Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vor einem Jahr war die Welt eine andere
Diese Themen beschäftigten die Menschen im April 2019
RAVENSBURG (fh) - Vor einem Jahr war die Welt noch eine andere. Während das Rutenfest 2020 nun auch vor der offiziellen Absage steht, beschäftigte im April 2019 noch der erneut gestiegene Bierpreis beim Heimatfest die Ravensburger. Die Händler der Stadt klagten damals über zu wenig Kunden in den kleineren Gassen – ein Problem, das viele Geschäftsleute in Zeiten von Corona wohl gerne hätten. Und wo derzeit keinerlei Veranstaltungen stattfinden können, lief vor 12 Monaten eine Debatte um die Auftritte von umstrittenen Bands in der Oberschwabenhalle. Die Redaktion hat ins Zeitungsarchiv geschaut.
Alles wird teurer: Das war die Botschaft am 23. April 2019 für das bevorstehende Rutenfest. Der Bierpreis landete erstmals jenseits der 9Euro-Marke – auch außerhalb des Bärengartens, der unter den ehemaligen Pächtern stets vorgelegt hatte. Was zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu ahnen war: Nicht die Kosten für die Maß, sondern die Frage, ob Mädchen beim Rutenfest gleichberechtigt sind, sollte dann in den folgenden Wochen die Schlagzeilen bestimmen.
Geschäftsinhaber im historischen Zentrum hatten im April vor einem Jahr Grund zu Klage: Die Stadt tue zu wenig für sie, kritisierten Händler, vor allem jene in den kleineren Gassen. Im Frühjahr 2019 gaben einige von ihnen fast zeitgleich auf. Der Kundenverkehr in Ravensburg konzentriere sich auf einige Haupteinkaufsmeilen, hohe Mieten und strenge Auflagen der Stadt machten ihnen zusätzlich das Leben schwer, so die Betroffenen damals im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Fast schon ein Dauerthema: Die Konkurrenz aus dem Internet und der auch damit verbundene Rückgang der Kundenfrequenz in der Innenstadt.
Dass die Kanzlerin nach Ravensburg kommt, um den verstorbenen Bundestagsabgeordneten Andreas Schockenhoff zu ehren, war am
25. April die Schlagzeile in der SZ. Die Premiere der „Dr. Andreas Schockenhoff-Lecture“, die dann am
15. Mai im Schwörsaal stattfand, legte die Messlatte für künftige Veranstaltungen dieses Formates sehr hoch.
Angela Merkel sprach keineswegs ein Grußwort, sondern hielt eine veritable Rede über die großen Fragen, die sie zu diesem Zeitpunkt bewegten. Nächstes Jahr soll eigentlich die nächste hochkarätig besetzte „Lecture“stattfinden, die der CDU-Bundestagsabgeordnete Axel Müller aus Weingarten ins Leben gerufen hat.
Das Konzert von Frei.Wild in der Ravensburger Oberschwabenhalle löste vor einem Jahr eine kontroverse Debatte in Ravensburg aus: Ist die Südtiroler Band zu rechtspopulistisch? Warum wurde der Auftritt nicht wie in anderen Städten abgesagt? Passt das zu einer Kommune, die sich Integration und Offenheit groß auf die Fahnen geschrieben hat? Willi Schaugg, Geschäftsführer der Lira, einer Tochter der Stadt, musste sich im Nachgang im Aufsichtsrat kritische Fragen gefallen lassen. Danach gab es eine klare Ansage: Die „Leitbilder und Ziele der Stadt“müssten bei der Programmgestaltung einbezogen werden. „Die Kunstfreiheit gilt natürlich weiterhin. Freiheit heißt aber nicht, dass man auch alles zulassen muss, was einem angedient wird“, formulierte das Bürgermeister Simon Blümcke. Inhaltliche Debatten wurden seitdem allerdings nicht mehr geführt, wohl aber Diskussionen zum Thema Finanzen: Das Defizit, das die Lira im vergangenen Jahr erwirtschaftete, macht Oberbürgermeister Daniel Rapp und dem Gemeinderat nachhaltig Sorgen.
Am 27. April 2019 informierte Weingartens Oberbürgermeister Markus Ewald die Leser der „Schwäbischen Zeitung“darüber, dass er nach seinem schweren Verkehrsunfall im Rollstuhl ins Rathaus zurückkehren werde. Monatelang hatte Ungewissheit geherrscht über Ewalds Zustand und das Ausmaß seiner Verletzung. Am 14. Dezember 2018 war der OB als Beifahrer auf der Bundesstraße 30 im Landkreis Biberach verungückt. Markus Ewalds Rückkehr an seinen Arbeitsplatz im November bewegte dann die Menschen weit über Weingarten hinaus. Die Schließung des Krankenhauses 14 Nothelfer und aktuell die Corona-Krise ließen dem Mann an der Spitze der Verwaltung kaum Zeit zum Ankommen im Normalbetrieb.