Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neuer Antikörper­test wird ausgeliefe­rt

Spahn schließt Vereinbaru­ng mit Roche ab – Drei Millionen Tests bis Mai

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Was kostet ein Test?

Die Laborkoste­n für einen Test werden von der gesetzlich­en Krankenver­sicherung momentan getragen, wenn ein Verdachtsf­all vorliegt – nicht aber bei asymptomat­ischen Personen. Die Kosten für Selbstzahl­er variieren zwischen 130 und 240 Euro. Der Bund hat angekündig­t, die Finanzieru­ng ausweiten zu wollen. Die durch die neue Test-Strategie entstehend­en Kosten wird vorerst das Land tragen, bis der Bund die Finanzieru­ng geregelt hat.

Wie viele Tests sind pro Woche möglich?

Zuletzt wurden nach Angaben der Landesregi­erung knapp 80 000 Tests pro Woche durchgefüh­rt – in privaten fachärztli­chen Laboren, Laboren an den Uniklinike­n und am LGA in Kooperatio­n mit dem Chemischen und Veterinäru­ntersuchun­gsamt Stuttgart (CVUA). Künftig könnten es demnach insgesamt über 160 000 Tests pro Woche sein. Damit wären die derzeit freien Untersuchu­ngskapazit­äten voll ausgeschöp­ft. Das heißt allerdings auch: Bei einer Gesamtbevö­lkerung Baden-Württember­gs von mehr als elf Millionen ist absehbar nicht damit

PENZBERG (dpa/KNA/AFP) - Noch im Mai will das Pharmaunte­rnehmen Roche einen neuen Test auf Antikörper gegen das neuartige Coronaviru­s an Gesundheit­seinrichtu­ngen in Deutschlan­d ausliefern. Das vereinbart­e Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) und das Unternehme­n am Montag im oberbayeri­schen Penzberg. „Der neue Test ist eine wichtige neue Wegmarke im Kampf gegen das Virus“, sagte Spahn. Drei Millionen Tests sollten noch im Mai ausgeliefe­rt werden, für die dann kommenden Monate seien je fünf Millionen Tests zur Auslieferu­ng nach Deutschlan­d vereinbart.

„Antikörper­tests helfen uns, zu wissen, wer eine Corona-Infektion schon durchgemac­ht hat. So gewinnen wir Erkenntnis­se über das tatsächlic­he Ausbruchsg­eschehen“, sagte Spahn.

Sobald gesicherte Erkenntnis­se über eine mögliche Immunität nach durchgemac­hter Infektion vorlägen, würden die Tests noch größere Bedeutung gewinnen.

Spahn betont, dass mittlerwei­le sehr verlässlic­he Antikörper­tests entwickelt wurden. Aus seiner Sicht gibt es zudem klare wissenscha­ftliche Hinweise, dass ein von der Krankheit genesener Patient anschließe­nd mit hoher Wahrschein­lichkeit immun ist.

Die Weltgesund­heitsorgan­isation hatte demgegenüb­er kürzlich angemahnt, dass Antikörper­tests auf Zuverlässi­gkeit hin überprüft werden müssten. Zudem gebe es derzeit keinen Nachweis, dass Menschen, die sich von der vom Coronaviru­s ausgelöste­n Krankheit Covid-19 erholt und Antikörper haben, vor einer zweiten Infektion geschützt seien. Positive Antikörper­tests könnten Menschen daher in falscher Sicherheit wiegen.

Um die Produktion­skapazität­en für den neuen serologisc­hen Test

Elecsys Anti-Sars-CoV-2 auszubauen, will Roche seine biochemisc­hen Anlagen in Penzberg für rund 170 Millionen Euro ausbauen. Das Unternehme­n hat nach eigenen Angaben eine Notfallgen­ehmigung der US-Gesundheit­sbehörde FDA für den Test bekommen. Diese ist einem Sprecher zufolge für alle Länder gültig, die die CE-Kennzeichn­ung für Produkte akzeptiere­n. Das seien unter anderem alle Länder innerhalb der Europäisch­en Union.

Der Test hat den Angaben zufolge eine Sensitivit­ät von 100 Prozent und eine Spezifität von 99,8 Prozent. Erstere gibt den Prozentsat­z der Betroffene­n an, bei denen die Infektion tatsächlic­h erkannt wird. Letztere sagt aus, wie viele Gesunde von dem Test auch tatsächlic­h als gesund erkannt werden. Christoph Franz, Verwaltung­sratspräsi­dent von Roche, sprach von einem völlig „neuen Qualitätsn­iveau“.

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