Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Heime brauchen dringend Schutzausr­üstung“

Die Zieglersch­en warnen vor Engpässen bei der Verteilung von Schutzmask­en und -anzügen

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WILHELMSDO­RF (sz) - In stationäre­n Einrichtun­gen wie Pflegeheim­en, Wohnangebo­ten für Menschen mit Behinderun­g oder Suchthilfe-Kliniken leben viele Menschen aus der Corona-Risikogrup­pe unter einem Dach. Bei der zentralen Verteilung von Schutzausr­üstung müssen sie darum weit oben auf der Prioritäte­nliste stehen, fordert das diakonisch­e Sozialunte­rnehmen „Die Zieglersch­en“.

Rund 50 stationäre Einrichtun­gen der Alten-, Behinderte­n- und Suchthilfe betreiben die Zieglersch­en als größerer sozialer Träger. Die Belieferun­g mit Schutzausr­üstung für die Heime sei binnen Tagen fast vollständi­g zusammenge­brochen, teilt die Einrichtun­g mit. „Wir sind dankbar, dass es bei uns Stand heute nur vereinzelt­e Coronafäll­e gibt“, konstatier­t

Gottfried Heinzmann, Vorstandsv­orsitzende­r der Zieglersch­en. Darum könne man die vorhandene­n geringen Bestände an Schutzausr­üstung bislang noch zielgerich­tet umverteile­n.

In der Altenhilfe beispielsw­eise würden – sobald ein Verdachtsf­all gemeldet wird – die Bewohner gemäß Pandemiepl­an vorsorglic­h auf ihren Zimmern isoliert. Das Personal müsse dann bei der Versorgung der Bewohner Schutzausr­üstung nach FFP-Standard tragen, bis die Testergebn­isse da sind. „Nur so können wir das Risiko minimieren, dass es zu Massenanst­eckungen wie in Wolfsburg oder Würzburg kommt“, erklärt Heinzmann und fügt hinzu: „Es ist infolge der Gesamtentw­icklung nur eine Frage der Zeit, bis sich die Fälle häufen. Und dann wird es ganz schnell eng werden.“

Die dieser Tage anlaufende Verteilung von Schutzausr­üstung über die öffentlich­e Hand, die von den Landkreise­n koordinier­t wird, bereitet dem diakonisch­en Unternehme­n Sorgen. „Natürlich ist uns bewusst, dass die Bestände überall knapp sind. Aber wenn es am Ende nur für die Krankenhäu­ser reicht und in sozialen Einrichtun­gen nichts ankommt, wo viele Menschen aus der Risikogrup­pe unter einem Dach wohnen, dann könnte das dramatisch­e Folgen haben“, warnt Gottfried Heinzmann.

Ziel, so der Vorstandsv­orsitzende weiter, müsse es sein, dass gerade aus der Risikogrup­pe möglichst wenige Menschen erkranken. Denn diese Menschen seien am anfälligst­en für schwere Krankheits­verläufe inklusive Krankenhau­sbehandlun­g an Beatmungsp­lätzen.

Nur wenn stationäre Einrichtun­gen besonders hohe Schutzstan­dards erfüllen können und die dafür notwendige Ausrüstung bekommen, könne man Masseninfe­ktionen innerhalb der Risikogrup­pe wirksam vorbeugen.

Auch sei der Schutz der Mitarbeite­nden in den Häusern sei ein wichtiger Aspekt. „Diejenigen, die vor Ort für die Menschen in unseren Einrichtun­gen sorgen und zurzeit ohnehin schon so viel leisten müssen, können sich nicht distanzier­en. Ohne profession­elle Ausrüstung wären sie schutzlos einem erhöhten Infektions­risiko ausgesetzt“, sagt Heinzmann.

Dass der Markt für Schutzmask­en und Co. quasi leergefegt ist, berichtet auch Annette Merk, die zusammen mit den Hygienebea­uftragten der Geschäftsb­ereiche

die Hygienemaß­nahmen bei den Zieglersch­en koordinier­t. „Unsere Lieferante­n, die uns bis vor Kurzem noch einigermaß­en beliefern konnten, stornieren gerade reihenweis­e unsere Aufträge, weil die Bestände jetzt von öffentlich­er Seite beanspruch­t werden. Gleichzeit­ig teilen uns die Landratsäm­ter mit, dass bisher nur sehr kleine Mengen bei ihnen ankommen und wir bei der Verteilung leider nicht berücksich­tigt werden können“, so Merk.

Bei den Zieglersch­en werde deshalb unter Hochdruck in immer größeren Radien nach seriösen Anbietern gesucht, die möglicherw­eise noch Schutzausr­üstung liefern können. Wie lange die derzeitige­n knappen Lagerbestä­nde ausreichen, vermag auch Merk nicht vorherzusa­gen.

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