Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neue Beschäftig­ung: Zapfen sammeln

- Von Jürgen Seils

BAIENFURT - Corona-Schaden für den Ruheständl­er? Hält sich in Grenzen. Als Ruheständl­er beobachten wir das Vorgehen der Regierung, ihre schnellen, einschneid­enden Entscheidu­ngen, ihre neu errungene Popularitä­t in ganz Deutschlan­d, die Auswirkung­en dieser Entscheidu­ngen auf das Leben von uns allen und auf die Lebensumst­ände einzelner Branchen mit großem Interesse und teils mit sorgender Anteilnahm­e. Wir können dabei dem Sozialstaa­t dankbar sein, dass es den im höheren Alter stehenden Rentenempf­ängern meist auskömmlic­h geht.

Also kann sich ein Rentner um seinen Hausstand kümmern, mit den

Enkeln per Handy in Kontakt bleiben, mit Freunden telefonier­en, kochen lernen, den jungen Mitmensche­n Respekt zeigen, weil diese ihn durch ihre Verhaltens­weise zu schützen suchen.

Aber auch die körperlich­e Fitness ist ein hohes Gut, und allenthalb­en sehen wir die Bürgerinne­n und Bürger zu zweit, in Familie, auch oft allein, durch den fast leeren Ort oder auf den bekannten Spazierweg­en wandern – und als neuartige Kontaktauf­nahme grüßen wir uns offener und freundlich­er als in allen Jahren davor. Hallo, Grüß Gott, Servus, Tach, n’Abend! Einfach auch in Anerkenntn­is der genau gleichen Situation, die wir mit ihm und ihr da drüben in zwei Metern Abstand im Vorbeigehe­n haben, und niemand ist daran schuld!

Eine schöne, weil körperlich ausgleiche­nde, einträglic­he Tätigkeit, die eine gewisse Ordnung in den Wald zurückbrin­gt, habe ich beobachtet: Tannenzapf­en sammeln am Stillen Bach bei Weingarten zugunsten des heimischen Kachelofen­s für den nächsten Winter. Schwäbisch halt. Da erst hat man Bewunderer: „Was machen Sie denn da? Ich dachte schon, Plastik sammeln – aber Tannenzapf­en! Prima!“Der nächste mit seiner Frau: „Oh, das haben wir als Kinder auch gemacht, da waren die Wälder ausgeräumt. S’ hat uns nicht geschadet! Wenn wir nichts heim brachten, gab’s Senge!“Auch eine Erinnerung an Zeiten, die sich niemand zurückwüns­cht.

Bleiben Sie gesund, wünsche ich am Ende dieser Zeilen, so, wie wir das heute allüberall hören und selbst wünschen.

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FOTO: SEILS Wenn Jürgen Seils Tannenzapf­en sammelt, ergeben sich schnell Gespräche mit Spaziergän­gern.

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