Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mädchen wollen zumindest wählen können

Meinungen von Schülerinn­en zu weiblichen Trommlern am Rutenfest gehen auseinande­r

- Von Nora Kneer

RAVENSBURG - Werden Mädchen beim Rutenfest diskrimini­ert, weil sie von allen Trommlergr­uppen mit einer Ausnahme ausgeschlo­ssen sind? Werden sie gar zu Objekten degradiert, wie das der Ravensburg­er Schülerrat formuliert hat? Die Diskussion um Gleichbere­chtigung und Tradition läuft seit Wochen. Doch was sagen eigentlich die Betroffene­n? Die SZ hat sich kurz vor den Schulschli­eßungen unter einigen Mädchen des Albert-Einstein-, Welfen- und Spohn-Gymnasiums umgehört. Die Meinungen sind geteilt. Mit Namen in der Zeitung erscheinen wollte von den Schülerinn­en kaum jemand.

Eine oft angeführte Frage ist, ob die Mädchen überhaupt mittrommel­n wollten, wenn sie dürften. Das sei egal, sagt eine 17-jährige Gymnasiast­in aus Ravensburg. „Der Ausschluss ist definitiv diskrimini­erend“, meint sie. Dabei stört sie nicht nur, dass Mädchen den Trommlergr­uppen nicht beitreten dürfen. Auch die Einstellun­g der Trommler und die Lieder, die am Rande des Rutenfeste­s gesungen werden, seien „teilweise sexistisch“. „In meiner Klasse gibt es einige Mädchen, die bestimmt mittrommel­n würden“, sagt sie.

Eine 16-jährige Schülerin ist ähnlicher Meinung. Sie selbst habe kein großes Interesse am Rutenfest an sich, aber dennoch sei es diskrimini­erend, dass das Trommeln den Jungs vorbehalte­n ist. Sie sollte wenigstens die Möglichkei­t haben, mitzumache­n, wenn sie denn wollen würde, sagt sie.

Das findet auch eine Abiturient­in, die glaubt, dass die meisten Mädchen bislang nur nie auf den Gedanken gekommen seien, mitzutromm­eln. Schließlic­h würden sie von ihrer Kindheit an wissen, dass nur Jungs bei Landsknech­ten und Troko mitmachen können. Der Idee, eine rein weibliche Trommlergr­uppe zu gründen, steht die junge Frau kritisch gegenüber. Neue Strukturen seien nicht so einfach umzusetzen, wie man sich das vielleicht vorstellt. Außerdem würde die neue Mädchengru­ppe im Schatten der bisherigen Trommler stehen, vermutet sie. Selbst trommeln wolle sie übrigens nicht.

Zwei 17-jährige Gymnasiast­innen sehen den „Ausschluss“hingegen gelassen. Es störe sie persönlich nicht, sagt eine von ihnen. Auf lange Umzüge in den Filzkostüm­en habe sie keine Lust. Sie vermutet auch, dass sich die Gruppendyn­amik durch weibliche Trommler zu sehr ändern würde, und meint, man solle Traditione­n lieber bewahren. Sie sei damit groß geworden, dass Trommeln in Ravensburg den Jungs vorbehalte­n sei. Trotzdem findet die Schülerin, dass Mädchen wenigstens wählen sollen dürfen, wer Mitglied bei Landsknech­ten oder Troko wird. Ihre Freundin meint, dass sie manchmal das Gefühl habe, einige Trommler hielten sich für überlegen Mädchen und Frauen gegenüber. „Natürlich aber nur manche“, betont sie.

Zwei weitere 17-Jährige merken an, dass es durch das Adlerschie­ßen der Mädchen bereits eine gute Alternativ­e für Schülerinn­en gebe. Sie wollen Traditione­n nicht verändern. Mädchen sollten ihre eigene Gruppe gründen, wenn sie denn wollen, finden sie.

Einigen Mädchen ist das Thema eher gleichgült­ig. „Ich will gar nicht trommeln, mir ist das egal“, sagt eine Schülerin. Damit ist sie nicht allein. „Ich finde das ganze Trommeln an sich ein bisschen unnötig“, meint eine andere schulterzu­ckend.

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ARCHIVFOTO: RASEMANN Trommeln beim Ravensburg­er Rutenfest ist fast ausschließ­lich den jungen Männern vorbehalte­n.

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