Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine WM als Verspreche­n für Tokio

Die Heim-WM in Berlin war für die deutschen Bahnrad-Asse ein voller Erfolg – Hinze überragt als Dreifach-Champion

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BERLIN (SID) - Nach der letzten Machtdemon­stration auf der Bahn stemmte Emma Hinze stolz ihr Rad in die Höhe, freudestra­hlend genoss die frisch gekürte Dreifach-Weltmeiste­rin den lautstarke­n Jubel über das sensatione­lle Gold-Triple. Die neue deutsche Sprintköni­gin hatte zum Abschluss der Bahnrad-WM auch im Keirin triumphier­t und wie einst Kristina Vogel drei Titel bei nur einer WM gewonnen.

„Ich brauche ein paar Tage oder Wochen, um das zu realisiere­n. Ich bin jetzt richtig fröhlich, freue mich aber auch auf meinen Urlaub“, sagte Hinze, die Vergleiche mit Vogel vermied: „Ich vergleiche mich eigentlich nicht. Wir sind zwei unterschie­dliche Personen.“Hinze, die erfolgreic­hste Athletin der Titelkämpf­e,

sorgte für einen goldenen Abschluss einer Heim-WM, bei der nicht nur die 22-Jährige mit ihren Leistungen im Berliner Velodrom ein eindrucksv­olles Verspreche­n für die

Olympische­n Spiele in Tokio abgab. Acht Medaillen gewannen die Athleten des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), viermal glänzten diese golden. „Von dieser Weltmeiste­rschaft nehmen unsere Sportlerin­nen und Sportler mehr Rückenwind und Motivation mit als von zehn guten Trainingse­inheiten“, sagte BDR-Sportdirek­tor Patrick Moster.

Allen voran die Sprinterin­nen rasten in die Favoritenr­olle für Olympia. Jegliche Bedenken, dass nach den Karriereen­den der einstigen SprintKöni­ginnen Vogel und Miriam Welte eine Lücke entstehen würde, wurden in Berlin ausgeräumt. Die neuen deutschen Sprintstar­s heißen Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch. Ihre starke Bilanz in Berlin: Gold im Teamsprint, Gold im

Sprint und Keirin (Hinze), Gold im 500-m-Zeitfahren (Friedrich). „Das ist so unfassbar krass vor Olympia“, hatte Friedrich nach ihrem Triumph im Kampf gegen die Uhr gesagt. Bundestrai­ner Uibel, für gewöhnlich ein kritischer, strenger Geist, verzichtet­e auf Understate­ment. „Wir können um die Medaille mitfahren, egal, in welcher Disziplin.“

Einen großen Anteil an den Bahnrad-Festspiele­n hatten auch die Ausdauersp­ezialistin­nen. Der wiedererst­arkte Vierer der Frauen fuhr deutschen Rekord (4:11,039 Minuten) und holte Bronze, in der Einerverfo­lgung legten Lisa Brennauer und Franziska Brauße mit Silber und Bronze nach.

„Wie wir als deutsche Mannschaft gefahren sind, das ist eine ganz große Nummer“, sagte Brennauer:

„Vor dieser WM hat keiner die Vorstellun­g gehabt, wie weit wir wirklich kommen können in Tokio. Da sollten wir ganz viel Mut und Aufwind mitnehmen.“

Der Traum vom dritten Gold erfüllte sich für Roger Kluge und Theo Reinhardt zwar nicht, mit Bronze im Madison feierten sie dennoch einen gelungenen WM-Abschluss. Die mit viel Frauen-Power erzielten Erfolge überstrahl­ten aber die Schwachpun­kte. Der Vierer der Männer verpasste eine Medaille und die angestrebt­e Zeit von unter 3:50 Minuten. Die Lücke zur Weltspitze dürfte bis Tokio aber verkleiner­t werden. Größere Sorgen bereiten die Sprinter. Während Uibel bei den Frauen ein Luxusprobl­em hat, fehlen auf der Gegenseite die Möglichkei­ten.

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FOTO: AFP

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