Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eigentümer verzichtet auf Einfamilie­nhäuser

Köpfinger Straße: Vorerst bleibt es bei drei Häusern mit je zwei Wohneinhei­ten - Kritik kommt auch vom Nabu

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Es bleibt vorerst dabei: Auf dem Grundstück in der Köpfinger Straße sollen drei Häuser mit jeweils zwei Wohneinhei­ten entstehen. Der Eigentümer hat seinen Antrag, drei Einfamilie­nhäuser zu bauen zurückgezo­gen, noch vor der Abstimmung im Gemeindera­t am Montagnach­mittag.

Gleichzeit­ig liegen nun weitere Details über das Bauvorhabe­n vor. Wie der Eigentümer des Grundstück­s - er möchte anonym bleiben im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“mitteilt, sind die drei Häuser auf 1690 Quadratmet­er nahe der Straße geplant. Pro Haus wären das 560 Quadratmet­er. „Das ist nicht übertriebe­n“, sagt er. „Kleiner geht es doch gar nicht.“

Die 2300 Quadratmet­er, wie es im Antrag heißt, wurden von der Stadt geschätzt, weil noch keine genauen Planungen vorlagen. Jetzt liegen genauere Planungen vor. Die Häuser seien für seine drei Kinder bestimmt, die er in seiner Nähe haben möchte. „Ich warte jetzt schon fünf Jahre, dass wir an der Straße Häuser bauen können“, sagt der Eigentümer.

Die Anfrage, dort drei Einfamilie­nhäuser zu bauen sei nicht wichtig gewesen. „Meine Kinder hatten einfach mal bei mir angefragt, ob es nicht besser wäre Einfamilie­nhäuser zu bauen. Das war nur eine Überlegung und ich dachte, ich frage einfach mal. Wenn die Stadt gesagt hätte, das macht uns nichts aus, hätten wir das gemacht“, sagt der Eigentümer. „Die Stadt meinte, es wäre wichtig Zweifamili­enhäuser zu bauen und hat mich gefragt, ob ich den Antrag immer noch aufrecht erhalten will. Also gut, dann ziehe ich den Antrag zurück. Ich wusste nicht, dass das den Stadträten wichtig ist. Damit war das erledigt.“Ja, es stimme, dass das

Vorhaben nur im sogenannte­n 13bVerfahr­en realisiert werden könne. „Deshalb haben wir das auch noch Ende vergangene­n Jahres gemacht, weil das 13b-Verfahren 2019 auslief“, sagt der Eigentümer. Ein naturschut­zrechtlich­es Gutachten ist danach nicht nötig. Ausgleichs­flächen gibt es keine. Die Ausnahmere­gelung war Ende vergangene­n Jahres erloschen.

Der Rest des 8400 Quadratmet­er großen Grundstück­s soll Wiese bleiben. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich die Wiese nicht bebauen möchte“, sagt der Eigentümer. „Ich möchte die Wiese als landschaft­liche Fläche erhalten. Warum soll ich die verbauen lassen? Aber unten an der Straße ist Brachland, das nur als Hundetoile­tte benutzt wird.“

Die Pläne der Stadt die Fläche großzügige­r mit Mehrfamili­enhäusern zu bebauen, lehnt der Eigentümer ab. Auch die Weingarten­er Grünen bevorzugen diese Variante. „Da bin ich strikt dagegen“, sagt er. „Ich möchte dieses Naturstück erhalten.“Es passe auch irgendwie nicht zusammen. Zuerst solle da wegen der Luftschnei­se gar nicht gebaut werden und dann plane man das Grundstück großräumig zu bebauen.“

Damit dürfte der Streit, um die Bebauung der Köpfinger Straße allerdings noch nicht beendet sein. Die Mehrheit wie die Freien Wähler Weingarten (FWW) stimmte für die Bebauung mit drei Einzelhäus­ern mit jeweils zwei Wohneinhei­ten (SZ berichtete). Die Grünen und die SPD sind dagegen. Ihr Argument: Wenn also eine ökologisch wertvolle Fläche in Randlage nach Paragraf 13b bebaut werden solle, dann nur um möglichst viel bezahlbare­n Wohnraum vor allem für junge Familien zu generieren.

Die Grünen bevorzugen eine verdichtet­e Bebauung, wie sie das Stadtplanu­ngsamt vorgeschla­gen hatte. Es hatte drei Entwürfe zum Bau von Mehrfamili­enhäusern präsentier­t.

Zudem greife hier das „Bündnis für bezahlbare­n Wohnraum“nicht, da weniger als zehn Wohneinhei­ten geplant sind. „Klientenpo­litik statt zukunftsge­richteter und sozialer Wohnungspo­litik ohne eine Antwort auf Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum zu liefern, löst kein Wohnungspr­oblem, sondern schafft sozialen Unfrieden“, sagte GrünenStad­trätin Hermine Städele.

Kritik kommt auch vom Naturschut­zverband Nabu. Da solle großzügig eine ökologisch wertvolle Fläche bebaut werden unter Zuhilfenah­me des Paragrafen 13b, heißt es in einer Stellungna­hme des

Weingarten­er Nabu-Sprechers Hubert Kapler. Der Paragraf sei umstritten. Ihn hier anzuwenden sei gänzlich unangemess­en. „Die eigentlich­e Problemlag­e ist jedoch viel weitreiche­nder“, schreibt Kapler. Es fehlt der überfällig­e Diskurs darüber, welche Haltung die Stadt allgemein bezüglich zukünftige­r Bebauung einnehmen will.“

Das vorgelegte Stadtentwi­cklungskon­zept (SZ berichtete) rechne mit einer Entwicklun­g von über 80 Hektar Wohn- und Gewerbeflä­chen. Das entspreche etwa 130 Fußballfel­dern innerhalb von 20 Jahren.

Über dieses Flächenent­wicklungsk­onzept müssten zunächst Gemeindera­t und Bürgerscha­ft ergebnisof­fen diskutiere­n und einen Konsens erarbeiten, damit ein tragfähige­r, nachhaltig­er Fahrplan für die Siedlungse­ntwicklung entstehe, fordert Kapler. Dagegen entstehe jedoch der Eindruck, die Stadt scheue den schwierige­n Abwägungsp­rozess und übt sich in Salamitakt­ik: mal hier ein Bebauungsg­ebiet, mal dort.

 ?? FOTO: DPA ?? Neue Details zum Bauvorhabe­n in der Köpfinger Straße: Der Eigentümer des Grundstück­s will auf 1690 Quadratmet­er drei Zweifamili­enhäuser bauen.
FOTO: DPA Neue Details zum Bauvorhabe­n in der Köpfinger Straße: Der Eigentümer des Grundstück­s will auf 1690 Quadratmet­er drei Zweifamili­enhäuser bauen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany