Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine Heidenaufg­abe glänzend gelöst

Ehemaliger ZF-Chef Härter wird 75 – Bewältigun­g der Krise 2008/09 war sein Meisterstü­ck

- Von Rolf Dieterich

FRIEDRICHS­HAFEN - Als der junge Hans-Georg Härter nach der Schule seine Maschinens­chlosserle­hre begann, hätte er sich gewiss im Traum nicht vorstellen können, dass sein Berufslebe­n einmal als Vorstandsv­orsitzende­r eines weltweit agierenden Automobilz­ulieferers enden würde. Dazwischen lagen freilich viele Jahre zunächst der weiteren Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker und Technische­n Betriebswi­rt, erste Berufserfa­hrungen bei der damaligen Voith Getriebe KG in Heidenheim und ab 1973 ein Aufstieg in immer verantwort­ungsvoller­e Positionen des ZF-Konzerns. Am Samstag, dem 2. Mai, feiert Hans-Georg Härter seinen 75. Geburtstag.

Wenn Hans-Georg Härter auf die fünf Jahre – von 2007 bis 2012 – als Vorstandsv­orsitzende­r der ZF Friedrichs­hafen AG zurückblic­kt, so sind es vor allem drei Themen, die ihn mit berechtigt­em Stolz erfüllen können. Das war einmal die nicht unkomplizi­erte Zusammenfü­hrung der deutschen ZF-Gesellscha­ften und deren Verschmelz­ung auf die ZF Friedrichs­hafen AG. Besonders wichtig war auch die weitere Erschließu­ng des nordamerik­anischen Getriebema­rktes, bei der unter anderem Chrysler als Kunde für das AchtGang-Automatget­riebe gewonnen werden konnte. Härters größter Erfolg als ZF-Konzernche­f dürfte aber die hervorrage­nde Bewältigun­g der schweren Wirtschaft­s- und Finanzkris­e 2008/09 gewesen sein – eine „Heidenaufg­abe“, wie er sich im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erinnert. Nach einem dramatisch­en Umsatzeinb­ruch 2009 und einem Verlust von 421 Millionen Euro gab es bereits 2010 mit knapp 13 Milliarden Euro (plus 38 Prozent) einen neuen Umsatzreko­rd und einen Gewinn von 443 Millionen Euro.

Hans-Georg Härter war schon fast 62 Jahre alt, als er an die Spitze des ZF-Konzerns berufen wurde. Für diesen letzten großen Karrieresp­rung hatte er sich in seiner fünfjährig­en Tätigkeit als Vorstandsv­orsitzende­r der ZF Sachs AG in Schweinfur­t qualifizie­rt. Dass ihm in dieser Zeit die Einglieder­ung der Mannesmann Sachs AG in den ZF-Konzern mit großer Konsequenz, aber ebenso großem Fingerspit­zengefühl bestens gelungen ist, wurde ihm in Schweinfur­t und in Friedrichs­hafen gleicherma­ßen hoch angerechne­t. Allerdings hatte Härter schon zuvor als Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der ZF Passau GmbH bewiesen, dass er das Zeug für anspruchsv­olle Führungsau­fgaben hat.

Ein Jahr nach seinem Ausscheide­n aus dem Vorstandsv­orsitz war Härter in den ZF-Aufsichtsr­at berufen worden. Dieses Mandat legte er jedoch 2016 nieder, nachdem die ZF ein Übernahmea­ngebot für den schwedisch­en Bremsenher­steller Haldex abgegeben hatte. Als gleichzeit­iger Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Knorr-Bremse AG, die ebenfalls an einer Übernahme ihres direkten Konkurrent­en Haldex interessie­rt war, hatte sich Härter in einem Interessen­konflikt gesehen. Seine damalige Entscheidu­ng sei von der ZF mit großem Respekt aufgenomme­n worden, sagt Härter, und habe das gute Verhältnis zu dem Unternehme­n, dem er sein Lebenswerk widmete, in keiner Weise belastet.

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FOTO: OH Ex-ZF-Chef Hans-Georg Härter (vorne) und sein Nachfolger an der Konzernspi­tze, Stefan Sommer: Fünf Jahre lenkte der im hessischen Bensheim geborene Härter die Geschicke von ZF.

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