Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
In der Nordstadt ist Wohnheim geplant
Zimmer in der Innenstadt sind begehrt, aber die Preise für Studenten-WGs ziehen an
RAVENSBURG - Der Wohnungsmarkt in Ravensburg ist enorm angespannt. Auch für Studenten werden die Mietpreise immer happiger. Die meisten der 2400 jungen Menschen, die an der DHBW in Ravensburg studieren, wünschen sich eine Bleibe nah an der Hochschule – und am liebsten in der Innenstadt. Ein neues Wohnheim in zentraler Lage ist in Planung.
In der von Ravensburger DHBWStudenten selbst entwickelten Online-Börse „Dualhome“ist unter anderem ein 14-Quadratmeter-Zimmer in einer WG um die Ecke der DHBW für 320 Euro monatlich zu haben; ein 24 Quadratmeter großes WG-Zimmer kann man für 395 Euro mieten, eines mit 25 Quadratmetern für 550 Euro. Die Zimmer in den Studentenwohnheimen sind teilweise günstiger: Beim Konstanzer Studentenwerk Seezeit, das in Gebäuden in Weingartshof und der Tettnanger Straße insgesamt 169 Plätze zur Verfügung stellt, kostet das günstigste WG-Zimmer 242 Euro, die Durchschnittsmiete liegt bei 300 Euro monatlich – inklusive aller Nebenkosten. Die zwischen zehn und 30 Quadratmeter großen Zimmer sind ebenso möbliert wie im Wohnheim des Studentenwerks Weiße Rose e.V. in der Weststadt. Hier gibt es 93 möblierte Zimmer in Dreier- und ViererWGs, die zwischen 270 und 510 Euro kosten. Am begehrtesten sind die 15, mit eigener Küche und eigenem Bad ausgestatteten Apartments, wie Patrick Stäbler von der Weißen Rose auf Anfrage mitteilt.
Auch die 116, zwischen 20 und 26 Quadratmeter großen, möblierten Mikroapartments des i-live-Gebäudes in der Georgstraße mit angedockten Lerninseln, Gemeinschafts-, Wasch- und Fitnessräumen sind „immer annähernd zu 100 Prozent ausgelastet“, wie Inga Schieber von i-live sagt. Obwohl zu den 400 Euro für kleinere und 465 Euro für größere Apartments noch jeweils 100 Euro Nebenkosten obendrauf kommen.
Meist stehen mehr Bewerber bei den Studentenunterkünften Schlange als Wohnungen oder Zimmer zu vergeben sind: „In der Regel sind unsere Wohnanlagen ausgelastet“, sagt etwa Seezeit-Sprecherin Corinna Voigt. Ende September 2019 habe man 48 Bewerbern absagen müssen. Viele Studenten hätten aber Doppelbewerbungen laufen. Patrick Stäbler vom Verein Weiße Rose hält den Ball flach: Man sei ausgelastet, aber „es ist nicht so, dass wir uns vor Bewerbern
kaum retten können“. Das könne auch daran liegen, so zumindest sein Eindruck, dass es viele Studenten in die Ravensburger Innenstadt zieht.
Der stellvertretende Studierendensprecher der DHBW, Alexander Walz, bestätigt das: So gut etwa die Studentenwohnheime oder die „kleinen, feinen Wohnungen“von i-live bei seinen Kommilitonen ankommen – so gerne wollten viele doch ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft in der Altstadt ergattern. Denn: „Da kommt man nach dem Feiern besser nach Hause und hat außerdem immer jemanden um sich herum.“Obwohl er als Einheimischer das Problem nicht hat, bekommt Walz oft mit, dass es für Studenten immer schwieriger wird, in Ravensburg eine Bleibe zu finden, „in der es sich aushalten lässt“. Außerdem sei das Wohnen hier – in Relation zu Größe und Lage der Stadt – für Studenten inzwischen „schon sehr teuer geworden“.
Geradezu absurd teuer, findet Ravensburgs Baubürgermeister Dirk Bastin. Um „mehr Profit herauszuschlagen“würden etliche Hausbesitzer ihre Mehrzimmer-Wohnungen nicht (mehr) als Gesamtobjekt an Familien, sondern lieber zimmerweise an Studenten vermieten. Daher wünscht er sich, dass „für studentische Zwecke mehr angemessener Wohnraum zu angemessenen Preisen“entsteht. Nicht zuletzt, damit Familien dann wieder eher eine Chance auf eine (einigermaßen bezahlbare) Innenstadtwohnung haben. Der Bürgermeister setzt da unter anderem auf die Aalener i-liveGruppe, die deutschlandweit bereits an 22 Standorten sogenannte Lifestyle-Apartments hingestellt hat, neun weitere baut und nochmal sieben plant. Dabei versteht man sich laut Inga Schieber als Systemdienstleister, der das Konzept entwickelt, die Häuser baut, die Wohnungen verkauft, aber weiterhin für Betrieb und Betreuung des jeweiligen Standorts zuständig bleibt. Laut Bastin hat i-live „großes Interesse an einem zweiten Projekt“in Ravensburg, sucht allerdings noch nach einem Grundstück. Schieber bestätigt das auf Anfrage nicht.
Dafür sitzt das Bauunternehmen Manfred Löffler aus Hohentengen, das in Weingarten bereits die Studentenwohnanlage B2 an der Ravensburger Straße/Burachstraße gebaut hat, in den Startlöchern: „Wir planen auch in Ravensburg eine Studentenwohnanlage, sind aber noch ganz am Anfang“, bestätigt Tobias Löffler auf SZ-Anfrage. Momentan sei man in Bezug auf das Areal in der Zeppelinstraße, auf dem sich derzeit noch die Kreishandwerkerschaft befindet, in der Vorplanung. Löffler: „Das dauert aber sicher noch.“
Die Seezeit will in Ravensburg kein Gebäude hochziehen. Schließlich habe man in den vergangenen zehn Jahren „in der Region rund 1300 Zimmer neu gebaut oder saniert“, erläutert Corinna Voigt. Daher stünden nun allenfalls Instandsetzung oder der WLAN-Ausbau an. Allerdings überlege man, die in Konstanz schon länger installierte Zimmerbörse, bei der Vermieter auf der Seezeit-Website Angebote einstellen können, in Zusammenarbeit mit der Stadt Ravensburg auch hier einzuführen.
Das Projekt „Wohnen für Hilfe“, bei dem Studenten ihre Vermieter im Alltag unterstützen und so einen Teil der Miete sparen, soll ebenfalls an mehreren Standorten ins Rollen gebracht werden. Bastin bezweifelt allerdings, dass es in Ravensburg funktioniert: Die Stadt habe schon mal etwas Ähnliches angestoßen, es auch aktiv beworben – und ist damit bis auf zwei erfolgreiche Vermittlungen baden gegangen.