Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Trotzdem war nicht alles falsch

- Von Annette Vincenz a.vincenz@schwaebisc­he.de

Jahrelang haben wir Gesundheit­spolitik zu stark unter finanziell­en Aspekten betrachtet. Nicht nur einzelne Kreisräte oder der jewei- lige Landrat, sondern auch wir selbst als Berichters­tatter. Das Defizit der OSK, das den Steuerzahl­er Millionen kostete, wurde allzu oft in den Mittelpunk­t des Interesses gerückt, ein harter Sanierungs­kurs gefordert und von uns Kommentato­ren verteidigt. Jetzt kann sich der Sparkurs rächen. Dann nämlich, wenn die Pandemie, deren zarten Anfang wir gerade erst erleben, in einer großen zweiten Welle zurückschw­appt.

Trotzdem war nicht alles falsch, was in den vergangene­n Jahren verändert wurde: Die Schließung der Standorte in Leutkirch und vor allem in Isny, einem 19-Betten-Haus mit einem jährlichen Defizit von zwei bis drei Millionen Euro, war vernünftig und im Grunde alternativ­los. Gleichzeit­ig hat man die Cash-Kuh der OSK, das Elisabethe­nKrankenha­us, aber personell an die äußerste Belastungs­grenze gebracht. Mit großer Zustimmung, wenn nicht gar auf das Drängen der Aufsichtsr­äte aus dem Kreistag hin. Seit vergangene­m Jahr wird zwar wieder behutsam Personal aufgebaut, aber ob das reichen wird, wenn Corona im Herbst gleichzeit­ig zur Grippesais­on erneut aufflammt, wovon renommiert­e Virologen wie Christian Drosten ausgehen, ist fraglich.

Bleibt zu hoffen, dass alles nicht so schlimm kommt wie befürchtet. Und dass die Kreisräte sich in zwei oder drei Jahren, wenn wahrschein­lich alles vorüber sein wird, daran erinnern, was sie heute sagen: Der Sparkurs im Gesundheit­ssystem muss gestoppt werden. Und zwar dauerhaft.

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