Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neue Beschäftigung: Zapfen sammeln
BAIENFURT - Corona-Schaden für den Ruheständler? Hält sich in Grenzen. Als Ruheständler beobachten wir das Vorgehen der Regierung, ihre schnellen, einschneidenden Entscheidungen, ihre neu errungene Popularität in ganz Deutschland, die Auswirkungen dieser Entscheidungen auf das Leben von uns allen und auf die Lebensumstände einzelner Branchen mit großem Interesse und teils mit sorgender Anteilnahme. Wir können dabei dem Sozialstaat dankbar sein, dass es den im höheren Alter stehenden Rentenempfängern meist auskömmlich geht.
Also kann sich ein Rentner um seinen Hausstand kümmern, mit den
Enkeln per Handy in Kontakt bleiben, mit Freunden telefonieren, kochen lernen, den jungen Mitmenschen Respekt zeigen, weil diese ihn durch ihre Verhaltensweise zu schützen suchen.
Aber auch die körperliche Fitness ist ein hohes Gut, und allenthalben sehen wir die Bürgerinnen und Bürger zu zweit, in Familie, auch oft allein, durch den fast leeren Ort oder auf den bekannten Spazierwegen wandern – und als neuartige Kontaktaufnahme grüßen wir uns offener und freundlicher als in allen Jahren davor. Hallo, Grüß Gott, Servus, Tach, n’Abend! Einfach auch in Anerkenntnis der genau gleichen Situation, die wir mit ihm und ihr da drüben in zwei Metern Abstand im Vorbeigehen haben, und niemand ist daran schuld!
Eine schöne, weil körperlich ausgleichende, einträgliche Tätigkeit, die eine gewisse Ordnung in den Wald zurückbringt, habe ich beobachtet: Tannenzapfen sammeln am Stillen Bach bei Weingarten zugunsten des heimischen Kachelofens für den nächsten Winter. Schwäbisch halt. Da erst hat man Bewunderer: „Was machen Sie denn da? Ich dachte schon, Plastik sammeln – aber Tannenzapfen! Prima!“Der nächste mit seiner Frau: „Oh, das haben wir als Kinder auch gemacht, da waren die Wälder ausgeräumt. S’ hat uns nicht geschadet! Wenn wir nichts heim brachten, gab’s Senge!“Auch eine Erinnerung an Zeiten, die sich niemand zurückwünscht.
Bleiben Sie gesund, wünsche ich am Ende dieser Zeilen, so, wie wir das heute allüberall hören und selbst wünschen.