Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bei Corona-Verdacht wird im Container untersucht
Einzige Corona-Schwerpunktpraxis im westlichen Teil des Kreises Ravensburg steht in Wilhelmsdorf
WILHELMSDORF - Die derzeit einzige Corona-Schwerpunktpraxis im westlichen Teil des Landkreises Ravensburg ist in Wilhelmsdorf zu finden. Auf dem Privatgrundstück von Thomas Gerhardt, nur wenige Meter von seiner Praxis entfernt, werden in einem Baucontainer Patienten untersucht, bei denen der Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus bestehen könnte. Bei Bedarf wird hier von dem Facharzt für Allgemeinmedizin ein sogenannter Rachenabstrich entnommen und zur Untersuchung weitergegeben.
Beim Vor-Ort-Besuch an einem Dienstagvormittag tröpfelten zur vorgegeben Zeit nach und nach sieben Frauen und Männer ein, die auf ihre Untersuchung warteten. Sie hatten sich zunächst in der Praxis gemeldet und erhielten von dort einen Termin in der Außenstelle. Somit ist die Praxis mit unklaren Fällen entlastet und der normale medizinische Betrieb kann dort ungestört weiterlaufen.
Die betreffenden Patienten an diesem Tag kommen aus Wilhelmsdorf, Illmensee, Riedhausen und Hasenweiler. Ihre Symptome waren anhaltender Husten, Fieber oder klassische Anzeichen einer Grippe. Manche hatten einen Mundschutz parat, andere verzichteten darauf. Einig waren sie sich aber alle: Das Angebot des Allgemeinmediziners Thomas Gerhardt, der im Januar 2018 die Praxis von Johannes Stäbler übernahm, ist ein überaus wertvolles medizinisches Angebot. Schließlich muss keiner seiner Patienten den Weg nach Weingarten auf sich nehmen, um dort einen Abstrich machen zu lassen.
„Es gibt viele positive Reaktionen meiner Patienten auf das Angebot, jenseits der Hauptpraxis die Untersuchung in einem Container vorzunehmen“, sagt Thomas Gerhardt, als seine Patienten den Heimweg angetreten hatten. Die Abwechslung vom normalen Praxisbetrieb finden die medizinischen Fachangestellten Sarah Supper und Zilan Atalay spannend. Die Aufgabe der beiden ist es zunächst, die Daten der Patienten über ihre Gesundheitskarte aufzunehmen. In direkter Datenverbindung zum Dokumentensystem erhält Gerhardt die notwendigen Unterlagen und Informationen über den Patienten, zum Beispiel über Vorerkrankungen. Diese sind für eine richtige Diagnose wichtig.
Sollte sich der Verdacht auf die Ansteckung mit einem Coronavirus erhärten, nimmt der Arzt einen Rachenabstrich, der dann per Fahrdienst zum Labor Gärtner nach Ravensburg gebracht wird. „Die Patienten werden dann zeitnah über das Ergebnis des Testes informiert“, so Gerhardt. Es mussten bisher schon einige positive Befunde übermittelt werden. „Doch keiner meiner Coronavirus-Patienten musste bisher in stationäre Behandlung“, zeigt sich der Wilhelmsdorfer Arzt zufrieden. Als die Idee mit der Corona-Schwerpunktpraxis
angegangen wurde, suchte sich der Mediziner Helfer bei örtlichen Handwerkern und Geschäftsleuten. Große Unterstützung fand er unter anderem bei Jörg Pfleiderer von der Elektroinstallationsfirma Pfleiderer&Zembrot. Er stellte sofort einen Baucontainer auf den
Platz der Garagenzufahrt des Hauses von Thomas Gerhardt.
Außerdem stellte er aus seinen Beständen Schutzmasken und Schutzkleidung zur Verfügung. Jörg Pfleiderer wandte sich parallel dazu an andere Handwerksbetriebe in Wilhelmsdorf, die über solche Ausrüstung
verfügen. Auch von denen erhielt der Arzt tatkräftige Unterstützung mit Sachspenden, die der Sicherheit vor Ansteckungen dienen sollen. „Für diese kurzfristige Unterstützung bin ich überaus dankbar“, bekräftigt Gerhardt, bevor er wieder zurück in seine Praxis eilte.