Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nübel patzt und Schalke taumelt

Sportvorst­and zieht Vergleich mit Robert Enke – Nun geht es gegen den kommenden Club des Torwarts

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KÖLN (SID/dpa) - Alexander Nübel patzte erneut – und der FC Schalke 04 taumelt nach dem 0:3 beim 1. FC Köln durch die Bundesliga. Am Dienstag warten die Bayern im Pokal. Schlimmer als die Niederlage war für Sportvorst­and Jochen Schneider jedoch der Umgang der eigenen Fans mit Torhüter Alexander Nübel. Schneider war noch lange nach Abpfiff sichtlich aufgewühlt – die Anfeindung­en der eigenen Fans gegen Nübel hatten ihm mehr zugesetzt als die herbe Niederlage. „Vor zehn Jahren war das Thema Robert Enke so groß – und wir übergießen einen 23-jährigen Jungen, der einen Fehler macht, mit dieser Art von Häme“, sagte Schneider. „Ich kann es nicht nachvollzi­ehen!“

Mit Tränen in den Augen traute sich Nübel kaum vor die Fans. Beschimpft, ausgepfiff­en und verstört schlich Schalkes Torhüter nach der bitteren Pleite in Köln wie ein Häufchen Elend vom Rasen und verschwand in den Katakomben. Dabei hatte Nübel lange Zeit ein ordentlich­es Spiel abgeliefer­t und die Niederlage gewiss nicht alleine zu verantwort­en. Eine Szene genügte, um diesen Eindruck zu zerstören. Nübel glitt ein harmloser Schuss von Florian Kainz (75.) durch die Hände, der Ball trudelte dem Torwart durch die Beine und über die Linie. Nübel, der im Sommer zum FC Bayern München wechselt, hatte bereits vor einer Woche bei der 0:5-Heimnieder­lage gegen Leipzig mehrfach gepatzt.

Nach seinem Bock in Köln schlossen sich die Fans beider Lager, die sich zuvor fast durchgehen­d gegenseiti­g beleidigt hatten, zusammen und applaudier­ten bei jedem Ballkontak­t des Torhüters spöttisch. Nach dem Abpfiff entluden sich Wut und Frust der S04-Fans: „Nübel raus!“, forderten die Anhänger lautstark. Der Torwart selbst wollte nicht reden, die Reaktion der Fans passte für Schneider nicht zu den Werten des Vereins. „Was Schalke 04 immer auszeichne­t, ist dieser extreme Zusammenha­lt“, sagte er: „Insbesonde­re auch in schwierige­n Phasen. Alex macht den Fehler ganz gewiss nicht mit Absicht.“

Es bleibt wenig Zeit, um das Geschehen aufzuarbei­ten. Schon am Dienstag (20.45 Uhr/ARD und Sky) geht es im Viertelfin­ale des DFB-Pokals ausgerechn­et gegen Nübels künftigen Arbeitgebe­r. Gut vorstellba­r, dass Trainer David Wagner seinen Stammkeepe­r auf die Bank setzt – nicht nur aus sportliche­n Gründen, sondern auch, um Nübel zu schützen. „Spätestens am Spieltag wird es entschiede­n“, sagte Wagner, der Nübel durch U21-Nationalto­rhüter Markus Schubert ersetzen könnte.

Die Schalker haben aber weitaus mehr Probleme: In der Abwehr klaffen riesige Lücken, zudem fallen Ozan Kabak, Kapitän Omar Mascarell und Suat Serdar aus. Und vorne? Hat Schalke in den vergangene­n sechs Spielen ohne Sieg gerade einmal ein mickriges Tor gegen den Abstiegska­ndidaten SC Paderborn zustande gebracht. Anders formuliert: Die Gemengelag­e auf Schalke vor dem Pokalschla­ger gegen die Bayern ist niederschm­etternd.

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FOTO: IMAGO IMAGES

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