Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stadt muss Kita-Plätze weiter ausbauen
Vor allem der Bedarf bei der Betreuung der unter Dreijährigen steigt
RAVENSBURG (sz) - Die Stadt Ravensburg hat im Sozialausschuss am Dienstag die Bedarfsplanung 2020/ 2021 für die Kindertagesstätten vorgestellt. Demnach steigen die Geburten in Ravensburg weiter an. 539 waren es im Jahr 2019, das ist nach dem Jahr 2016 der höchste Stand seit Anfang der 90er-Jahre. Das bedeutet, dass die Kita-Plätze in Ravensburg weiter ausgebaut werden müssen, teilt die Stadt mit.
Insbesondere steigt der Bedarf bei der Betreuung der unter Dreijährigen. Die Vielzahl der Kinder kommt bereits mit dem ersten Geburtstag in die Kitas. „Das ist eine große Herausforderung für die Stadtverwaltung. Denn viel Zeit, um auf Veränderungen der Bedarfe der Eltern zu reagieren, hat man nicht. Es ist aber natürlich gut, dass es einen Rechtsanspruch auf eine Betreuung gibt“, schreibt dazu die städtische Pressestelle. Die Stadt Ravensburg lege daher besonderen Wert auf eine fundierte Planung. Wegen der kurzen Planungszeit sei es aber nicht immer möglich, rechtzeitig notwendige Bauvorhaben für die Erweiterung der Platzzahlen zu realisieren. Daher kann es quartiersbezogen auch mal zu Engpässen kommen und Eltern müssten auf andere Einrichtungen in der Stadt ausweichen.
„Die konstant hohen Geburtenzahlen der letzten Jahre wirken sich auch auf die Platzversorgung der über Dreijährigen aus. Bisher standen immer mehr Plätze zur Verfügung, als Kinder da waren. Das hat eine wohnortnahe Betreuung garantiert. Das wird nun zunehmend schwerer“, schreibt die Stadt weiter. Insgesamt reichten die Plätze in allen Betreuungsarten für die Ravensburger Kinder aber aus. Dieser könne jedoch nicht immer in der Nähe des Wohnorts sein.
Die Stadt reagiert auf die gestiegene Nachfrage und hat nach eigenen Angaben bereits in den vergangenen Jahren die Plätze ausgebaut. Der Ausbau gehe jetzt weiter: An verschiedenen Standorten in Ravensburg
werden derzeit Erweiterungen geplant oder bereits umgesetzt. In der Schwanenstraße wird aktuell eine Einrichtung mit der Kapazität von sechs Gruppen eingerichtet. Sie soll ab Herbst 2020 zur Verfügung stehen. Insbesondere wenn größere Neubaugebiete entstehen, werden gleichzeitig dazu neue Kita-Plätze aufgebaut. Ein Beispiel hierfür ist die geplante neue Kita im Rinker-Areal. Hier entsteht im Osten der Stadt ein neues Wohnquartier mit etwa 200 Wohneinheiten. Gleichzeitig wird ein Kita-Neubau errichtet, der die Platzversorgung sichert.
Bei aktuell 39 Kita-Standorten besteht laufend ein hoher Sanierungsbedarf. In den letzten Jahren haben Stadt und Träger laut Mitteilung stark in die Modernisierung von bestehenden Einrichtungen investiert und wollen dies auch weiter tun. Nach wie vor problematisch sei laut Stadt die Gewinnung von Fachkräften in den Kitas: „Der Markt ist weitgehend leer gefegt.“
Die Digitalisierung schreitet ebenfalls weiter voran. Ab dem kommenden Jahr soll eine neue Software für die Anmeldung und Platzvergabe zur Verfügung stehen. Eltern können dann ihre Kinder online für einen Platz in einer Kita anmelden. Herausforderung bleibt laut Mitteilung die Finanzierung von laufendem Betrieb und Investitionen. Der Umsatz beträgt jährlich aktuell etwa 28 Millionen Euro. Zuschüsse des Landes und Einnahmen, etwa aus Trägereigenmitteln und vor allem Elternbeiträgen abgezogen, zahlt die Stadt etwa 12,6 Millionen Euro im Jahr 2020 für die Kitas aus eigener Tasche allein für den laufenden Betrieb. Hinzu kommen Mittel für Neu- und Ausbauprojekte sowie Sanierungen. Wegen der Corona-Pandemie sind derzeit die Kitas geschlossen. Es findet lediglich eine Notbetreuung statt. Wie lange dieser Zustand andauert, hängt vom Infektionsgeschehen ab und wird von der Landesregierung laufend neu bewertet, heißt es in der Mitteilung.