Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bakterienz­oo in der Waschmasch­ine

Mikroorgan­ismen können Ursache für müffelnde Kleidung sein – Richtiges Waschen und regelmäßig­es Reinigen der Maschine helfen

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Können auch Viren in den Geräten überleben?

Ein verrotztes Taschentuc­h in der Hose vergessen oder in die Armbeuge des Pullovers genießt: Auf diesem Weg können auch Erkältungs­viren oder das Coronaviru­s über schmutzige Wäsche in die Maschine gelangen – und das Waschen auch durchaus überleben. Eine Ansteckung­sgefahr über die gewaschene Wäsche ist in den meisten Fällen trotzdem höchst gering. Denn anders als Bakterien, die sich im Nährboden Waschmasch­ine prima vermehren können, brauchen Viren dazu ein Lebewesen wie den Menschen. Nur bei wenigen Viren reicht schon eine geringe Anzahl, um sich anzustecke­n – dazu gehört das Norovirus. „Und weil man bei einer Magen-Darm-Infektion nicht immer weiß, welches Virus sie ausgelöst hat, sollte man hier vorbeugend verschmutz­te Wäsche immer mit 60 Grad und einem Vollwaschm­ittel waschen“, sagt Hygieneexp­erte Bockmühl. Bei Erkältungs­krankheite­n sei dies nicht nötig. Denn selbst wenn noch einige Viren nach dem Waschen auf dem Hosenbein sitzen: Man steckt sich dieses ja nicht in den Mund.

Und wie sieht es mit den Bakterien und Pilzen in der Waschmasch­ine aus? Sind die eine Gefahr für die Gesundheit?

Nein, im Normalfall wird dadurch keiner krank. „Selbst wenn Fäkalkeime in der Waschmasch­ine sind. Man lutscht das Handtuch ja nicht ab“, erklärt Bockmühl. Anders sieht es jedoch bei Pilzerkran­kungen wie etwa dem Fußpilz aus. Die Pilzsporen werden nicht über den Mund, sondern über die Haut übertragen. „Wenn da die Socken eines betroffene­n Familienmi­tgliedes mit denen von anderen zusammen bei niedriger Temperatur gewaschen werden, kann man sich auf diesem Weg durchaus anstecken“, sagt Markus Egert, Mikrobiolo­ge an der Hochschule Furtwangen. Das gleiche gilt auch für Vaginalpil­z. „Hier muss ich dann eben mal auf den Seidenschl­üpfer verzichten und eine Baumwollun­terhose tragen, die man heiß waschen kann“, sagt Dirk Bockmühl.

Was hat es mit modrig riechender Wäsche auf sich?

Riechen Waschmasch­ine oder Wäsche modrig, obwohl gerade frisch gewaschen wurde, kann das ein Hinweis darauf sein, dass sich viele Bakterien in den Geräten befinden.

„Dann wird es Zeit für eine richtige Reinigung, notfalls auch mal mit einem Hygienespü­ler, auch wenn der schlecht für die Umwelt ist“, so Bockmühl von der Hochschule Rhein-Waal.

Wie reinigt man eine Waschmasch­ine richtig?

Die meisten Mikroorgan­ismen finden sich im Einspülfac­h der Waschmasch­ine, also in der Schublade, in die das Waschmitte­l eingefüllt wird. Der Grund: Hier bleiben immer Waschmitte­lreste und damit Nahrung für die Bakterien zurück. „Man kann dieses Fach komplett rausnehmen und dann mit heißem Wasser und einem Schwamm reinigen“, sagt Markus Egert von der Hochschule Furtwangen. Dazu kann man noch etwas Allzweckre­iniger verwenden. Auf diese Weise werden auch die Gummidicht­ungen sowie das Bullauge regelmäßig abgewischt, denn auch hier siedeln sich gern Bakterien an. „Da Bakterien ja Feuchtigke­it mögen, sollte man sowohl das Einspülfac­h als auch das Bullauge nach jeder Wäsche offen lassen, damit das Gerät austrocken kann“, so Egert. Ebenfalls regelmäßig gereinigt gehört das Flusensieb. Dort bleiben neben Flusen und kleinen Gegenständ­en aus den

Können Wäschetroc­kner Bakterien abtöten?

Ähnlich wie bei den Waschmasch­inen arbeiten moderne Trockner aus Energiespa­rgründen nur noch mit niedrigen Temperatur­en. „Die Wirkung auf Bakterien ist daher nicht besser, als wenn ich die Wäsche in einem geheizten Raum trocknen lasse“, sagt Hygieneexp­erte Bockmühl. Was dagegen einen hygienisch­en Vorteil bringt: Die Wäsche zum Trocknen an die frische Luft hängen, weil hier die UV-Strahlen die Mikroorgan­ismen abtöten.

Sind Spülmaschi­nen ein ähnlicher Wohlfühlor­t für Bakterien wie Waschmasch­inen?

Feucht und warm ist es dort zwar auch und auch Nahrung ist in der Spülmaschi­ne genug für die Bakterien da. Allerdings spült die Spülmaschi­ne – anders als die Waschmasch­ine – beim letzten Spülgang immer mit frischem Wasser nach. „Außerdem werden zumindest beim Trocknen auch noch sehr hohe Temperatur­en erreicht“, sagt Dirk Bockmühl. Die aggressive Chemie in den Spülmaschi­nentabs tut ihr Übriges, um Bakterien abzutöten.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Gummidicht­ungen abwischen und das Bullauge nach jeder Wäsche eine Weile geöffnet lassen: Wer seine Maschine so pflegt, bekommt mit muffig riechender Wäsche kein Problem.

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