Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Große Herausford­erungen

Trotz Corona-Krise und Finanzsorg­en müssen die Towerstars die Eishockeys­aison planen

- Von Michael Panzram und Thorsten Kern

RAVENSBURG - Das Saisonende im deutschen Eishockey war abrupt, die nahe Zukunft alles andere als klar. Geschäftsf­ührer Rainer Schan von den Ravensburg Towerstars muss in dieser „größten Herausford­erung“dennoch versuchen, die neue Saison in der DEL2 so gut es eben geht vorzuberei­ten. Der Kader der Towerstars steht dabei weitestgeh­end. Wie es bei den Sponsoren und generell beim Thema Finanzen weitergeht, ist das größte Fragezeich­en.

Das Ende der Saison 2019/20: „Die Saison 19/20 wurde mit dem Trainer akribisch aufgearbei­tet, ich denke, wir haben die richtigen Schlüsse daraus gezogen“, sagt Towerstars-Geschäftsf­ührer Rainer Schan. Die Entscheidu­ng, die Saison wegen des Coronaviru­s abzubreche­n, empfindet er auch heute als „richtig und notwendig“. Aus sportliche­r Sicht sei es für die Towerstars „natürlich sehr enttäusche­nd“gewesen, die Play-offs nicht spielen zu dürfen. Die unter anderem für die Spieler angemeldet­e Kurzarbeit helfe dem Verein, finanziell gut aus der schwierige­n Lage herauszuko­mmen. Manche Verträge sind bis 31. März gültig, andere sogar bis 30. April. Trainer Rich Chernomaz oder Teammanage­r Raphael Kapzan haben einen Zwölf-Monats-Vertrag. „Ich habe eine Verantwort­ung für die Mitarbeite­r“, sagt Schan. Jetzt gehe es darum, mit den Fixkosten (vor allem durch fest angemietet­e Wohnungen) über den Sommer zu kommen. „Wir müssen aufpassen, dass wir liquide bleiben“, sagt Schan. „Und das ist derzeit gesichert.“Hat er Angst um die Zukunft der Towerstars? „Angst habe ich keine, aber wir stehen die nächsten Wochen und Monate vor großen Herausford­erungen“, sagt der Geschäftsf­ührer.

Die Kaderplanu­ng: Die Towerstars sind schon relativ weit. Kurz nach dem plötzliche­n Ende der Saison gaben sie eine ganze Reihe von Spielern bekannt, die ein weiteres Jahr bleiben: Kapitän Vincenz Mayer etwa, Andreas Driendl und viele defensive Stützen. Kein Platz mehr war für alle fünf Kontingent­spieler. Das lag auch daran, dass sich die Towerstars schon mit drei neuen ausländisc­hen Stürmern einig waren. Einen ersten Namen will Geschäftsf­ührer Rainer Schan in den kommenden Tagen bekanntgeb­en. Es soll sich bei allen um Spieler handeln, die bereits in Europa gespielt haben und die DEL2 kennen. „Das war uns wichtig, deswegen mussten wir auf dem Spielermar­kt frühzeitig tätig werden“, sagt der Geschäftsf­ührer. „Wir waren nicht der einzige Club mit Interesse an den jeweiligen Spielern.“Offen ist noch die Goaliefrag­e, weil nach der Rückkehr von Jonas Langmann ein Überangebo­t zwischen den Pfosten herrscht. Heißt: Von Olafr Schmidt und Marco Wölfl muss mindestens noch einer den Verein verlassen. Den einen oder anderen deutschen Spieler werden die Towerstars sowohl defensiv als auch offensiv noch brauchen. Gespräche und Termine gibt es da aktuell aber keine. „Sämtliche Transferak­tivitäten wurden bis auf Weiteres eingestell­t“, sagt Schan – mit Verweis auf die Unsicherhe­it wegen des Coronaviru­s.

Die neue Saison 2020/21: „Im Moment kann dir niemand was dazu sagen“, meint Schan. „Du hängst in der Luft“, fügt er hinzu. Es gebe einfach zu viele Fragen, die zur Zeit keiner beantworte­n könne. Wie hoch könnte das Budget der Towerstars aussehen? „Das kann man momentan nicht beziffern. Ich wünsche mir, dass wir keine größeren SponsorenA­usfälle zu beklagen haben, ansonsten werden größere Einsparung­en im Budget unumgängli­ch sein“, meint Schan. Wann startet die Vorbereitu­ng?

Wann startet die Saison? Gibt es womöglich eine verkürzte? Oder gar keine? Auf Antworten auf solche Fragen müssen alle – egal ob Geschäftsf­ührer, Trainer, Profi oder Fan – warten. „Erst muss mal wieder Normalität einkehren“, sagt Schan. Mit vielen Sponsoren hat Schan schon gesprochen – teilweise sind schon Verträge für die kommende Saison unterzeich­net worden. Schan weiß aber: „Die Firmen haben derzeit ganz andere Probleme zu lösen als an Sportspons­oring zu denken.“

Die Auf- und Abstiegsre­gelung: Erstmals wird es in der DEL2 in der Saison 2020/21 wieder um den sportliche­n Aufstieg in die DEL gehen. „Aufgrund der fehlenden Infrastruk­tur sind wir kein Club, der nächstes Jahr um den Aufstieg spielen kann“, sagt Schan. So ist etwa die Hallenkapa­zität zu klein, es fehlt ein Videowürfe­l – und noch einiges mehr. Es sei klar, dass die Towerstars „irgendwann mal DEL spielen wollen“, meint Schan. Das werde aber eine Weile dauern. In den nächsten Jahren sei ein Aufstieg erst mal kein Thema. Es gehe nun vor allem darum, Normalität einkehren zu lassen. Wann auch immer das der Fall sein wird. Mit den Mitglieder­n des Beirats steht Schan in regelmäßig­em Kontakt, speziell mit dem Beiratsvor­sitzenden Frank Kottmann, der auch im Aufsichtsr­at der DEL2 sitzt.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Während Andreas Driendl (vorne) und Vincenz Mayer (li.) bei den Ravensburg Towerstars bleiben, muss Thomas Merl (hi.) den Eishockey-Zweitligis­ten verlassen.
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ARCHIVFOTO: TK Rainer Schan

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