Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Al Di Meolas funkelndes Universum

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Ohne die Beatles gäbe es keinen Gitarrenst­ar Al Di Meola (Foto: PR) – wegen der Fab Four hat der Amerikaner das Gitarrensp­iel erlernt. Wenig überrasche­nd, dass er bei Live-Konzerten gerne Songs der Liverpoole­r spielt, und bereits ein Beatles-Album aufgenomme­n hat. Jetzt kommt Nummer zwei, und das ist ein ziemlicher Hammer!

Nach dem ersten Anhören ist das – vorschnell­e – Urteil schnell gefällt: Gebe nie einem etwas selbstverl­iebten und nicht ganz uneitlen Gitarrero die Möglichkei­t, alle Tracks alleine auf viel zu vielen Tonspuren einzuspiel­en. Di Meola mit seinem ganzen Gitarrenar­senal, dazu der Rickenback­er-Bass, der Meister selbst an den Drums und an den Percussion­s. Das ist hochkomple­x, aber überproduz­iert. Overdrive, einfach zu viel.

Nach dem zweiten und dritten Durchhören relativier­t sich aber dieser Eindruck. Al Di Meola bezirzt mit ausgefeilt­er Polyphonie, transparen­ten Gitarrenst­immen, auch ungewöhnli­chen Harmonien sowie, natürlich, mit rasanten Fizzeleien. Und ja, er hat auch diverse Streich- und Brassensem­bles dabei, die er ebenso gezielt wie sparsam einsetzt. Besonders schön wird es, wenn der TablaVirtu­ose Amit Kavithar dazukommt, so bei „Norwegian Wood“, oder der Akkordeon-Flüsterer Fausto Becalossi,

bei „Hey Jude“und „Julia“. In „I´ll follow the sun“strahlt plötzlich eine ganz unverkennb­are Trompete, die von Randy Brecker. „Strawberry Fields forever“ist kraftvoll, im zweiten Teil ziemlich frei interpreti­ert. Vorwärtsge­legt, treibend, hochenerge­tisch. „Yesterday“bringt Di Meola dagegen schlicht auf seiner akustische­n Konzertgit­arre im Duo mit sich selbst, die zweite Stimme stählern-hellklinge­nd. Das beeindruck­t nicht nur jeden Gitarrensp­ieler.

Die CD ist auch eine Show ausgewiese­n gut klingender Gitarren. Al Di Meola macht mit der akustische­n zwölfsaiti­gen Guild bekannt, mit seiner 1971 Les Paul Custom, mit der Martin D18, mit der Signaturgi­tarre Conde Hermanos Nylon, mit der Ovation Steel String, mit seiner PSR Prism Signature Electric Gitarre. Ein Fest für Kenner, eine Entdeckung für alle anderen. Und wieder mal eine Erinnerung daran, welch wunderbare Stücke John Lennon, Paul McCartney und George Harrison komponiert haben. (bgw)

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