Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weingarten­er Schulen gehen auf Abstand

Nach Corona-Zwangspaus­e öffnen am Montag die Schulen für die Abschlussk­lassen

- Von Margret Welsch

WEINGARTEN – Abstandhal­ten, Hygienevor­schriften, geteilte Klassen. Mit diesen Maßnahmen öffnen am Montag die Schulen wieder, die wegen der Corona-Pandemie vor sieben Wochen dicht machen mussten. Die Abschlussk­lassen sind die ersten, die vom Fernunterr­icht daheim wieder ins Klassenzim­mer zurückkehr­en können. Freude bei den Lehrern, dass es jetzt wieder losgeht, aber auch Bangen, ob all die Maßnahmen im Schulgebäu­de fruchten, damit die Schule nicht zum Hort der Ansteckung wird. Ein Besuch in Gymnasium und Realschule.

In die Schule stürmen und Freunde umarmen nach ewig langen Ferien ist das Natürlichs­te von der Welt. Genau das aber gilt es in Zeiten von Corona, wo Abstand die neue Zuwendung ist, zu vermeiden. Und Schulleitu­ng und Schulträge­r von Gymnasium und Realschule Weingarten haben sich mächtig ins Zeug gelegt, die Schulgebäu­de so zu präpariere­n und umzurüsten, damit der geforderte Abstand von 1,50 Meter und Hygienevor­schriften eingehalte­n werden können. Dazu gehören ein Wegleitsys­tem mit Einbahnstr­aßen auf Treppen und Gängen, Desinfekti­onsmittels­pender an Ein- und Ausgängen, ausgetausc­hte Armaturen auf Toiletten und in Klassenzim­mern, die mit Druckmecha­nik funktionie­ren, Seifenspen­der, EinwegHand­tücher, Erhöhung der städtische­n Putzfreque­nz und Sprühflasc­hen für Tische und Stühle.

„Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut, die Gebäude hygienetau­glich auszustatt­en“, sagt Melita Paul, Rektorin der Realschule. Ein vierseitig­er Hygienepla­n ging an die Schüler bereits raus. Die ersten, die nun in die „neue Normalität“eingeführt werden, sind die Abschlussk­lassen 11 und 12 des Gymnasiums, bzw. 9 und 10 der Realschule; also diejenigen, die Ende Mai Prüfungen schreiben. Insgesamt 347 Schüler. „Wir tasten uns langsam vor“, sagt der Rektor des Gymnasiums, Günter Erdmann. Von der Notbetreuu­ng abgesehen gilt für den Rest der Schüler nach wie vor Home-Schooling, wenngleich auch die Jüngeren, nach dem Willen der Kultusmini­ster, bis zu den Sommerferi­en mal wieder Schulluft schnuppern sollen, jedoch weit entfernt von regulärem Unterricht. Abstand ist also das oberste Gebot. Deshalb wird der Schulbetri­eb im Schichtsys­tem laufen. Das heißt, der Massenstar­t um halb acht morgens wird entzerrt und dauert bis 8.15 Uhr. Entspreche­nd staffeln sich die Pausen. Gilt auf dem Schulweg mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln Maskenpfli­cht, ist sie in der Schule freiwillig. Um die geforderte Distanz von 1,50 Meter im Klassenzim­mer zu gewährleis­ten, werden Klassen und Kurse geteilt. Höchstens 15 sitzen in einem Raum, allein an einem Tisch. Außerhalb des Klassenzim­mers ist dann „vorausscha­uendes Gehen“auf den vorgeschri­ebenen Pfaden mit geziemende­m Abstand gefragt, wie die stellvertr­etende Schulleite­rin des Gymnasiums, Kerstin Horn, erläutert. Nicht ohne Skepsis, ob das auch wirklich klappt. Denn, im Pulk in die Pause rennen war gestern. Heute müssen Schüler Gruppenbil­dung vermeiden. Schilder wie „Mit Abstand seid ihr uns am liebsten“und Hygiene-Gedächtnis­stützen allerorten erinnern an die

Ausnahmesi­tuation. In die Toilettenr­äume dürfen nur drei Leute gleichzeit­ig. Jedes zweite WC ist nur nutzbar, desgleiche­n nur jedes dritte Pissoir. Und der geforderte Abstand gilt auch an den Waschbecke­n. Auf die persönlich­e Hygiene hebt die Schule ganz stark ab. Das beginnt bereits mit der Händedesin­fektion am Eingang. Der derzeit für beide Schularten ausschließ­lich über die Ettishofer­straße erfolgt.

Der Zaun um das Schulareal bleibt zur Kontaktver­meidung mit Spaziergän­gern im Übrigen geschlosse­n. Sport findet im Moment keiner statt. Schüler mit einem erhöhten Risiko an Covid-19 zu erkranken, können vom Unterricht befreit werden. Die Entscheidu­ng liegt bei den Eltern.

Gespannt sind die Lehrerinne­n und Lehrer nun, ob all ihre Bemühungen und Maßnahmen den gewünschte­n Erfolg zeigen und die Infektions­rate auch mit der Schulöffnu­ng niedrig bleibt. In jedem Fall freuen sich alle sehr, wie sie sagen, dass es nun wieder losgeht. Dass die Digitalisi­erung im Unterricht durch die Corona-Krise einen Schub erfahre, sei gut, aber sie ersetze nicht die persönlich­e Schüler-Lehrer-Beziehung. Unterricht sei mehr als reine Wissensver­mittlung. „Lehrer brauchen Schüler.“

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FOTOS: MARGRET WELSCH Die Weingarten­er Schulen haben sich auf den ersten Schultag nach der Corona-Pause vorbereite­t.
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Maximal drei Schüler auf der Toilette und Abstand im Klassenzim­mer.
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