Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mann soll Partnerin vergewaltigt haben
Diesen Einfluss haben Drogen und Eifersucht in seinem Leben gespielt
KREIS RAVENSBURG - Vor dem Landgericht Ravensburg hat am Donnerstag der Prozess gegen einen Mann begonnen, dem zur Last gelegt wird, 2016 und 2017 seine damalige Freundin mehrfach geschlagen, sexuell genötigt und schließlich vergewaltigt zu haben. Alkohol- und Drogenmissbrauch spielen in diesem Fall eine wichtige Rolle.
Staatsanwalt Höhn verlas zum Prozessauftakt die Anklageschrift, in der dem 30-jährigen Mann aus der Region mehrere tätliche Angriffe gegen seine Partnerin und sexuelle Übergriffe in den Jahren 2016 bis 2017 vorgeworfen werden. Der Angeklagte habe die Frau gewürgt, mit der flachen Hand und der Faust ins Gesicht geschlagen und Gegenstände nach ihr geworfen. Ihre Verletzungen und
Schmerzen habe er billigend in Kauf genommen. Außerdem habe der Mann seine damalige Freundin unter Zwang und Drohungen zu sexuellen Handlungen genötigt. Angeklagt ist er wegen körperlicher Misshandlung, Körperverletzung, Nötigung und Vergewaltigung.
Der Vorsitzende Richter im Landgericht Geiser befragte den Angeklagten eingehend zu seiner Person. Er sei in einer normalen Familie in einer Gemeinde im Bodenseekreis aufgewachsen, erzählt dieser, eine gutbürgerliche Familie. In der Schulzeit habe er es mit den Lehrern schwergehabt. Trotzdem wechselte er aufs Gymnasium, das Abitur gelang ihm jedoch nicht. Mit 12 Jahren fing er an, Alkohol zu trinken, ab 14 wurde daraus ein regelmäßiger Konsum. Am Wochenende wurde mit Freunden getrunken, der „Vollsuff“sei das Ziel des Abends gewesen, resümiert der junge Mann. Beziehungen zu jungen Frauen seien fast durchgehend von Gewalt und Eifersucht geprägt gewesen. „Haben Sie alle Ihre Freundinnen geschlagen?“, fragt Richter Geiser den Angeklagten. „Fast alle“, ist die Antwort. Eine Ausbildung im Pflegebereich brach er wegen Drogenmissbrauchs ab.
Zusätzlich zum Alkohol konsumiere der Angeklagte Cannabis, allein und mit Freunden. Er habe eine gute Quelle gehabt, deshalb sei Cannabis für ihn billig und unbegrenzt verfügbar gewesen. Schließlich werden zunehmend auch Amphetamine, Pilze, LSD und Psychedelika konsumiert. Die Drogen hätten ihm ein unglaubliches Glücksgefühl verschafft, erzählt der Angeklagte. Während des Rausches sei er mit sich und der Welt eins gewesen. Auch seine Partnerin habe zeitweilig mit ihm Drogen konsumiert, aber nicht im gleichen Ausmaß. Sie habe nur mitgemacht.
Inzwischen hat der 30-Jährige eine Langzeittherapie beendet. Er absolviert momentan eine Ausbildung. Die Noten seien sehr gut. Auf die Wirkung der Drogen auf sich angesprochen, erklärt er: „Ich dachte, ich werde dadurch chilliger, zu einem cooleren, besseren Menschen. Dabei habe ich mein Leben nicht mehr auf die Reihe bekommen.“Warum er gewalttätig geworden sei? „Eifersucht, das überwältigende Gefühl, dass sie mich hintergeht“, nennt der Angeklagte als Grund.
Nach den Angaben zur Person wurde auf Antrag der Verteidigung die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Weitere Verhandlungstage sind angesetzt, das Urteil wird am 17. Juni erwartet.