Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Trinkwasser-Projekt geht in die Bauphase
Wasserverband will Quellen und Brunnen in Aulendorf nutzen – Fragen zur Leitungsführung
KREIS RAVENSBURG - Die Bauarbeiten für die Erschließung einer Trinkwasser-Quelle nahe des Aulendorfer Mahlweihers stehen in den Startlöchern. Die Quelle ist Teil eines Projekts des Wasserversorgungsverbands Schussen-Rotachtal, der auf die Suche nach neuen Trinkwasser-Reservoirs gegangen ist und in Aulendorf fündig wurde. Seit einigen Jahren plant er nun bereits die Neufassung von Quellen im Buchwald und eines alten Brunnens am Mahlweiher. Neben der Stadt Aulendorf werden mit dem Wasser auch die Gemeinden Berg, Fronreute, Horgenzell, Wilhelmsdorf und Wolpertswende sowie die Wasserversorgungsgruppe Wolketsweiler versorgt.
Immer mehr Einwohner in den Verbandsgemeinden aber auch Trockenperioden samt Deckelung der Wasserentnahme haben den Versorgungsverband 2009 aktiv werden lassen. Damals nämlich wurde die Entnahmemenge des Brunnens in Unteressendorf reduziert, der derzeit allerdings die einzige eigene Entnahmestelle des Verbands darstellt. Je nach Grundwasserstand darf der Verband dort maximal zwischen 30 und 43 Liter pro Sekunde entnehmen. Um den Wasserbedarf künftig weitgehend ohne Fremdlieferungen zu decken, muss der Verband neue Quellen anzapfen.
„Neue Quellen“ist im Falle Aulendorfs nun aber nicht ganz richtig, denn sowohl der Brunnen als auch die Quellen sind bekannt. Der Brunnen wurde 1929 gebaut, wird aber seit 1966 nicht mehr genutzt, die wiederentdeckten Quellen im Buchwald, oberhalb des Hochbehälters Katzensteig und des Verbandsgebäudes, wurden bereits 1894 gefasst und dienten seinerzeit als erste öffentliche Wasserversorgung der Stadt. Ursprünglich wollte der Verband mit der neuen Erschließung des Brunnens bereits vor einem Jahr beginnen, doch das Projekt verzögerte sich (SZ berichtete).
Wie der Verband nun in einer Pressemitteilung schreibt, sind die Planungen und Genehmigungsverfahren
weitgehend abgeschlossen. Im März soll die Umsetzung beginnen. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich das ganze Jahr über andauern. Allerdings sollen die Arbeiten „über derzeit noch nicht bekannte Zeiträume unterbrochen“werden, um zu beobachten, wie sich die Grundwasserstände bei Entnahmebedingungen verhalten.
Ab Anfang März werden im Bereich des Brunnens am Mahlweiher kommunale Wasserleitungen sowie der dortige Waldweg verlegt. Die Arbeiten übernimmt die Aulendorfer Firma Heydt. Der Kiesweg von der L 285 zum Brunnen wird für die Öffentlichkeit in diesem Bereich voraussichtlich vier Wochen lang nicht nutzbar sein. Am Brunnenschacht selbst wird aber vorerst nicht gearbeitet. Zum einen, um den Leitungsarbeiten nicht in die Quere zu kommen, zum anderen weil noch nicht klar ist, ob die neuen Wasserleitungen wie geplant in Privatgrund verlegt werden können. Sollte dies nicht möglich sein, will der Verband auf öffentlichen Grund ausweichen. Neu erschlossen werde der Brunnen aber auf jeden Fall, sagt Verbandstechniker Joachim Schneider, denn er soll künftig bis zu 126 000 Kubikmeter Trinkwasser im Jahr liefern. Aus den Quellen erhofft sich der Verband zusätzlich 78 000 Kubikmeter.
Im Buchwald wird die erste von drei möglichen Quellen voraussichtlich ab Mitte März angegangen. Die auf Brunnen- und Quellenbau spezialisierte Firma Scharpf wird zunächst eine Baugrube rund drei Meter tief ausheben und Lanzen senkrecht bis in den Grundwasserleiter hinabtreiben, um die Ergiebigkeit der Quelle zu ermitteln. „Die Quelle 1 ist die ergiebigste. Möglicherweise können wir das Wasser, das wir benötigen, schon an dieser allein fassen. Dann könnten wir auf die Quellen zwei und drei verzichten“, erläutert Schneider das Vorgehen. Die Nutzung der Wege im Arbeitsund Zufahrtsbereich wird für die Dauer der Maßnahme nicht oder nur eingeschränkt möglich sein.
Rund um die Quellen und den Brunnen werden, wenn klar ist, wo genau die Quellfassung zum Liegen kommet, Wasserschutzgebiete ausgewiesen. Der Wasserversorgungsverband rechnet mit rund 1,25 Millionen Euro, die das Brunnen- und QuellenProjekt in Aulendorf kosten wird.
Wann genau das erste Wasser der Aulendorfer Quellen aus den Wasserhähnen in den Verbandsgemeinden kommt, kann derzeit noch niemand sicher sagen. Zu abhängig sind die komplexen Bauarbeiten von den Überraschungen, die im Erdreich auf sie warten. Nur so viel sagt Schneider: „Wir rechnen mit Ende des Jahres.“