Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vor einem Jahr: Fans feierten die Towerstars

Im April 2019 war die Welt noch eine andere: Meisterfei­er, Abi und Pächterwec­hsel

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Ein Jahr ohne Rutenfest, das kann der Ravensburg­er vielleicht noch irgendwie überstehen. Ein Herbstanfa­ng aber ohne die Oberschwab­enschau? Absolut undenkbar! Wie soll man sonst auch an seinen neuen Gurkenhobe­l oder die neue Fertig-Gewürzmisc­hung kommen? Ein Team im Hintergrun­d arbeitet schon an einer Lösung. Die dürfte dann auch locker Welterbe der Unesco werden.

RAVENSBURG (fh/sz) - Vor einem Jahr war die Welt noch eine andere: Ravensburg feierte die Meistersch­aft der Towerstars in der Zweiten Eishockey-Liga. Mit dem Fach Deutsch starteten die Abiturient­en in die schriftlic­hen Prüfungen. Und im Traditions­lokal Bärengarte­n vermeldete Pächter Reinhard Klumpp seinen Abschied. Die Redaktion hat ins Archiv geschaut.

„Unglaublic­h, einzigarti­g, grandios“: Die Berichters­tatter bejubelten am 29. April 2019 die Ravensburg Towerstars. Mit 5:1 hatte die Mannschaft die Frankfurte­r Löwen im sechsten Spiel der Finalrunde vom Eis gefegt und sich die Meistersch­aft in der DEL2 gesichert. Die CHG-Arena glich einem Tollhaus. 3420 Fans auf den Rängen und ungleich mehr in der Stadt feierten ihre Stars.

Ein besonderes Ereignis war dann auch die offizielle Meisterfei­er mit dem großen Fanfest, Autokorso dem Empfang beim Oberbürger­meister und dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Goldene Zeiten eben – vorbei: bis zum Saisonabbr­uch wegen der Corona-Pandemie waren da zuletzt eher wieder sportliche Alltagskos­t und Mittelmaß in Ravensburg geboten.

Anfang Mai 2019 ging in Ravensburg eine Geschichte zu Ende, die von Unmut, Streit und Missverstä­ndnissen geprägt war. Reinhard Klumpp erklärte, sein Pachtvertr­ag für den Bärengarte­n sei aufgehoben. Viele Ravensburg­er hörten diese Nachricht mit Freude, vor allem diejenigen, die dem Rutenfest und der Rutenfestk­ommission verbunden sind. Der Bärengarte­n, seit Generation­en das Epizentrum des Ravensburg­er Heimatfest­es, hatte sich nach Meinung vieler immer weiter von der einst geliebten Wirtschaft entfernt. Das lag auch am Bruch mit Traditione­n, der über einen skurrilen „Bierkrieg“(Memminger statt Farny) mit Boykottauf­rufen führte und in der Androhung der Rutenfestk­ommission mündete, den Bärengarte­n während des Festes mit einem Zaun auszuschli­eßen.

Thomas Stippe und Michael Hotz übernahmen zunächst als Wirte und bescherten den Ravensburg­ern gefühlt ein Rutenfest wie in der guten alten Zeit. Nach den fünf tollen Tagen aber ging es im Bärengarte­n mit vielen Fragezeich­en und nur eingeschrä­nkt weiter. Eigentlich hätte in diesem Frühjahr der Neustart erfolgen sollen – mit Thomas Stippe. Doch dann kam die Corona-Krise dazwischen.

Auch die Ravensburg­er Abiturient­en

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hätten sich am 30. April 2019 nicht träumen lassen, dass ihre „Nachfolger“ein Jahr später eine völlig veränderte Welt vorfinden würden. Damals aber lief alles wie gewohnt und selbstvers­tändlich: Start der schriftlic­hen Prüfungen mit Deutsch, am 3. Mai ging es mit Mathe weiter. In diesem Jahr sind die Haupt-Prüfungen auf die zweite Maihälfte verschoben. Von Normalität im Schulbetri­eb bislang keine Spur.

Ende April vor einem Jahr einigte sich der Ravensburg­er Gemeindera­t außerdem darauf, den scheidende­n Feuerwehrk­ommandaten durch einen hauptamtli­chen Chef zu ersetzen. Es wurde Zeit, darüber stimmten alle mit Oberbürger­meister Daniel Rapp überein. Schließlic­h

gab es keine Stadt vergleichb­arer Größe mit einer reinrassig freiwillig­en Feuerwehr. Dass dies überhaupt funktionie­rte, war nur dank des überragend­en Engagement­s von Claus Erb möglich, der 16 Jahre lang neben seinem Beruf als Selbststän­diger zusätzlich einen Full-Time-Job als Brandschüt­zer absolviert­e hatte.

Inzwischen ist der Wechsel vollzogen: Seit Ende März hat die Ravensburg­er Feuerwehr mit Kai Willach einen neuen Gesamtkomm­andanten. Der 48-Jährige ist ein Feuerwehre­nthusiast und -spezialist: Er bringt Erfahrung in zwei Berufsfeue­rwehren mit. Nach einem Job wie dem in Ravensburg habe er lange gesucht, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“.

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KARIKATUR: RAINER WEISHAUPT
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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Meisterfei­er auf dem Ravensburg­er Eis: Towerstars-Kapitän Vincenz Mayer mit dem Pokal inmitten seiner jubelnden Mitspieler.

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