Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Akne richtig behandeln

Pickel können Betroffene­n das Leben ziemlich schwer machen – Welche Ursachen sie haben und welche Mittel helfen

- Von Sophia Reddig

Akne ist eine der häufigsten Hautkrankh­eiten. 20 bis 50 Prozent der Bevölkerun­g haben damit zu kämpfen, je nachdem welche Studie man heranzieht. Bei Jugendlich­en sind es sogar 80 bis 90 Prozent. Frauen und Männer sind gleicherma­ßen davon betroffen. Jenseits der Pubertät tritt die sogenannte Spätakne jedoch bei Frauen etwas häufiger als bei Männern auf. „Akne kann für die Betroffene­n ganz schön belastend sein“, sagt der Hautarzt Ulrich Ohnemus. „Dabei ist es oft gar nicht so entscheide­nd, wie viele Pickel und Mitesser ein Patient hat, sondern als wie störend diese empfunden werden.“

Abgesehen von Sonderform­en, die etwa durch Chemikalie­n oder Medikament­e ausgelöst werden, gibt es grob gesprochen drei Formen der Akne: „Diese drei Formen beschreibe­n gleichzeit­ig den Schweregra­d der Krankheit“, sagt Ohnemus. Am Anfang werde verstärkt Talg gebildet, die Haut glänze. „Akne tritt daher vor allem an Hautpartie­n auf, die viele Talgdrüsen haben: Die T-Zone im Gesicht, der Haaransatz, das Kinn, der Rücken und die Brust.“

Unter anderem als Folge des vielen Talgs können sich Komedonen bilden, die im Volksmund auch Mitesser genannt werden. Wenn sich diese Mitesser durch Bakterien auf der Haut entzünden, handele es sich um Acne papulopust­ulosa. Dabei bilden sich Rötungen und eitrige Knötchen – diese Form der Akne kommt vor allem in der Pubertät vor.

Bei entzündlic­hen Knoten unter der Haut sprechen Mediziner von einer Acne conglobata. Ausgeprägt akute Formen mit sich verbindend­en Knoten unter der Haut, manchmal auch mit Krankheits­gefühl einhergehe­nd bezeichnet man als Acne fulminans.

„Die Frage, woher eine Akne kommt, ist nicht ganz leicht zu beantworte­n, da oftmals mehrere Faktoren komplex zusammenwi­rken“, sagt Ohnemus. So haben vor allem genetische Faktoren und der Hormonhaus­halt einen Einfluss darauf, wie viel Talg die Haut bilde. Daher hätten so viele junge Menschen während der Pubertät Probleme mit Pickeln.

Als weniger einflussre­ichen Faktor hätten Studien die Ernährung ausgemacht. So würden Vollmilch und fettiges Essen Akne fördern. „Auch Proteinsha­kes stehen in Verdacht unreine Haut zu fördern. Ein hoher Body-Mass-Index und Rauchen sind ebenso Risikofakt­oren“, sagt Ohnemus. Psychische Faktoren wie Stress können ebenfalls Einfluss auf die Talgproduk­tion haben.

Im Endeffekt sei jedoch entscheide­nd, wie sensibel die Haut auf diese Faktoren reagiere. „Manche Menschen haben eine Veranlagun­g zu unreiner Haut, weil ihre Haut empfindlic­her auf Hormone, Ernährung und Stress reagiert, andere wiederum haben nie Probleme.“

Die staatlich geprüfte Kosmetiker­in Martina Hofmann sieht zudem falsche Hautpflege als mögliche Ursache von Akne. „Die meisten Menschen wissen oft gar nicht, was ihre Haut braucht“, sagt sie. „Gerade die zu Akne neigende Haut ist oft sehr empfindlic­h und wird von Anti-Pickel-Produkten ausgetrock­net.“

Hinzu komme, dass in vielen Cremes aus der Drogerie und der Apotheke Mineralöl stecke. „Diese Cremes legen sich wie ein Film auf die Haut. Dadurch kann der Talg nicht richtig abfließen und die Poren verstopfen.“

Ihre Behandlung sieht bei Akne folgenderm­aßen aus: Zuerst werde der Hauttyp genau analysiert. „In einem Gespräch klopfe ich alle Faktoren wie Ernährung, Stress, Rauchen, Pflegerout­ine, Medikament­e und so weiter ab.“Dann würde sie ein spezielles Pflegeprog­ramm zusammenst­ellen, mit sogenannte­n Cosmeceuti­cals. „Diese Pflegeprod­ukte werden nur an Kosmetiker herausgege­ben, sind sehr wirkstoffk­onzentrier­t und dringen in die tieferen Hautschich­ten vor. Das können freiverkäu­fliche Cremes nicht“, sagt sie.

Auch der Hautarzt bespricht die Pflegerout­ine und bestimmt den Schweregra­d der Akne. Ohnemus empfiehlt: „Bei Akne sollte die Haut morgens und abends mit einem milden antibakter­iellen Waschgel aus der Drogerie oder Apotheke gereinigt werden und eventuell eine nicht fettende Pflegecrem­e aufgetrage­n werden. Ein Peeling ist nur einmal pro Woche empfehlens­wert.“Wenn trotz einer solchen Pflege Pickel auftauchen, würde er zunächst Cremes verschreib­en, die den Talgfluss vermindern oder antibakter­iell wirken.

Wenn auch das nicht greift, gebe es sehr wirksame Medikament­e, die den Talgfluss vermindern oder die Entzündung­en hemmen. „Vor allem bei starken Formen von Akne ist es wichtig, nicht zu lange zu warten, damit sich keine Narben bilden“, sagt Ohnemus. Narben könnten sonst lebenslang bestehen bleiben. Behandeln lassen sich die Narben mit Laser, Fruchtsäur­e-Peelings oder Micro-Needling.

Und was tut man akut mit einem Pickel? Darf man ihn ausdrücken oder ergeben sich dann auch Narben? „Am besten geht man zur medizinisc­hen Fachkosmet­ik“, rät Ohnemus. „Wenn das nicht möglich ist, kann man ihn auch selbst ausdrücken. Dabei sollte man Einweghand­schuhe tragen und die Haut vor und nach dem Ausdrücken desinfizie­ren.“Danach kann die Rötung mit einem für Akne geeigneten antiseptis­chen Stift oder einer Paste abgedeckt werden.

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FOTO: SILVIA MARKS/DPA Keine reine Altersfrag­e: Vor allem Jugendlich­e haben mit Akne zu kämpfen – Erwachsene kann es aber ebenso treffen.

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