Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Digitale Destille soll Qualität von Obstbränden verbessern
STUTTGART (lsw) Schnapsbrennen ist schwer: Bis zu 30 Prozent der Spirituosen von Kleinbrennern weisen Qualitätsabweichungen oder sogar Mängel auf, sagt Andreas Metzler, Vorsitzender des Verbandes der Klein- und Obstbrenner Südwürttemberg-Hohenzollern. Wenn es an Aromen fehlt oder der Schnaps nicht so schmeckt, wie er soll, kann das zum Beispiel an überreifem Obst oder aber an den Temperaturen beim Destillieren liegen. Wissenschaftler der Uni Hohenheim wollen das Brennen deshalb nun digital erforschen und den Obstbrennern mit ihren neuen Erkenntnissen bei der Qualität Hilfestellung leisten. Um sie zu gewährleisten, müssten die Brenner sehr viel über die Verfahrenstechnik wissen. Die komplexen Vorgänge in einer Schnapsbrennanlage soll die Brennerei 4.0 der Hohenheimer Wissenschaftler herausdestillieren. Für rund 40 000 Euro hat die Hochschule eine Destillationsanlage digitalisieren lassen – unter anderem prüfen Sensoren darin die Temperaturen. „Bisher wusste niemand, was in solch einer Anlage genau geschieht“, sagt ein Hochschulsprecher. Beim Brennen wird die alkoholhaltige Maische unten im Kessel erhitzt, die heißen Alkoholdämpfe im oberen Teil der Destille anschließend aber auch wieder gekühlt. Verbandschef Andreas Metzler befürwortet die Versuche. Ob die neue Technologie die Qualität maßgeblich erhöhen kann, sieht er kritisch: „Ich gehe davon aus, dass auch in 20 Jahren noch 30 Prozent der Brände Mängel haben werden“, sagt er: „Die Ansprüche der Verbraucher steigen.“