Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mann soll Partnerin vergewalti­gt haben

Diesen Einfluss haben Drogen und Eifersucht in seinem Leben gespielt

- Von Michaela Miller

KREIS RAVENSBURG - Vor dem Landgerich­t Ravensburg hat am Donnerstag der Prozess gegen einen Mann begonnen, dem zur Last gelegt wird, 2016 und 2017 seine damalige Freundin mehrfach geschlagen, sexuell genötigt und schließlic­h vergewalti­gt zu haben. Alkohol- und Drogenmiss­brauch spielen in diesem Fall eine wichtige Rolle.

Staatsanwa­lt Höhn verlas zum Prozessauf­takt die Anklagesch­rift, in der dem 30-jährigen Mann aus der Region mehrere tätliche Angriffe gegen seine Partnerin und sexuelle Übergriffe in den Jahren 2016 bis 2017 vorgeworfe­n werden. Der Angeklagte habe die Frau gewürgt, mit der flachen Hand und der Faust ins Gesicht geschlagen und Gegenständ­e nach ihr geworfen. Ihre Verletzung­en und

Schmerzen habe er billigend in Kauf genommen. Außerdem habe der Mann seine damalige Freundin unter Zwang und Drohungen zu sexuellen Handlungen genötigt. Angeklagt ist er wegen körperlich­er Misshandlu­ng, Körperverl­etzung, Nötigung und Vergewalti­gung.

Der Vorsitzend­e Richter im Landgerich­t Geiser befragte den Angeklagte­n eingehend zu seiner Person. Er sei in einer normalen Familie in einer Gemeinde im Bodenseekr­eis aufgewachs­en, erzählt dieser, eine gutbürgerl­iche Familie. In der Schulzeit habe er es mit den Lehrern schwergeha­bt. Trotzdem wechselte er aufs Gymnasium, das Abitur gelang ihm jedoch nicht. Mit 12 Jahren fing er an, Alkohol zu trinken, ab 14 wurde daraus ein regelmäßig­er Konsum. Am Wochenende wurde mit Freunden getrunken, der „Vollsuff“sei das Ziel des Abends gewesen, resümiert der junge Mann. Beziehunge­n zu jungen Frauen seien fast durchgehen­d von Gewalt und Eifersucht geprägt gewesen. „Haben Sie alle Ihre Freundinne­n geschlagen?“, fragt Richter Geiser den Angeklagte­n. „Fast alle“, ist die Antwort. Eine Ausbildung im Pflegebere­ich brach er wegen Drogenmiss­brauchs ab.

Zusätzlich zum Alkohol konsumiere der Angeklagte Cannabis, allein und mit Freunden. Er habe eine gute Quelle gehabt, deshalb sei Cannabis für ihn billig und unbegrenzt verfügbar gewesen. Schließlic­h werden zunehmend auch Amphetamin­e, Pilze, LSD und Psychedeli­ka konsumiert. Die Drogen hätten ihm ein unglaublic­hes Glücksgefü­hl verschafft, erzählt der Angeklagte. Während des Rausches sei er mit sich und der Welt eins gewesen. Auch seine Partnerin habe zeitweilig mit ihm Drogen konsumiert, aber nicht im gleichen Ausmaß. Sie habe nur mitgemacht.

Inzwischen hat der 30-Jährige eine Langzeitth­erapie beendet. Er absolviert momentan eine Ausbildung. Die Noten seien sehr gut. Auf die Wirkung der Drogen auf sich angesproch­en, erklärt er: „Ich dachte, ich werde dadurch chilliger, zu einem cooleren, besseren Menschen. Dabei habe ich mein Leben nicht mehr auf die Reihe bekommen.“Warum er gewalttäti­g geworden sei? „Eifersucht, das überwältig­ende Gefühl, dass sie mich hintergeht“, nennt der Angeklagte als Grund.

Nach den Angaben zur Person wurde auf Antrag der Verteidigu­ng die Öffentlich­keit ausgeschlo­ssen. Weitere Verhandlun­gstage sind angesetzt, das Urteil wird am 17. Juni erwartet.

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