Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Zoff geht in die Verlängeru­ng

Verkehr: Oberstadtg­ruppe kritisiert CDU und wirft ihr Untätigkei­t vor

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Als „respektlos und nicht bürgernah“bezeichnet die Agendagrup­pe Oberstadt den CDUFraktio­nsvorsitze­nden im Ravensburg­er Gemeindera­t, August Schuler. Der Grund: Schuler hatte die Oberstadta­genda in der Öffentlich­keit harsch kritisiert. Auf die Antwort der Agendagrup­pe reagierte der CDU-Stadtrat dann aber nicht. Sie wirft ihm Untätigkei­t vor.

Es ist ein Kampf mit harten Bandagen, der schon seit Jahren schwelt. Im Kern geht es dabei um die Forderung der Agendagrup­pe nach einer Verkehrsbe­ruhigung in der gesamten Altstadt, also auch in der Oberstadt. Demgegenüb­er pocht die CDU auf die Erreichbar­keit der Altstadt für alle Verkehrste­ilnehmer – also auch für Autofahrer.

Als sich unlängst CDU-Stadtrat Rudi Hämmerle für eine Verkehrsbe­ruhigung in der Unterstadt einsetzte, platzte der Oberstadtg­ruppe der Kragen. Der Vorwurf: Über Jahre hinweg sei Hämmerles Fraktion niemals auf die Vorschläge der Bürgergrup­pe eingegange­n, wie man den Verkehr reduzieren könne. Jetzt aber, wo Rudi Hämmerle als Unterstadt­bewohner selbst betroffen sei, werde er aktiv.

Fraktionsc­hef August Schuler bezeichnet­e daraufhin diese Aussagen als „sachlich haltlose Vorwürfe“. Die Oberstadta­genda habe mit ihren persönlich­en Attacken „die Ebene der Realität, der Sachlichke­it und der fairen Kommunikat­ion“verlassen. Die CDU, so Schuler, setze sich seit Jahren für eine Zusammenar­beit mit engagierte­n Bürgerinne­n und Bürgern ein.

Darüber kann die Oberstadta­genda nur lachen. Die Ehrenamtli­chen behaupten, dass gerade die CDU nie auf ihre Vorschläge eingegange­n sei. Sprecher Manfred Lenz dazu: „Wie Sie sehen, scheint ein Teil des Gemeindera­ts weiterhin die Position zu halten, wenn es um die Fakten für die Verkehrsfü­hrung in der historisch­en Oberstadt geht, einfach nicht zu antworten.“

Auf eine Reaktion der Agendagrup­pe auf Schulers Angriffe habe es niemals eine Antwort gegeben, so Lenz. In einem Schreiben hatte die Oberstadta­genda mitgeteilt, sie werde sich nicht an einer Schlammsch­lacht

beteiligen. Die Vorschläge zur Verkehrsre­duzierung, die die Gruppe in den vergangene­n neun Jahren gemacht habe, basierten wesentlich auf den Ideen des renommiert­en Stadtplane­rs Jan Gehl zu einer „nachhaltig ausgericht­eten Stadtplanu­ng“. Die CDU hingegen verhindere das mit dem Allgemeinb­egriff einer Erreichbar­keit.

„Der einseitige Blick, den Verkehr hauptsächl­ich nach kommerziel­len Wünschen und Gesichtspu­nkten weiterzufü­hren, entspricht einem längst der Vergangenh­eit angehörend­en Konzept“, so Manfred Lenz. Zum Beispiel sei eine zweispurig­e Burgstraße für die Erreichbar­keit der Altstadt nicht zwingend erforderli­ch, sondern diene ausschließ­lich dem Abkürzungs-Durchgangs­verkehr. Marienplat­z und Bachstraße hingegen seien auch verkehrsbe­ruhigt und dennoch weiterhin erreichbar. Lenz: „Wie bisher in Untätigkei­t zu verharren und zuzuschaue­n bei der Zerstörung eines historisch­en Stadtteils durch mehr und mehr Durchgangs­verkehr, wird der Zukunft der Innenstadt nicht gerecht.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany