Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Schmerzen des Kontaktver­bots

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Jetzt gilt also ein Kontaktver­bot für uns. Wir müssen auf Abstand gehen und uns mindestens 1,5 Meter voneinande­r fernhalten. Das wirkt gespenstis­ch, wenn man zum Einkaufen durch die Stadt geht, überall die Abstandsst­reifen auf dem Boden sieht und sich nur eine begrenzte Anzahl an Menschen in einem Geschäft aufhalten dürfen. Viele arbeiten von zu Hause aus.

Auch der Weingarten­er Gemeindera­t ist auf Abstand gegangen. Im großen Welfensaal sahen die Stadträte etwas verloren aus. Jeder saß für sich, wer sich zu Wort melden wollte, musste aufstehen und zu einem Stehmikrof­on gehen.

Was macht das mit uns? Diese Isolation, in der man kaum wagt, den anderen anzuschaue­n? Schmerzlic­h vermisst man natürlich die, die einem nahestehen, soweit man sie nicht treffen kann. Freunde, Kollegen, Bekannte.

Und was ist mit denen, denen wir im Alltag am liebsten aus dem Weg gehen, über die wir froh sind, dass wir sie nicht sehen müssen? Vermissen wir die auch?

Es ist nicht paradox oder abwegig, hier Ja zu sagen, denn es stimmt. Kontakt heißt nicht einfach, sich wohlgesonn­en und wohlwollen­d zeigen. Kontakt heißt auch, sich streiten und verschiede­ner Meinung zu sein, ja sogar eine Abneigung gegen jemanden haben.

In der Isolation fehlt auch das. Machen Sie doch mal den Selbsttest und denken sie an jemanden, der ihnen eigentlich gestohlen bleiben könnte. Wer fällt Ihnen da ein?

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