Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Morgens den Nestbau beobachten
RAVENSBURG (sz) - „Das finde ich eine ganz tolle Idee, Positives in den Mittelpunkt zu stellen - mit den Negativ-Meldungen werden wir schon genug belastet“, schreibt “Schwäbische Zeitung“-Leserin Claudia Kotté zu unserer Serie „Contra Corona“. Sie freut sich derzeit über die Stare, die in ihrem Garten mit dem Nestbau beschäftigt sind und schildert Folgendes:
Es ist mir täglich eine Freude, den Staren beim Auskleiden des Starenkastens zuzusehen. Unbeeindruckt von der Corona-Krise bemühen sie sich mehr oder weniger erfolgreich, die größten Äste durch das kleine Loch zu drücken. Unermüdlich wird immer wieder angeflogen - das Leben geht einfach weiter.
Als wir 2013 nach Guggenhausen gezogen sind, waren wir im ersten Winter total enttäuscht, dass sich an den Futterstellen in unserem ehrwürdigen Apfelbaum im Vorgarten keine Vögel eingefunden haben. Das hat sich seither massiv geändert und dieses Jahr werden wir von den Staren, Spatzen und Grünfinken buchstäblich überfallen.
Mein Mann hat in den letzten Jahren drei Starenkästen gebaut, von denen einer direkt neben dem Apfelbaum steht. Wir haben sowohl vom Wohnzimmer als auch vom Arbeitsraum direkten Blick darauf und genießen bereits morgens um sieben mit der Kaffeetasse in der Hand den ersten Massenansturm der hungrigen Fresser. Seit vier Wochen schon finden rege ‚Besichtigungen‘ des Starenkastens statt, doch seit Kurzem hat es den Anschein, dass am Bezug ernsthaftes Interesse besteht. Zuerst wurde altes Moos und Kleinteile aus dem Kasten entfernt, nun wird mit größeren Ästchen ausgebaut. Inzwischen glänzt auch das Gefieder der Starenmännchen intensiv grün, das heißt, die Brutzeit naht.
Es ist herrlich zu beobachten, wie die Stare mit den Flügeln rudern und pfludern. Dabei sind sie als wahre Gesangskünstler sogar in der Lage, zweistimmig zu singen und andere Geräusche und Gesänge zu imitieren. Manchmal wird auch ein Storchengeklapper oder Froschgequake in die Melodie eingebaut, unglaublich.