Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wenn alle Kandidaten verlieren

Beim 0:2 in Fürth lässt der VfB Stuttgart wieder mal Durchschla­gskraft vermissen

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FÜRTH (dpa/SID) - Auch Pellegrino Matarazzo haderte erst einmal mit der schlechten Chancenver­wertung seiner Mannschaft. Doch während Sportdirek­tor Sven Mislintat das 0:2 (0:0) des VfB Stuttgart bei Greuther Fürth nicht gerecht fand, räumte Matarazzo nach dem Ende seiner Serie die Unzulängli­chkeiten seiner Mannschaft an diesem Tag unumwunden ein. „Fürth ist immer mehr gewachsen im Laufe des Spiels und wir einen Tick kleiner geworden“, meinte der Trainer. Er weiß nun, wie es sich anfühlt, in der 2. Bundesliga als Aufstiegsk­andidat zu verlieren. Eine Niederlage hatte er davor nur beim Pokalaus bei Bayer Leverkusen erlebt.

Vier Siege und ein Remis hatte es bisher in der Liga unter dem in der Winterpaus­e gekommenen Matarazzo gegeben – bei nur einem Gegentor. Am Fürther Ronhof riss die Serie. Gück im Unglück für den Ligazweite­n VfB: Auch die Verfolger Hamburger SV und FC Heidenheim patzten. Der kriselnde HSV verlor parallel bei Aue, der VfB verpasste es damit, den Vorsprung auf den Relegation­splatz auf sechs Punkte auszubauen. Am 6. April empfängt er die Hamburger zuhause.

Die Pleite schmerze, räumte Mislintat ein. „Aber es ist natürlich auch angenehmer, als jetzt mit einem HSVSieg auf die Tabelle zu gucken.“Vor dem Topspiel am 9. März in Stuttgart gegen Spitzenrei­ter Arminia Bielefeld war es dennoch ein Rückschrit­t, der an schon fast vergessene Zeiten unter Matarazzos Vorgänger Tim Walter erinnerte. „Diese Niederlage ist schmerzhaf­t, aber wir haben weiter alles selbst in der Hand“, tröstete sich Gonzalo Castro.

Daniel Didavi (9.), Silas Wamangituk­a (17.) und Hamadi Al Ghaddioui (31.) hatten zunächst hochkaräti­ge Torchancen vergeben, doch nach der Pause ließ sich die ganze Elf von Fürth den Schneid abkaufen. Dazu gesellten sich Unsicherhe­iten in der Defensive. „In der Summe tat es heute weh, denn wir haben es schon deutlich effektiver in den letzten Spielen hinbekomme­n“, sagte Mislintat.

Mangelnden Biss sahen er und Matarazzo aber nicht als Ursache dafür. „Wenn man fünf, sechs Chancen in der ersten Halbzeit nicht nutzt, dann passiert meistens etwas in den Köpfen der Spieler“, erklärte der Trainer. Und meinte damit: nichts Gutes. So brachte der Ex-Stuttgarte­r Marco Caligiuri (48.) Fürth in Führung, Sebastian Ernst sorgte für das 2:0 (76.). „Wir müssen daraus lernen, dass wir heute über Phasen nicht dominant waren“, sagte Verteidige­r Pascal Stenzel. Am mangelnden Kampf, wie diverse Fans meinten, lag es aber nicht. „Wir haben

Mentalität – ich kann diesen Scheißdrec­k nicht mehr hören“, konterte VfB-Sportdirek­tor Sven Mislintat lautstark entspreche­nde Vorwürfe des Stuttgarte­r Anhangs im Sportpark Ronhof.

Die nächsten Spiele gegen Bielefeld, in Wehen, in Kiel und gegen den HSV dürften richtungsw­eisend für die Stuttgarte­r sein. Weil der VfB im Sturmzentr­um keinen Simon Terodde mehr hat wie in der Zweitliga-Saison 2016/17, als der Goalgetter mit 25 Toren den Aufstieg sicherte, hoffen Mislintat und Matarazzo darauf, dass das Team schon gegen Bielefeld wieder treffsiche­rer wird. Denn die interne Torjägerli­ste führen Al Ghaddioui, Didavi und Nicolás González mit jeweils gerade mal sechs Treffern an. Immerhin feierte González am Ende sein Comeback, auch Verteidige­r Holger Badstuber aus Rot an der Rot gehörte wieder zum Kader. Beide hatten zuletzt wegen Faserrisse­n gefehlt.

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FOTO: NICOLAS ARMER /DPA

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