Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Statt Sendemast kommt in Alttann ein Baugebiet
War es eine Entscheidung für Bauplätze oder gegen den Funkmast-Standort? – Die Lage ist verzwickt
WOLFEGG - Ein Sendemast für ein besseres Mobilfunknetz, der aber zu nah an den Häusern geplant ist, und ein neues Baugebiet, dessen steile Zufahrt im Winter Probleme bereiten könnte: Diese beiden Projekte in Alttann stehen sich im Weg. Und man könnte das eine mit dem anderen aushebeln. Eine verzwickte Geschichte, die am Montag ihren vorläufigen Höhepunkt fand. Der Gemeinderat Wolfegg hat eine Weiche gestellt.
Das Mobilfunknetz im Wolfegger Ortsteil Alttann ist nicht das beste. Die Telekom will deshalb einen Funkmast aufstellen. Der geplante frei stehende Stahlgittermast soll 45 Meter hoch werden, um auch den Alttanner Ortsteil Höll versorgen zu können. Das wird im Ort grundsätzlich begrüßt – gegen den geplanten Standort des Mastes am Haselweg gibt es aber Protest. Er sei zu nah an den Häusern, finden viele Bürger und sammelten 281 Unterschriften gegen dieses Vorhaben. Der Gemeinderat hat die Telekom deshalb aufgefordert, alternative Standorte zu prüfen. Diese Aufforderung habe das Unternehmen aber nicht so richtig ernst genommen, finden die Gemeinderäte. In der jüngsten Sitzung haben sie nun einen Bebauungsplan aufgestellt, der in direkter Nähe zum geplanten Standort des Funkmastes ein Neubaugebiet ermöglicht. Sollte der Mast dort aber gebaut werden, wäre das Baugebiet nicht umsetzbar, weil dann noch viel mehr Häuser in seiner direkten Umgebung stehen würden, hieß es in der Sitzungsvorlage der Gemeindeverwaltung. Deshalb gilt nun erst mal eine Veränderungssperre für dieses Gebiet. Sprich: Der Funkmast kann dort nicht gebaut werden und müsste einen anderen Standort finden.
In der Sitzung am Montagabend zeigten sich Bürgermeister Peter Müller und einige Räte verärgert über die Telekom. Deren grundsätzliche Idee vom vergangenen August, einen Mast in Alttann aufzustellen, hatte zwar Zustimmung gefunden.
Als sich gegen den geplanten Standort am Ortsausgang in Richtung Wolfegg aber Widerstand regte, habe man die Telekom aufgefordert, andere Standorte zu prüfen, sagte Müller. Diese habe aber lediglich ihren bereits bestehenden Vorschlag „etwas aufgepimpt“. „Wir hatten die Hoffnung, dass die Telekom gemeinsam mit uns nach neuen Standorten sucht, aber das war nicht der Fall“, so der Bürgermeister.
Die Gemeinde war in einer Zwickmühle: Denn nach Ansicht des Landratsamts war die erneute Stellungnahme der Telekom ausreichend. Aus rechtlicher Sicht kann Wolfegg den Bau des Mastes am Haselweg nicht ablehnen. Er ist ein sogenanntes privilegiertes Vorhaben, dem zugestimmt werden muss, sofern keine baurechtlichen Gründe dagegensprechen.
Eines jedoch könnte das Vorhaben stoppen: die Planung eines Baugebiets in unmittelbarer Nähe zum vorgesehenen Funkmast-Standort. Stellt der Gemeinderat einen Bebauungsplan auf, kann er eine Veränderungssperre beschließen, die andere Bauvorhaben (in diesem Fall den Sendemast) kippt.
Ein Neubaugebiet in Alttann hat der Gemeinderat bereits im September diskutiert. Auch seitens der Bevölkerung werde dieses Thema immer wieder an ihn herangetragen, sagte Bürgermeister Peter Müller. „Ich bekomme jede Woche zwei bis drei Anfragen nach Bauplätzen.“Der Bedarf in Alttann sei da, und das Gebiet am Haselweg sei die einzige Möglichkeit im Ort, neue Bauplätze auszuweisen. Das Problem: Die Zufahrt über den Haselweg sei sehr steil. Das könne im Winter bei Schnee und Eis zu Problemen führen.
Der Rat votierte dennoch einstimmig für den Bebauungsplan „Am Haselweg“inklusive Veränderungssperre. Einige Räte betonten, sie hätten dem Baugebiet nicht zugestimmt, um den Mast zu verhindern, sondern weil es dringend Bauplätze brauche. Andere Stimmen sahen darin schon auch eine klare Ansage Richtung Telekom. So kritisierte etwa Gerold Heinzelmann das Unternehmen als „schwerfällig“. „Unser Aufruf hat die gar nicht interessiert“, sagte er.
Die Veränderungssperre darf maximal zwei Jahre dauern. In dieser Zeit hat die Gemeinde Gelegenheit,
die Vorarbeiten für das Baugebiet, zum Beispiel Grundstücksverhandlungen, zu erledigen.
Wie es in Sachen Funkmast in Alttann weitergeht, ist indes fraglich. Vielleicht werde der geplante Mast am Haselweg nun durch zwei
Masten an anderen Standorten ersetzt, war eine Überlegung im Rat. Es könne auch sein, dass die Telekom erst mal gar nichts mehr macht und „Alttann dann wieder hintenanstellt“, sagte Bürgermeister Peter Müller.