Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ravensburger Kunstverein bringt Kultur ins Wohnzimmer
Mit „Curators without Audience“werden regionale Kunstangebote im Live-Stream aus Oberschwaben vorgestellt
RAVENSBURG (sz) - Der Neue Ravensburger Kunstverein (NRVK) geht in der Corona-Krise neue Wege, heißt es in einer Pressemitteilung. Mit einem neuen innovativen Streaming-Angebot mit dem Titel „Curators without Audience“, zu Deutsch „Kuratoren ohne Publikum“, holt der junge Kunstverein regionale Kunstangebote aus ganz Oberschwaben direkt in die Wohnzimmer. Die Intention des Projekts: Kunst und Kultur sollen der Bevölkerung trotz geschlossener Museen zugänglich bleiben.
Jeden Donnerstag streamen die Macher von 20 bis 21 Uhr live aus dem Kapuziner Kreativzentrum auf der Facebook-Seite des Vereins und auf YouTube zu jeweils einem anderen Thema. In lockerer Atmosphäre sprechen die Mitglieder des Kunstvereins mit Kuratoren aus der Region über die Hintergründe ihrer Ausstellungen und die künstlerischen Ansätze, so das Schreiben. Wer einen Termin verpasst, kann das Angebot auf der NRVK-Facebookseite und auf dem YouTube-Kanal des NRVK nochmals anschauen.
In einem ersten Themenschwerpunkt geht es um die Corona-Krise. Andrea Dreher von der Ravensburger Galerie 21.06. brachte zum Auftakt am 23. April das Thema „Corona-Stories“auf die virtuelle Bühne. Eine Schauspielerin vom Theater Ravensburg las Texte, Robert Huber und Christian Mayer, der Kurator und der Vorstand des NRVK, interviewten Dreher. Am 30. April war Axel Lapp von der MEWO Kunsthalle in Memmingen zu Gast.
Am 7. Mai kommt Marco Hompes von der Villa Rot aus Burgrieden-Rot im Landkreis Biberach auf die virtuelle Bühne und wird seine digitale Ausstellung #stayathome vorstellen. In diesem Kunstprojekt mit verschiedenen Videoclips auf der Internetseite des Museums geht es um die Veränderungen unseres Alltags in Zeiten der Pandemie. Im Interview mit dem NRVK erklärt der Kurator die Hintergründe zum Projekt. In der Warteschlange stehen Museen aus Friedrichshafen, Ulm und Biberach.
„Gerade die Kunst hat es in Zeiten schwer, in denen der Fokus auf der Wirtschaft liegt. Da wollen wir mit unserem Projekt ein Gegengewicht setzen, weil Kunst und Kultur auch in extremen Lagen für eine Gesellschaft essentiell sind“, werden Robert Huber und Christian Mayer über die Idee zu „Curators without Audience“zitiert. Der Verein hätte diskutiert, wie man Kunst in Pandemie-Zeiten zugänglich machen und den Kuratoren ein Publikum zurückgeben kann. Nach einem ersten erfolgreichen Probe-Streaming zum Abschluss des NRVK-Vorgängerprojekts „Artists without Audience“(Künstler ohne Publikum) am Donnerstag zuvor, stand das neue Projekt fest. „Damit wollen wir als Kunstverein unseren Beitrag in dieser Krise leisten“, so Mayer.
Er ist wieder da: Hunkeler, der pensionierte Kommissär aus Basel, löst seinen zehnten Fall. Ende März erschienen, wurde der Kriminalroman „Hunkeler in der Wildnis“(Diogenes Verlag) in der
Schweiz bereits zum Bestseller. Autor Hansjörg Schneider, inzwischen 82jährig, kann sich auf seinen grummeligen Ermittler weiterhin verlassen. Oder darauf, dass es ihm immer noch gelingt in seinen Kriminalfällen eine Atmosphäre zu schaffen, die viele anspricht. Was an Peter Hunkelers Grundsatz liegen könnte: „Mich interessieren nicht Fingerabdrücke und Schmauchspuren, sondern Menschen“.
Nicht das geldsterile Zürich, nicht die Hauptstadt Bern bilden die Kulisse. „Basel ist eine geheimnisvolle, heimliche Stadt. Es ist eine Stadt dazwischen. Zwischen Vergangenheit und Zukunft. Und zwischen Spott und Melancholie“, hat Schneider mal geschrieben. Seiner Hauptfigur gibt er viel von der eigenen Vita mit, den neuesten Fall empfindet der Autor als seinen persönlichsten. „Hunkeler in der Wildnis“setzt ein im Baseler Kannenfeldpark, in dessen Kiosk auch Schneider gerne bei einem Kaffee die Zeitung liest. Nichts Böses denkend genießt der inzwischen etwas gebrechliche Hunkeler („Der Rücken, das Knie, der Fuß“) die Sommersonne und will von Polizeiarbeit nichts mehr wissen. Das Glockengeläut der Baseler Kirchen hat es ihm angetan. Bis das Idyll einen Riss bekommt, als eine Frau auf Hunkeler zu rennt – sie hat im Park einen Toten gefunden. Noch ehe die Polizei eintrifft weiß Hunkeler, dass es sich um den bekannten Theaterkritiker Heinrich Schmidinger handelt. Offenbar von Boule-Kugeln erschlagen, liegt er tot im Gebüsch. Der alte Kommissär kann es nicht lassen und beginnt eigene Ermittlungen… Eine andere Institution des Schweizer Kulturlebens wollte im März zur großen Finalrunde durchstarten: die Berner Mundartsongband „Stiller Has“um Sänger Endo Anaconda legte mit „Pfadfinder“die letzte CD vor – und konnte vor der großen Bremse zunächst nur zwei Konzerte spielen. Was dem Quartett nicht wirklich die Abschiedstour verhagelt, denn die ist bis Ende 2021 angesetzt. Ein Adieu in vielen Orten, bei vielen Fans. Immerhin seit 1989 hat sich Anaconda mit wechselnden Begleitern einen Status geschaffen, der irgendwie dem von Hunkeler ähnelt. Die Leute mögen ihn, wollen immer wieder zuhören. Obwohl er mit allerhand Ecken und Kanten kein „süßer Liebling“ist. Aber dafür eben ein Typ, der sein Ding macht. Und das lässt sich auf „Pfadfinder“mit stimmungsvollen Arrangements zwischen Blues und Varieté nochmals sehr eindrücklich hören. Eine eigene Poesie hat Anaconda schon immer gepflegt. Wenn er aber mit der Digitalisierungsgläubigkeit abrechnet oder der Klimajugend seinen Respekt bezeugt, wird der Has auf seine alten Tage nochmal kämpferisch. Und den „Schöne Momänt“als Betrachtung der Unplanbarkeit des Lebens sollte man sich nicht entgehen lassen: „Sone schöne Gedanke/U när so es Drama/Im allerschönschte Momänt/vor däm wunderschöne Panorama“.