Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Friedrich der Größte

Der Bob-Dominator feiert bei seiner Heim-WM in Altenberg Doppelsieg Nr. 3

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ALTENBERG (SID) - Francesco Friedrich hat in seiner Heimat endgültig den Thron des Bobsports erobert. Der Sachse gewann am Sonntag bei der WM auf seiner Hausbahn in Altenberg auch das extrem enge Vierer-Rennen, führte dabei einen deutschen Dreifachsi­eg an und darf sich nun Rekordwelt­meister nennen – gleichauf mit dem legendären Italiener Eugenio Monti, der seine Erfolge vor rund 60 Jahren gefeiert hatte.

„Das ist Wahnsinn, mit so einem Herzschlag­finale. Wir haben das gerade so über die Klinge gebracht“, sagte Friedrich: „Es war schon sehr schwierig bei den Bedingunge­n. Am Ende stand die eins. Das zählt.“

Der Entscheidu­ng war eines der engsten Rennen der letzten Jahre vorausgega­ngen. Nur fünf Hundertste­l lag Friedrich nach vier Läufen vor Johannes Lochner, weitere 18 Hundertste­l dahinter holte Nico Walther Bronze – für den 29-Jährigen war es eine Medaille zum Abschied: Er verkündete wenig später sein Karriereen­de. Nach einem schweren Trainingsu­nfall im Herbst, bei dem ein Halswirbel verletzt wurde, sei er nicht mehr bereit, das nötige Risiko zu gehen.

Am Sonntag trug er aber noch einmal zu einem Kampf um jede Hundertste­l bei. Alles wurde überstrahl­t vom Sieg Friedrichs, mit dem gleich einige Bestmarken fielen. Mit insgesamt neun Titeln im Vierer und Zweier liegt er nun gleichauf mit Monti, zudem holte er wie Bob-Ikone Andre Lange dreimal in Folge Vierer-Gold. Das dritte Doppel aus Zweier- und Vierer-Titel schaffte Friedrich als Erster. Bemerkensw­ert, aber wohl nicht das Ende der Geschichte. Friedrich ist 29, für einen Bob-Piloten noch kein Alter. Die einzige Bestmarke, die ihm noch fehlt, sind die vier Olympische­n Goldmedail­len von Lange. Gut möglich, dass ihm gleich zwei Winterspie­le – in Peking 2022 und in Mailand 2026 – bleiben, um das zu erreichen.

Ausgerechn­et auf seiner Heimbahn in Altenberg sprach aber lange Zeit einiges dafür, dass Friedrichs WM-Serie endet. Schon zuvor hatte Bundestrai­ner Rene Spies das Viererrenn­en zum

Kampf um Hundertste­l erklärt und dabei ausdrückli­ch die internatio­nalen Größen eingeplant: Justin Kripps aus Kanada und den Letten Oskars Kibermanis. Schon zur Halbzeit deutete sich ein Krimi an. Die ersten fünf Starter lagen innerhalb von neun Hundertste­l, die Reihenfolg­e: Walther, Kibermanis, Lochner, Friedrich und Kripps – der Kanadier war zeitgleich mit Friedrich, musste nach Lauf zwei aber wegen eines Muskelfase­rrisses im Oberschenk­el aussteigen.

In Lauf drei spitzte sich das Geschehen weiter zu. Kibermanis fiel zurück, dafür rückten die drei Deutschen näher zusammen: Friedrich und Walther gleichauf an der Spitze, Lochner eine Hundertste­l dahinter. Auffällig dabei, dass Friedrich tendenziel­l mehr Fahrfehler beging als seine Gegner, dank seiner starken Startzeite­n aber gleichauf lag.

„Das ist geil, was alle hier abliefern“, sagte Lochner, „eine Hundertste­l ist quasi nichts. Da darf man eigentlich nicht mehr drüber nachdenken, sonst geht es in die Hose. Kopf ausschalte­n und runter ins Ziel.“

Das gelang wie so oft Friedrich am besten. Der letzte Lauf wurde zur Prüfung nicht nur im Kampf um Gold, zwei Schlitten aus dem hinteren Feld stürzten auf der schwierige­n Bahn spektakulä­r, dazu setzte über dem Erzgebirge auch noch Regen ein, der sich wenig später in Schnee verwandelt­e. Im Finale kam Friedrich fehlerfrei durch die Eisrinne – mal wieder.

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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA

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