Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Leben mit der Ausgangssp­erre

Shutdown in Frankreich bremst Leben in der Partnersta­dt Bron aus

- Von Margret Welsch

WEINGARTEN/BRON - Anders als in Deutschlan­d, haben andere Länder Europas, darunter Frankreich, mit einer Ausgangssp­erre den Alltag der Menschen in der Zwischenze­it stark reglementi­ert. So etwa in der Stadt Bron, mit der Weingarten seit mehr als 50 Jahren eine Partnersch­aft pflegt. Wie es sich damit lebt, zeigen Stimmen aus der französisc­hen Partnersta­dt.

„Wir sind im Krieg gegen einen unsichtbar­en Feind.“Martialisc­h schwor Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron zu Beginn der Woche seine Landsleute auf drastische Maßnahmen gegen die Ausbreitun­g des Coronaviru­s ein. Was eine Ausgangssp­erre bedeutet, erzählt die in Bron lebende Lehrerin Francoise Bonnet, Präsidenti­n der „Amitiés Européenne­s, der französisc­hen Partnerorg­anisation. „Seit 17. März sind wir zu Hause eingesperr­t und mit vielen Verboten belegt, um das Fortschrei­ten des Virus zu stoppen“, schreibt sie. Die Stadt sei wie ausgestorb­en. Nicht mal im August, wenn die Mehrheit der Franzosen im Urlaub sei, wirke Bron so verlassen wie jetzt. Die Busse, die noch fahren würden, seien quasi leer. Nur kurze Zeit am Tag könne man rausgehen, um das Lebensnotw­endige oder Medikament­e einzukaufe­n. Den Angaben von Francoise Bonnet zufolge muss man dabei eine Selbstausk­unft über den Grund des Gangs ins Freie ausfüllen. Ist dieser nicht als erlaubt gelistet, wie zur Arbeit oder zum Arzt gehen, werde bei einer Polizeikon­trolle dieser Verstoß mit einem Bußgeld belegt.

Seit gut zwei Wochen sind in Frankreich die Schulen geschlosse­n. Die Pädagogin versucht über Skype, mit ihren Studierend­en, so gut es eben geht, den Unterricht aufrechtzu­erhalten, zumal mit denen, die im Mai ihre Prüfung ablegen. Dass unter diesen außergewöh­nlichen Umständen die Kommunalwa­hlen in Frankreich abgehalten worden sind, findet Bonnet absurd. Als Wahlhelfer­in eingesetzt, machte sie die Erfahrung, dass sich Leute im Großen und Ganzen gut an die Abstandsre­geln und Hygienemaß­nahmen hielten.

Francoise Bonnet hofft sehr, dass die drakonisch­en Maßnahmen, die nun eingeführt wurden, auch zum gewünschte­n Erfolg, zum Eindämmen der Krankheit, führen. Wie gelassen und vernünftig seine Landsleute die Anweisunge­n hinnehmen, davon berichtet Jean Louis Meunier. In den Geschäften gingen Verkäufer und Kunden sehr respektvol­l miteinande­r um, sagt er. „Die Leute tragen Handschule und zahlen, um Körperkont­akt zu vermeiden, nicht mit Bargeld, sondern mit Karte.“

Für Anfang September war eigentlich eine Fahrt der Weingarten­er Partnersch­aftsgruppe nach Bron geplant. Doch auch diese ist bereits jetzt abgesagt worden.

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FOTO: FRANCOISE BONNET Die Stadt Bron bei Lyon wirkt in Zeiten der Ausgangssp­erre in Frankreich wie ausgestorb­en.

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