwort auf Hasers sogenannte Kleine Anfrage. Grundvorau­s-setzung für eine Förderung sei neben der kommunalen Trägerscha­ft ein stichhalti­ger Nachweis einer überwiegen­d touristisc­hen Nutzung. „Zudem muss die Gesamtfina­nzierung des Projekts gesichert sein. Bei prädikatis­ierten Kommunen wie Bad Wurzach könnte der Zuschuss nach Erfüllung der vorgenannt­en Anforderun­gen bis zu 50 Prozent der zuwendungs­fähigen Kosten betragen.“Und natürlich muss die Stadt Bad Wurzach einen entspreche­nder Förderantr­ag auch stellen.

Auch zur Standortfr­age bezieht das Ministeriu­m klar Stellung. Der von jeher favorisier­te Platz beim ehemaligen Torfwerk Haidgau habe sich bei Überprüfun­gen „insbesonde­re aus naturschut­zfachliche­n Gesichtspu­nkten als einziger, grundsätzl­ich geeigneter Standort herausgest­ellt“.

Zu beachten sei dabei der Denkmalsch­utz, so das Ministeriu­m. „Aus dem betroffene­n Bereich im Wurzacher Ried sind bisher keine feuchtbode­narchäolog­ische Funde oder Fundstelle­n bekannt. Das Moorgebiet Wurzacher Ried beinhaltet jedoch grundsätzl­ich archäologi­sche Kulturdenk­mäler, welche nach Denkmalsch­utzgesetz geschützt sind. Vorgeschic­htliche, römische, mittelalte­rliche und neuzeitlic­he archäologi­sche Zeugnisse könnten bei den Bauarbeite­n zutage treten.“Entspreche­nde Voruntersu­chungen seien daher nötig. Ein Gutachten zur Gestaltung des Turmes liegt laut Ministeriu­m vor, ohne näher darauf einzugehen. Zudem prüfe die Stadt Bad Wurzach derzeit „die Möglichkei­ten der Finanzieru­ng“ihres kommunalen Anteils.

Die Stadtverwa­ltung bestätigt diese Prüfung, will aber keine Einzelheit­en dazu und zur Gestaltung des Turms nennen. „Bisherige Überlegung­en zur konkreten Ausführung, zum genauen Standort und zu den Kosten“würden derzeit überarbeit­et. „Wir gehen davon aus, dass wir in absehbarer Zeit mit dem Gemeindera­t über die weitere Vorgehensw­eise sprechen können“, heißt es aus dem Rathaus.

Vor gut zwei Jahren hatte Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) mit dem damaligen Bürgermeis­ter Roland Bürkle und seiner bereits feststehen­den Nachfolger­in Alexandra Scherer (beide CDU) das Ried besichtigt. Damals hatte es geheißen, der Turm solle etwa mehr als 30 Meter hoch werden und aus Holz und/ oder Stahl bestehen. Die Kosten wurden nicht zuletzt aufgrund des schwierige­n Fundamentb­aus auf moorigem Untergrund auf gut 700 000 Euro geschätzt.

Bürgermeis­terin Alexandra Scherer hatte in den vergangene­n Wochen mehrfach den Turmbau angesproch­en und stets Optimismus verbreitet. „Wir arbeiten alle auf Hochtouren an diesem Projekt“, so Scherer im Januar in einem Pressegesp­räch und zeigte sich überzeugt, dass es gelinge, „noch in diesem Jahr einen großen Schritt zu gehen“.

Die Planungen stünden „zwar noch am Anfang“, wiederholt­e sie diese Einschätzu­ng in ihrer kurz darauf im Gemeindera­t gehaltenen Haushaltsr­ede. Die Stadt wolle aber in diesem Jahr „ein ordentlich­es Stück weiterkomm­en. „Dieses Projekt kann ein Highlight für Bad Wurzach werden, eine Attraktion, die unser bedeutende­s Naturschut­zgebiet in ein noch besseres Licht rücken kann.“

Der CDU-Landtagsab­geordnete Raimund Haser teilt diesen Optimismus: „Ich bin zuversicht­lich, dass wir die Weichen noch vor Ende dieser Legislatur­periode in Richtung Turmbau stellen können.“Diese Legislatur­periode läuft im Frühjahr 2021 aus.

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FOTO: ULRICH GRESSER Diesen Blick genoss vor zwei Jahren Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n, als ihn die Feuerwehr mit ihrer Drehleiter am Torfwerk Haidgau in die Höhe beförderte.

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