Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kinder spielen sich mit größtem Vergnügen selbst
Zweites Winterwelfentheater ruft wieder nach Fortsetzung
WEINGARTEN - Jung und Alt haben am Sonntagnachmittag in der Linse das neue Winterwelfentheater mit dem Titel „Waldfreundschaften“genossen.
Warum eigentlich Welfentheater nur im Sommer? Das hatten sich die zwei Lehramtsstudenten Mona Bumiller und Benjamin Dietl schon im vorigen Jahr gedacht, zumal auch Kinder und Jugendliche der Welfentheatergruppe danach fieberten, endlich wieder Theaterluft zu schnuppern. So ist 2019 das „Winterwelfentheater“entstanden, das keinen historischen Bezug haben muss, sondern die Spieler ganz in ihrem Alltag abholt und sie selbst sein lässt. Mona Bumiller und Benjamin Dietl hatten selbst die Krimikomödie „Eine Kette von Ereignissen“geschrieben und Ideen der Kinder miteinbezogen, und dank dem großen Erfolg haben sie gerne weitergemacht und auch diesmal wieder zum Winterwelfentheater in den großen Saal der Linse eingeladen.
Rund zwanzig Kinder und Jugendliche sind wieder dabei, haben mit großem Eifer das neue Stück einstudiert, das es in sich hat. Die Premiere hat jedenfalls großen Spaß gemacht. Schon nach der ersten Szene gab es kräftigen Applaus und das blieb so. Eigentlich schade, weil das ein Stück zerreißen kann, aber das Stück, die Inszenierung und die ganze Spielerschar waren so gut, dass die Spannung erhalten blieb.
Ein mehrtägiger Schulausflug war angesagt. Da war zum einen der Blick hinter die Kulissen, respektive ins Lehrerzimmer, wo Lehrer und Referendare noch bei den Vorbereitungen sind. Und da menschelt es halt auch, deutlich werden Stärken und Schwächen der Lehrer, die gar nicht so stark sind, wie sie sich vor der Klasse geben. Ein wenig Imponiergehabe, Interesse an Kollegen, Machtspiele, das Ganze mit etwas Ironie gewürzt – vergnüglich. Den Kommentaren im Publikum nach zu schließen, waren nicht wenige Studenten
und Eltern unter den Zuschauern.
Kurze Szenen gehören dem Schulalltag, den Vorbereitungen. Drei Schülergruppen rücken in den Mittelpunkt: die Jüngsten, in deren Kreis ein Mädchen sich ausgegrenzt fühlt, die Bande „Naseweis“, deren Anführer Jonas die Lust verloren hat, und die Großen, die sich nicht mehr gern gängeln lassen. Klar, dass sie es im Wald, wo kein WLan funktioniert und die nächste Stadt zum Shoppen kilometerweit weg ist, ätzend finden und schon mal auf dumme Gedanken wie eine Mutprobe kommen, mehr sei hier nicht verraten. Jedenfalls finden sich pfiffige Lösungen und auch gefährdete Freundschaften kommen wieder ins Lot.
Die beiden Autoren haben ihr Stück dramaturgisch durchdacht aufgebaut. Ein selbst geschriebenes Stück hat, wenn es gut ist, einen ganz anderen Reiz als ein eingekauftes. Man spürt, dass die beiden nicht nur Begeisterung, sondern auch Erfahrung mitbringen, dass sie „Angefressene“sind. Theaterpädagogik spielte eine große Rolle, als das Seminar noch in Meckenbeuren-Kehlen lag und Jürgen Mack eine überzeugende Form entwickelte. Das ist auf fruchtbaren Boden gefallen.
Lebendige Gespräche, so richtig schön echt, würzen das Spiel, beim Lagerfeuer wird zur Gitarre gesungen. Am Ende langer Beifall und einige „Vorhänge“. Hut ab vor dem, was hier geleistet wurde. Zum Glück gibt es am Freitag, 6. März, um 19 Uhr und am Sonntag, 8. März, um 16 Uhr noch zwei weitere Aufführungen in der Linse.