Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hans Sättele wird sechster Ehrenbürger von Baienfurt
Der 86-jährige Diplomingenieur hat sich nicht nur um die Gemeinde verdient gemacht
BAIENFURT - Der Baienfurter Gemeinderat hat beschlossen, Hans Sättele das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Wie Bürgermeister Günter A. Binder im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“mitteilte, erfolgte die Entscheidung einstimmig. Ein für den 4. April vorgesehener Festakt wurde wegen der Corona-Krise erstmals abgesagt. Am Mittwoch haben Baienfurts Bürgermeister Günter A. Binder und Artur Kopka als Vertreter des Gemeinderats im kleinsten Kreis bei Sättele zu Hause die Ehrenbürger-Urkunde verliehen.
Hans Sättele hat sich nicht nur um seine Heimatgemeinde verdient gemacht. Der Diplomingenieur, Fachrichtung Architektur, stand von 1967 bis 2001 in den Diensten des Landkreises Ravensburg. „Ich habe drei Landräte erlebt: Oskar Sailer, Guntram Blaser und Kurt Widmaier“, sagt er. Zehn Jahre lang leitete Sättele das Kreisplanungsamt. Auch als Kreisbeauftragter für das Denkmalwesen hat er im Landkreis Ravensburg tiefe Spuren hinterlassen.
Noch heute gehöre er dem sogenannten Heiligen-Verein an, berichtet Hans Sättele, einem Verein, der sich zusammen mit der Kreissparkasse um den Erhalt und die Sanierung
kleiner und großer Schätze der sakralen Kunstlandschaft im Landkreis kümmert. Am längsten zusammengearbeitet hat Sättele mit dem langjährigen Landrat Guntram Blaser, der zusagte, bei der Feier zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde die Laudatio zu halten. Die beiden sind einander bis heute eng verbunden.
In seiner Heimatgemeinde amtierte Hans Sättele insgesamt 23 Jahre lang als Gemeinderat auf der CDU-Liste: immer wieder mit hohen Stimmenzahlen gewählt. Schon der Vater, der 1968 starb, gehörte lange Jahre dem Baienfurter Gemeinderat und auch dem Kreistag an. Als einer, der wie kein anderer Baienfurter die Geschichte seiner Gemeinde kennt und verinnerlicht hat, kümmerte sich Sättele um den Erhalt sakraler Kulturgüter wie der Kapellen St. Petrus und Paulus in Köpfingen und St. Blasius in Briach.
Er war Mitherausgeber und Hauptautor des im Jahre 2015 erschienenen Baienfurter Heimatbuches. Seine kunsthistorischen Führungen etwa durch die Blaue Kirche sind legendär und viel gefragt. Bis heute lässt es sich der gesundheitlich angeschlagene 86-jährige Heimatkundler nicht nehmen, kunsthistorische Fahrten zu Kapellen und anderen Sehenswürdigkeiten in der Region
zu organisieren. Im Baienfurter Gemeinderat war man sich einig: Wenn einer die Ehrenbürgerwürde verdient hat, dann Hans Sättele.
Dabei geht man in Baienfurt mit dieser höchsten Auszeichnung der Gemeinde äußerst sparsam um. Seit Bestehen der Gemeinde ab Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, als Baienfurt sich von der Nachbargemeinde Baindt löste, gab es das Ehrenbürgerrecht nur für insgesamt fünf Personen. Alle erhielten diese hohe Auszeichnung erst nach dem Zweiten Weltkrieg: Alfons Maria Haug, langjähriger Leiter der Papierfabrik, Maximilian Brenner, von 1961 bis 1989 Bürgermeister der Gemeinde, Berta Braun, praktizierende Ärztin und einzige Frau unter den Ehrenbürgern, Max Gögler, 22 Jahre lang Regierungspräsident, und Robert Wiedemann, 24 Jahre lang Bürgermeister der Gemeinde.
Außer Wiedemann lebt kein Ehrenbürger mehr, Sättele ist jetzt der sechste Ehrenbürger. Schon 1991 war er mit der zweithöchsten Auszeichnung seiner Heimatgemeinde bedacht worden, mit der Gemeindemedaille in Feinsilber, 1992 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande. Träger der Ehrennadel des Landes ist Hans Sättele schon seit dem Jahr 1986.