Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein weises Urteil
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Die „Schwäbische Zeitung“erweckt mit der Überschrift („Breite Kritik an Sterbehilfe-Urteil“) den Eindruck, dass breite Schichten der Bevölkerung dieses Urteil kritisieren. Meine umfassenden Informationen am Tag der Urteilsverkündung in zahlreichen Kommentaren, Stellungnahmen und Äußerungen einer großen Anzahl von Privatpersonen in den sozialen Medien, lassen diesen Rückschluss keineswegs zu! Dass Vertreter der beiden großen Kirchen, Lebensschützer und Palliativmediziner sich kritisch äußern, mag nachvollziehbar sein. Dass nach christlichem Verständnis der Mensch sein Leben in die Hände Gottes legt, ist ebenfalls erklärbar.
Bedenklich scheint mir aber zu sein, dass in Leitartikel und Kommentar des Chefredakteurs eindeutige Hinweise auf das „zentrale Recht“eines jeden Menschen, sein eigenes Leben selbstbestimmt zu beenden, vollkommen fehlen! Der Autor stellt hingegen die Frage: „Wer entscheidet, welche Leiden ertragbar sind und welche nicht?“Genau diese Frage hat das Gericht beantwortet: Es entscheidet der Betroffene selbst!
Die hoch verantwortlichen Aufgaben der Kirchen, Verbände und Mediziner sehe ich nun darin, Betroffene zu begleiten, zu beraten und zu unterstützen. Wobei nach meinem Verständnis absolut der Wille des Menschen im Vordergrund zu stehen hat und nicht das Verständnis der Kirche. Hoffen wir, dass die Politik glasklare Regelungen finden wird, die diesem Urteil vollumfänglich entsprechen. Parteipolitische Gedankenspiele verbieten sich. Alle Beteiligten (Mediziner, Pflegepersonal. Angehörige und Juristen), vor allem aber die Betroffenen selbst, haben Anspruch auf absolute juristische Klarheit! Detlev M. Baunach, Laupheim