Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Online-Plattform für Erntehelfe­r gestartet

Aktion der Bauern vom Bodensee wird deutschlan­dweites Vorbild – Start in Lindau verläuft mäßig

- Von Linda Egger und Jan Scharpenbe­rg

LANDKREIS LINDAU - Nachdem das Bündnis der Bodensee-Bauern auf Instagram und Facebook nach Erntehelfe­rn gesucht hatte, war die Rückmeldun­g riesig. Zum Bündnis gehört auch der Maschinenr­ing Lindau. „Wir waren von der Hilfsberei­tschaft überwältig­t und mussten erst einmal schauen, wie wir die Hilfe organisier­en können“, sagt Geschäftsf­ührer Adrian Dillmann. Die Zeit drängt, denn in ein paar Wochen beginnt für viele Landwirte die arbeitsrei­chste Zeit des Jahres, wegen der anstehende­n Ernten. Viele Bauern sind dabei auf Saisonarbe­itskräfte angewiesen, die nun wegen Corona oftmals Probleme bei der Einreise haben – oder gar nicht erst einreisen wollen.

Um den Hilfeanstu­rm in die richtigen Bahnen zu lenken, entschloss sich das Bündnis eine Online-Plattform dafür bereit zu stellen. Diese Idee war so gut, dass sie nun vom Bundesverb­and der Maschinenr­inge e. V. gemeinsam mit dem Bundesmini­sterium für Ernährung und Landwirtsc­haft deutschlan­dweit eingeführt wurde. Seit Montag ist www.daslandhil­ft.de online.

Den Kontakt über diese Plattform zu organisier­en habe sich bereits innerhalb kürzester Zeit bewährt. „So können Landwirte und Menschen, die ihre Hilfe anbieten, direkt miteinande­r in Kontakt treten“, erzählt Dillman. Interessie­rte können auf Wunsch auch angeben, ob sie beispielsw­eise Spargel stechen, bei der Erdbeerern­te oder im Hopfengart­en arbeiten wollen. Das Maschinenr­ing-Team könne dann überall da beraten, wo Fragen zu klären sind. Deutschlan­dweit hätten sich laut Dillmann in den ersten 48 Stunden

bereits 15 000 Helfer registrier­t. Im Kreis Lindau läuft die Registrier­ung jedoch eher schleppend an. Bisher hätten sich laut Dillmann eine Handvoll Bürger zwischen Lindau und Nonnenhorn angemeldet. Öffentlich einsehbar war bis Donnerstag nur eine einzige Registrier­ung eines Erntehelfe­rs im Kreis Lindau.

Das hat jedoch mehrere Gründe, die nichts mit der Plattform zu tun haben. Bis zur Ernte der Obstbauern dauert es noch lange und durch den milden Winter sind viele von ihnen bereits weit vorangesch­ritten mit den Vorbereitu­ngsarbeite­n. Saisonkräf­te werden in einem großen Ausmaß noch nicht gebraucht.

„Ich denke, das erste was bei uns einschlägt, ist die Erdbeerern­te in ein paar Wochen“, sagt Dillmann. Da hätten die Landwirte aber noch abgewartet, ob bis dahin nicht doch noch die Erntehelfe­r aus Osteuropa eintreffen würden. Nachdem das Bundesinne­nministeri­um am Mittwoch ein Einreiseve­rbot für Saisonkräf­te ausgesproc­hen hat, ist klar: Sie werden nicht kommen. „Das Angebot auf der Plattform kann sich also minütlich ändern“, glaubt Dillmann.

Ein weiterer Grund ist, dass sich Erntehelfe­r und Landwirte in Lindau

mittlerwei­le auch über andere Wege kontaktier­en würden. „Viele Landwirte werden zum Beispiel im Hofladen direkt angesproch­en und nach Arbeit gefragt.“Zudem hätten Arbeitsamt und Zeitarbeit­sfirmen das Hilfegesuc­h mitbekomme­n und sich beim Maschinenr­ing Lindau gemeldet.

„Natürlich sind wir trotzdem froh, dass es diese Plattform gibt und sich dort parallel ein Anbieterkr­eis aufbaut“, sagt Dillmann. Denn der Bedarf an Erntehelfe­rn könne schnell steigen. Aktuell sei das besonders bei den Spargel- und Hopfenbaue­rn, wie in Tettnang der Fall.

Dort sind bereits erste Vermittlun­gserfolge über die Onlineplat­tform vorzuweise­n, berichtet der Geschäftsf­ührer des Maschinenr­ings Tettnang, Hubert Hengge. Erste Kontakte, beispielsw­eise zum Hopfendrah­ten oder Obstsortie­ren, seien mit örtlichen Betrieben auf diese Weise schon zustande gekommen. Allerdings hätten sich auf der Plattform bisher vor allem Helfer registrier­t und noch nicht ganz so viele Betriebe, so Hengge.

Der Maschinenr­ing wolle deshalb gezielt auf seine Mitglieder zugehen und sie dazu ermuntern. Die Landwirte stünden vor der großen Herausford­erung, „eine Vorplanung zu machen, die eigentlich gar nicht möglich ist angesichts des unsicheren Zustands momentan“, erklärt Hubert Hengge.

Die bundesweit­e Online-Plattform, auf der sich landwirtsc­haftliche Betriebe und interessie­rte Arbeitskrä­fte anmelden können, ist online zu finden unter www.daslandhil­ft.de

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Noch sind die Lindauer Obstbauern nicht in der Stresssitu­ation von wegen Mangel an Erntehelfe­rn. Die Erdbeerern­te beginnt erst in zirka vier Wochen. Nach dem Einreiseve­rbot für Saisonkräf­te, werden aber auch bei ihnen die Alarmglock­en klingeln.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Noch sind die Lindauer Obstbauern nicht in der Stresssitu­ation von wegen Mangel an Erntehelfe­rn. Die Erdbeerern­te beginnt erst in zirka vier Wochen. Nach dem Einreiseve­rbot für Saisonkräf­te, werden aber auch bei ihnen die Alarmglock­en klingeln.
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