Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Freiburgs Effizienz ist weg
Trotz zahlreicher Chancen verlieren die Breisgauer auch in Dortmund
DORTMUND (dpa) - Nach einer bis auf die Anfangsphase starken Leistung stand der SC Freiburg beim Vizemeister Borussia Dortmund kurz vor einem Remis, doch wieder mal nutzten die Breisgauer ihre Torchancen nicht. „Am Ende fehlt uns die Abschlussqualität, mit der wir schon seit Wochen Probleme haben“, sagte Trainer Christian Streich. Der Zittersieg des BVB über Freiburg interessierte am Samstagnachmittag allerdings nur am Rande.
Mehr als über das sportliche Geschehen beim 1:0 auf dem Rasen wurde über die Schmähgesänge auf der Dortmunder Südtribüne gegen den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp diskutiert (siehe nächste Seite). Wegen ihrer wiederholten Anfeindungen gegen Hopp waren die BVB-Anhänger zuletzt vom DFB mit einem zweijährigen Auswärtsbann für die Spiele in Sinsheim belegt worden. Diese umstrittene Kollektivstrafe war der Auslöser für die neuerlichen Proteste gegen Hopp und den Verband. Sebastian Kehl war heilfroh, dass der Schiedsrichter die Partie nicht vorzeitig beendete. „Für uns wäre das natürlich eine Katastrophe“, sagte der Dortmunder Lizenzspielerchef.
Doch auch in rein sportlicher Hinsicht entging der Tabellendritte nur mit viel Glück einem empfindlichen Rückschlag im Titelrennen. Denn anders als in den vergangenen Heimspielen mit berauschenden Siegen über Köln (5:1), Union Berlin (5:0), Frankfurt (4:0) und Paris SaintGermain (2:1) offenbarte die Dortmunder Torfabrik diesmal Produktionsprobleme. Immerhin war erneut auf Jadon Sancho Verlass. Das 19 Jahre alte englische Toptalent sorgte mit seinem 14. Saisontreffer (15. Minute) dafür, dass der BVB bei vier Punkten Rückstand auf Schlagdistanz zu Spitzenreiter FC Bayern bleibt. Mit einer ähnlich schwachen Leistung könnte sich dieser Abstand aber bereits am kommenden Spieltag vergrößern.
„In Mönchengladbach muss wesentlich mehr kommen“, sagte Julian Brandt mit Blick auf das Verfolgerduell am kommenden Samstag.
Binnen nur sechs Minuten boten sich den Freiburgern gleich drei Möglichkeiten zum Ausgleich. Jonathan Schmid (68.) schoss knapp vorbei, Vincenzo Grifo (70.) scheiterte mit einem Freistoß an BVB-Torhüter Roman Bürki und Torjäger Nils Petersen (74.) mit einem Kopfball am Dortmunder Abwehrspieler Lukasz Piszczek, der auf der Linie klärte. Mittelfeldspieler Raphael Guerreiro sah es pragmatisch: „Es war zwar kein Spektakel, aber das Ergebnis zählt.“Als Piszczek den Kopfball von Petersen auf der Linie geklärt hatte, schlug Streich an der Seitenlinie die Hände vors Gesicht. Wieder gab es keine Punkte für seine Mannschaft. Nach starker Vorrunde hat Freiburg in sieben Rückrundenpartien der Bundesliga nur vier Tore erzielt und lediglich zweimal gewonnen – und droht, von einem Europa-LeagueKandidaten zum Club im TabellenNiemandsland zu werden.
„In der Vorrunde war die Effizienz gut“, sagte Streich. Seit Anfang Januar aber gebe es „erhebliche Probleme“
mit Krankheiten und Verletzungen. So fehlte in Dortmund neben Changhoon Kwon auch wieder einmal Nationalspieler Luca Waldschmidt. Zudem treffen Petersen und Lucas Höler derzeit nicht. Die Dortmunder gehen trotz des glanzlosen Arbeitssieges mit Rückenwind in die schweren Partien in Mönchengladbach und Paris sowie in das seit jeher umkämpfte Revierderby gegen Schalke. Schließlich gelangen zuletzt vier Pflichtspielsiege in Serie. „Ein solches Spiel wie heute hätten wir in der Hinserie wohl mit einem Remis abgeschlossen“, meinte Kehl.