Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mit einem Schlauchboot in der Innenstadt
Das steckt hinter der Aktion auf dem Ravensburger Marienplatz
RAVENSBURG - Das Bild, das aktuell durch die Sozialen Medien geistert, zeigt eine merkwürdige Szene: Zwei Menschen sitzen mit Hüten, Sonnenbrillen und Masken in einem Schlauchboot - mitten auf dem Ravensburger Marienplatz.
Aufgenommen wurde das Bild am vorvergangenen Sonntag. Sabine Buchmann-Mayer kam zufällig am Marienplatz vorbei und beobachtete die Aktion. Später stellte sie ein Bild ins Internet. „Das war beeindruckend. Die beiden saßen alleine in dem Boot. Um sie herum hatten sie mit Kreide einen Stacheldrahtzaun gemalt“, sagt Buchmann-Mayer.
Außerdem wurde #LeaveNoOneBehind (auf deutsch: lasst niemanden zurück) auf den Boden geschrieben. Mit dieser Botschaft fordern derzeit viele, vor allem im Internet, die Evakuierung der Flüchtlingslager an den EU-Außengrenzen aufgrund der Corona-Pandemie. „Die Aktion am Marienplatz war ganz klar ein Protest gegen die Verhältnisse in den Flüchtling-Camps in Griechenland“, sagt Sabine Buchmann-Mayer.
In Hamburg und anderen deutschen Städten hatte es an diesem Tag ähnliche Proteste gegeben. Die Bewegung „Seebrücke“, die sich international für Geflüchtete einsetzt, hatte dazu aufgerufen, Spuren in den
Städten zu hinterlassen. Auch Buchmann-Mayer selbst war an diesem Tag im Namen des Bündnisses für Bleiberecht in Ravensburg unterwegs, um Spuren zu hinterlassen. „Wir haben kleine Papierboote in der Stadt verteilt“, sagt sie.
Bei der Stadt war die Schlauchboot Aktion nicht angemeldet. „Das war eine unangemeldete Aktion, die die Polizei beendet hat, nachdem die
Personen der entsprechenden Aufforderung durch den städtischen Vollzugsdienst zunächst nicht nachgekommen sind“, sagt Alfred Oswald, Sprecher der Stadt, auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“.
Mit rechtlichen Konsequenzen müssten die beiden Teilnehmer der Aktion in Ravensburg nicht rechnen, teilt ein Sprecher der Polizei mit. Bundesweit unterbanden Gerichte und die Polizei etliche dieser Aktionen aufgrund des eingeschränkten Versammlungsrechts während der Corona-Krise. „Wir sind wütend, dass viele Menschen für legitimen und besonnenen Protest mit Anzeigen oder Bußgelder bestraft wurden“, klagt das Seebrücke-Bündnis in einem Medienbericht. „Mit Kreide auf Straßen zu malen ist kein Verbrechen.“