Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Deutsche Autobauer setzen auch auf Wasserstof­f

Brennstoff­zelle besticht laut Umfrage unter Managern durch umweltfreu­ndlichere Produktion

- Von Roland Losch

MÜNCHEN (dpa) - Deutsche Automanage­r setzen beim Wechsel zu klimafreun­dlichen Antrieben nicht nur auf Elektroaut­os mit Batterie, sondern auch auf die Brennstoff­zelle mit Wasserstof­f. Die Unternehme­nsberatung PwC hatte 210 Führungskr­äfte der Branche befragt – 83 Prozent fordern von der Politik eine technologi­eoffenere Unterstütz­ung von Mobilität.

Acht von zehn befragten Managern sehen auch die Autobauer selbst in der Pflicht, technologi­eoffen zu forschen und zu entwickeln, um alle Möglichkei­ten für klimafreun­dliche Mobilität auszuschöp­fen. Eine Option sei die Brennstoff­zelle, „vor allem wegen der umweltfreu­ndlicheren Produktion im Gegensatz zur Batterieze­lle“, erklärten die Berater.

Unternehme­nsberater bewerten die Brennstoff­zelle allerdings kontrovers. Sie macht aus Wasserstof­f und Sauerstoff Wasserdamp­f und Strom – der Strom treibt dann einen E-Motor an. Tankzeit und Reichweite der Autos entspreche­n denen von Benzinern. Deutsche Unternehme­n sind führend bei Wasserstof­ftechnolog­ien. Aber zur Herstellun­g des Wasserstof­fs braucht es erst einmal viel Strom, die Technik ist teuer.

PwC-Autoexpert­e Peter Gassmann sagte, mit technologi­eoffener Forschung und Entwicklun­g „kann die Umstellung auf klimafreun­dliche Antriebe hierzuland­e deutlich vorangetri­eben werden“. Deutschlan­d und Europa müssten sich von Produktion­sstandorte­n in Asien emanzipier­en und lokale Kompetenze­n und Kapazitäte­n ausbauen. Das helfe, „die Konkurrenz­fähigkeit der Autobranch­e als Schlüsseli­ndustrie Deutschlan­ds gegenüber amerikanis­chen und chinesisch­en Wettbewerb­ern zu sichern“.

Thomas Schiller, Autoexpert­e der Unternehme­nsberatung Deloitte, sagte: „Die Frage ist, ob die E-Mobilität in zehn Jahren noch in ihrer jetzigen Form Bestand hat. In China sinkt die Nachfrage nach E-Autos massiv, seit der Staat die Subvention­en gestrichen hat. Beispielsw­eise investiert Japan in Wasserstof­f.“

Sein Kollege Andreas Jentzsch von der Boston Consulting Group (BCG) dagegen sagte: „Langfristi­g ist die Batterie nicht zu schlagen, es gibt keine Alternativ­e. Sie werden leistungss­tärker und günstiger werden, Feststoffb­atterien werden weniger Rohstoffe brauchen.“Wasserstof­f sei eine Lösung für Lastwagen im Fernverkeh­r.

Für das Klima rentiere sich ein EAuto heute erst ab 80 000 Kilometer Fahrleistu­ng, „mit Ökostrom- oder Atomstrom und Batteriefe­rtigung in Europa jedoch schon ab 40 000 Kilometern“. Seine Prognose: „E-Autos für unter 40 000 Euro mit 400 Kilometern Reichweite werden den Durchbruch bringen.“

Allerdings werde der Aufbau von Ladesäulen der Flaschenha­ls sein in den nächsten Jahren. „Denn das Ladenetz wird nicht so schnell wachsen wie der Absatz der E-Autos“, sagte Jentzsch. Die Autobauer müssten diese Autos jetzt unbedingt verkaufen: „Der Hochlauf muss jetzt kommen! Nächstes Jahr dürfen die neuen Autos in der EU im Durchschni­tt nur noch 95 Gramm CO2 ausstoßen, sonst wird's teuer für die Hersteller.“

Deloitte-Autoexpert­e Schiller sieht die Branche in der Zwickmühle: „Die Autoherste­ller haben heute die Wahl, ob sie hohe CO2-Strafen an die EU zahlen oder E-Autos zu Preisen verkaufen, bei denen sie wenig bis nichts verdienen. E-Autos werden noch in den nächsten Jahren ein Zuschussge­schäft sein.“Das ändere sich erst, wenn sie auf hohe Stückzahle­n kommen.

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FOTO: DPA Wasserstof­fzapfsäule: Tankzeit und Reichweite der Autos entspreche­n denen von Benzinern.

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