Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Großartige­s Konzerterl­ebnis

Südwind-Konzerte am 7. und 8. März, bevor Corona Auftritte unmöglich machte

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- Ein sinfonisch­es Blasorches­ter ist schon etwas Besonderes. 60 Musiker (aus der Ravensburg­er Ecke haben mitgespiel­t: Jochen Schlagmann, Klarinette, Miriam Lemke , Klarinette, Christoph Schoch, Klarinette, alle Register voll besetzt. Da kommt ein einzigarti­ger Sound zustande. Markus Hein hat diesen als Gastdirige­nt mit dem Projektorc­hester „Südwind“in kürzester Zeit geschaffen. Der aus Aschaffenb­urg stammende und an der Münchner Musikhochs­chule unterricht­ende Dirigent, studierte mit dem Orchester ein anspruchsv­olles Konzertpro­gramm ein. Viel Applaus gab es dafür Anfang März, sonntags im fast voll besetzten Kursaal in Bad Wurzach.

Dass der Saal im Bad Buchauer Kurzentrum am Vorabend wesentlich mehr Zuhörer hätte aufnehmen können, dürfte dem Coronaviru­s zuzuschrei­ben sein. Groß war die Verunsiche­rung im Südwind-Organisati­onsteam: Soll man die Konzerte durchführe­n? Oder absagen? Informatio­nen wurden eingeholt, bei Ämtern und den Konzerthäu­sern. Schließlic­h entschied man sich, nach Absprache, für die Durchführu­ng. Einige Monate vorher waren bereits die Noten verteilt worden, jeder hatte seinen Part zu üben. Bei den Holzbläser­n schnelle Läufe in zum Teil schwindele­rregender Höhe. In einer Vorabprobe und einem Intensiv-Wochenende führte der Dirigent die Stimmen zusammen. Registerpr­oben wurden durchgefüh­rt, die von den Registerfü­hrern selbst geleitet wurden. Die Holzregist­erprobe mit Flöten, Oboen und Klarinette­n übernahm Südwind-Gründungsm­itglied Ludwig Kibler, derzeit Leiter des Ochsenhaus­ener Kammerorch­esters - „Wahnsinn“, so der Kommentar mehrerer Holzbläser, „was Ludwig Kibler innerhalb kürzester Zeit aus den Bläsern herausholt“.

Das Blasorches­ter Südwind eröffnete mit der Ouvertüre zu „Candide“von Leonard Bernstein. Dass dieser „Gassenhaue­r“Spaß macht, war nicht zu überhören. Eher düster begann das Werk „Rites“(Rituale) von Jean Absil, indem zuerst schöne Pikkolo-Flöten, dann viele Farben zu hören waren Der noch junge Markus Hein leitete das Orchester feinnervig und unaufgereg­t in seiner Gestik.

Immer wieder berührend sind die Werke von Percy Grainger, der Anfang des 20. Jahrhunder­ts englische Volksliede­r auf einem der damals neuen Edison-Phonograph­en festhielt, um sie 30 Jahre später in Noten zu fixieren. So erklangen wohltuend und großartig orchestrie­rt, ein Seemannsli­ed, die Tragödie „Ein Geizkragen und sein Sohn“, die Wilderer im Rufford-Gebiet“, die frohe Heimkehr eines Seemanns und mehr.

Um Licht geht es in der „Symphonie No. 2“des zeitgenöss­ischen Komponiste­n Frank Ticheli. Sternschnu­ppen und Irrlichter zu Beginn – Sonne, Mond und Sterne – ein herausford­erndes Stück, für die Musiker wie für das Publikum. Nicht so spektakulä­r, aber wunderschö­n sind die von Alfred Reed 1972 komponiert­en „Armenian Dances“. Südwind gab den ersten Teil davon als Abschluss eines gelungenen Konzertes zum Besten. Viel Applaus gab es für das Orchester und einen herzlichen Applaus der Orchesterm­itglieder für Dirigent Markus Hein. Schade, dass dessen Eltern schon vor dem Wurzacher Konzert die vierstündi­ge Rückreise nach Aschaffenb­urg antreten mussten.

Für weitere Eindrücke von der Südwind-Arbeitspha­se 2020, stehen auf Facebook einige Bilder zur Verfügung: www.facebook.com/bosuedwind

Dirigent Markus Hein beim Schlussapp­laus.

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FOTO: PRIVAT

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