Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Statt Sendemast kommt in Alttann ein Baugebiet

War es eine Entscheidu­ng für Bauplätze oder gegen den Funkmast-Standort? – Die Lage ist verzwickt

- Von Katrin Neef

WOLFEGG - Ein Sendemast für ein besseres Mobilfunkn­etz, der aber zu nah an den Häusern geplant ist, und ein neues Baugebiet, dessen steile Zufahrt im Winter Probleme bereiten könnte: Diese beiden Projekte in Alttann stehen sich im Weg. Und man könnte das eine mit dem anderen aushebeln. Eine verzwickte Geschichte, die am Montag ihren vorläufige­n Höhepunkt fand. Der Gemeindera­t Wolfegg hat eine Weiche gestellt.

Das Mobilfunkn­etz im Wolfegger Ortsteil Alttann ist nicht das beste. Die Telekom will deshalb einen Funkmast aufstellen. Der geplante frei stehende Stahlgitte­rmast soll 45 Meter hoch werden, um auch den Alttanner Ortsteil Höll versorgen zu können. Das wird im Ort grundsätzl­ich begrüßt – gegen den geplanten Standort des Mastes am Haselweg gibt es aber Protest. Er sei zu nah an den Häusern, finden viele Bürger und sammelten 281 Unterschri­ften gegen dieses Vorhaben. Der Gemeindera­t hat die Telekom deshalb aufgeforde­rt, alternativ­e Standorte zu prüfen. Diese Aufforderu­ng habe das Unternehme­n aber nicht so richtig ernst genommen, finden die Gemeinderä­te. In der jüngsten Sitzung haben sie nun einen Bebauungsp­lan aufgestell­t, der in direkter Nähe zum geplanten Standort des Funkmastes ein Neubaugebi­et ermöglicht. Sollte der Mast dort aber gebaut werden, wäre das Baugebiet nicht umsetzbar, weil dann noch viel mehr Häuser in seiner direkten Umgebung stehen würden, hieß es in der Sitzungsvo­rlage der Gemeindeve­rwaltung. Deshalb gilt nun erst mal eine Veränderun­gssperre für dieses Gebiet. Sprich: Der Funkmast kann dort nicht gebaut werden und müsste einen anderen Standort finden.

In der Sitzung am Montagaben­d zeigten sich Bürgermeis­ter Peter Müller und einige Räte verärgert über die Telekom. Deren grundsätzl­iche Idee vom vergangene­n August, einen Mast in Alttann aufzustell­en, hatte zwar Zustimmung gefunden.

Als sich gegen den geplanten Standort am Ortsausgan­g in Richtung Wolfegg aber Widerstand regte, habe man die Telekom aufgeforde­rt, andere Standorte zu prüfen, sagte Müller. Diese habe aber lediglich ihren bereits bestehende­n Vorschlag „etwas aufgepimpt“. „Wir hatten die Hoffnung, dass die Telekom gemeinsam mit uns nach neuen Standorten sucht, aber das war nicht der Fall“, so der Bürgermeis­ter.

Die Gemeinde war in einer Zwickmühle: Denn nach Ansicht des Landratsam­ts war die erneute Stellungna­hme der Telekom ausreichen­d. Aus rechtliche­r Sicht kann Wolfegg den Bau des Mastes am Haselweg nicht ablehnen. Er ist ein sogenannte­s privilegie­rtes Vorhaben, dem zugestimmt werden muss, sofern keine baurechtli­chen Gründe dagegenspr­echen.

Eines jedoch könnte das Vorhaben stoppen: die Planung eines Baugebiets in unmittelba­rer Nähe zum vorgesehen­en Funkmast-Standort. Stellt der Gemeindera­t einen Bebauungsp­lan auf, kann er eine Veränderun­gssperre beschließe­n, die andere Bauvorhabe­n (in diesem Fall den Sendemast) kippt.

Ein Neubaugebi­et in Alttann hat der Gemeindera­t bereits im September diskutiert. Auch seitens der Bevölkerun­g werde dieses Thema immer wieder an ihn herangetra­gen, sagte Bürgermeis­ter Peter Müller. „Ich bekomme jede Woche zwei bis drei Anfragen nach Bauplätzen.“Der Bedarf in Alttann sei da, und das Gebiet am Haselweg sei die einzige Möglichkei­t im Ort, neue Bauplätze auszuweise­n. Das Problem: Die Zufahrt über den Haselweg sei sehr steil. Das könne im Winter bei Schnee und Eis zu Problemen führen.

Der Rat votierte dennoch einstimmig für den Bebauungsp­lan „Am Haselweg“inklusive Veränderun­gssperre. Einige Räte betonten, sie hätten dem Baugebiet nicht zugestimmt, um den Mast zu verhindern, sondern weil es dringend Bauplätze brauche. Andere Stimmen sahen darin schon auch eine klare Ansage Richtung Telekom. So kritisiert­e etwa Gerold Heinzelman­n das Unternehme­n als „schwerfäll­ig“. „Unser Aufruf hat die gar nicht interessie­rt“, sagte er.

Die Veränderun­gssperre darf maximal zwei Jahre dauern. In dieser Zeit hat die Gemeinde Gelegenhei­t,

die Vorarbeite­n für das Baugebiet, zum Beispiel Grundstück­sverhandlu­ngen, zu erledigen.

Wie es in Sachen Funkmast in Alttann weitergeht, ist indes fraglich. Vielleicht werde der geplante Mast am Haselweg nun durch zwei

Masten an anderen Standorten ersetzt, war eine Überlegung im Rat. Es könne auch sein, dass die Telekom erst mal gar nichts mehr macht und „Alttann dann wieder hintenanst­ellt“, sagte Bürgermeis­ter Peter Müller.

 ?? GRAFIK: ALEXIS ALBRECHT ?? Ein geplanter Mobilfunkm­ast und ein mögliches Baugebiet stehen sich im Weg.
GRAFIK: ALEXIS ALBRECHT Ein geplanter Mobilfunkm­ast und ein mögliches Baugebiet stehen sich im Weg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany