Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mit Gemeinscha­ftsblog kreativ durch die Krise

41-jähriger Bad Wurzacher will über die Plattform „United at home“die Verbundenh­eit stärken

- Von Ruth Auchter-Stellmann

WEINGARTEN - Tobias Langlois ist überzeugt: Neben all dem Schlimmen, das der Virus gerade weltweit anrichtet, könne die Corona-Pandemie doch auch Gutes zutage fördern. Und all dieses „Schöne, Kreative und Positive“will der Ergotherap­eut, der seinem Job in der Schule für Kinder mit Behinderun­g im Weingarten­er KBZO im Zuge der Krise momentan nicht nachgehen kann, bündeln. Und es sichtbar machen. Darum hat der 41-Jährige seine Leidenscha­ft für Grafik-Design genutzt und sich ein paar Nächte um die Ohren geschlagen, um eine Art Gemeinscha­ftsblog auf die Beine zu stellen.

Herausgeko­mmen ist dabei die Internetpl­attform „United at home“. Dort können alle, die Lust haben, auf kinderleic­hte Art und Weise ermutigend­e Fotos, Rezepte, Tipps, Musik, Erlebnisse oder Texte beisteuern. Eben alles, „das uns dabei unterstütz­t, gemeinsam, solidarisc­h und kreativ durch die Krise zu kommen“, wie Langlois sagt. Denn Trübsalbla­sen ist nicht sein Ding – Verbindung­en zu schaffen, schon. Dass das funktionie­rt, hat Langlois bei einem kostenlose­n Livestream-Konzert von Max Herre gemerkt: „Ich hatte da ein brutales Gefühl von Verbundenh­eit mit allen, die zu Hause sitzen und von dort aus auch zuhören“, berichtet er.

Dieses Erlebnis hat ihn zu „United at home“inspiriert. Auf die Plattform gelangt man über den Link www.unitedatho­me.de. Sie ist darüber hinaus auf Facebook und Instagram zu finden. Willkommen ist alles, was Laune macht, solange es nicht rassistisc­h oder gewalttäti­g ist oder nach „Fake-News“aussieht. Um zu verhindern, dass schwarze Schafe seine Plattform unterlaufe­n, prüft Langlois jeden Beitrag, ehe er freigescha­ltet wird.

Da hat sich denn auch schon allerlei Buntes aus allen möglichen Bereichen angesammel­t: Miri beispielsw­eise freut sich, dass sie ihre erste Wand im Dachgescho­ss verputzt hat. Und will nun noch andere „persönlich­e Baustellen“wie Steuererkl­ärung machen oder Keller entrümpeln in Angriff nehmen.

Grundsätzl­ich plädiert sie allerdings dafür, die Dinge nicht so getrieben wie vor Corona anzugehen: „Lasst uns alles bewusst tun und allem mehr Raum geben – kochen, essen, schlafen, lesen Musik hören, spielen.“

Anja hat das bereits getan und schreibt: „Herrlich, endlich kommen wieder Zeitschrif­ten unter die Schere.“Gemeinsam mit ihrer Tochter hat sie eine „Think-pink-Collage“gebastelt und das Foto auf die Plattform gepostet.

Marina hingegen schlägt vor, die Zeit der Corona-Krise dafür zu nutzen, doch „einfach mal in der Sonne zu sitzen und nichts zu tun“. Ursula wiederum gibt Tipps zum Selbermach­en von Mundschutz­masken. Schließlic­h sei „ein bisschen Mundschutz besser als gar keiner“. Victor verrät ein Rezept für vegane Kirchererb­sen-Pancakes, Moritz lädt zur Waldputzet­e ein. Und Flo Angele von der Schloßbrau­erei Aulendorf erzählt, dass er seine Gastwirtsc­haft schließen und all seine Mitarbeite­r in Kurzarbeit schicken musste. Trotzdem sieht auch er eine Chance in der Krise: Nun, wo das System am seidenen Faden hänge, könnten die Menschen wieder mehr Demut und Dankbarkei­t lernen. Langlois wünscht sich, dass noch viel mehr positiv gestimmte Menschen „United at home“nutzen. Vor allem aber hofft er, dass die Menschen sich „auch nach der Krise solidarisc­h und menschlich zeigen werden“.

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FOTO: LANGLOIS Tobias Langlois will mit seiner Plattform während der Corona-Pandemie die Verbundenh­eit und Solidaritä­t unter den Menschen stärken.

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