Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein fragwürdiger Kandidat für Horgenzell
Samuel Speitelsbach tritt bei der Bürgermeisterwahl an – Er sorgte schon für Irritationen
HORGENZELL - Volker Restle (CDU) hat mit Samuel Speitelsbach einen Gegenkandidaten bei der Horgenzeller Bürgermeisterwahl am Sonntag, 17. Mai. Amtsinhaber Restle bewirbt sich für die dritte Amtszeit. Aber wer verbirgt sich hinter der Person Samuel Speitelsbach? Eine Antwort auf diese Frage scheint schwierig zu beantworten zu sein, weil er nicht mit der Presse spricht. Offensichtlich handelt es sich bei dem Mann um eine fragwürdige Person, die bei zahlreichen Bürgermeisterwahlen in Baden-Württemberg antritt und offenbar rechte Tendenzen hat.
Für die „Schwäbische Zeitung“ist der Kandidat zuerst lange Zeit telefonisch nicht zu erreichen. Auf eine EMail mit der Bitte um ein Telefonat über seine Motivation, antwortet er mit Aussagen, die nicht eindeutig zu verstehen sind. Auf Fragen und eine erneute Bitte um ein Telefonat antwortet Speitelsbach nicht mehr. Bei einem wenige Sekunden dauernden Telefonat sagt er nur: „Ah Horgenzell, dafür habe ich gerade keine Zeit.“Auf die Frage, bei wie vielen Bürgermeisterwahlen er gerade antritt, sagt er lediglich „Ich weiß“und legt auf.
Klar ist, dass der Mitte Dreißigjährige aus Ravenstein im NeckarOdenwald-Kreis bei zig Bürgermeisterwahlen im Land antritt, ähnlich wie es die fragwürdige Fridi Miller getan hat. Sie ist bei mehreren Wahlen in Oberschwaben in Erscheinung getreten, unter anderem in Ravensburg, Waldburg und Wolpertswende. Speitelsbach trat in der Region unter anderem in Illmensee an. Am Sonntag will er es in Horgenzell probieren. Zeitgleich steht er bei der Bürgermeisterwahl in Rheinhausen im Landkreis Emmendingen auf dem Stimmzettel.
Eine E-Mail von Speitelsbach an die „Schwäbische Zeitung“wirft viele Fragen auf. Darin schreibt er unter anderem: „Man hat mich aber darauf aufmerksam gemacht, dass es eine Möglichkeit gibt, die in jeder Bananenrepublik, selbst mit der dümmsten Bevölkerung funktioniert. Man verteilt einfach Geschenke, bin mal gespannt, wie das in Rheinhausen ankommt. Für Horgenzell bislang keine Aktionen vorgesehen. Horgenzell am Bodensee dient mir einfach als statistischer Vergleich. Nehmen mir manche Leute übel, aber so funktioniert nun mal Wissenschaft.“Es scheint also, dass er gar nicht wirklich Bürgermeister werden will, sondern irgendetwas möchte.
In Medienberichten über seine Äußerungen wird ihm Nähe zum rechten Rand zugesagt. Auf einer Wahlveranstaltung in Weinsberg im Landkreis Heilbronn sorgte er für Aufsehen mit einer Geste, die als Hitlergruß interpretiert wurde. Daraufhin wurde er aus dem Saal geworfen. Auf einem Wahlflyer in Baiersbronn habe er laut eines Berichts des
„erforschen“
„Schwarzwälder Boten“geschrieben: Eva Braun sei der einzige Gott und Adolf Hitler sein Prophet. In Berichten ist zu lesen, dass er Mitglied der AfD gewesen sein soll. Außerdem habe er Frauen aufgefordert, mehr Kinder auf die Welt zu bringen, Kirche und Psychiatrie wollte er schon mal abschaffen und in Gutach im Kinzigtal wollte er nicht getauften Kindern das Kindergeld entziehen. Es ist zudem von Anzeigen gegen seine Person wegen Verdachts auf Volksverhetzung zu lesen.
Speitelsbach gibt an, Diplom-Ingenieur für Technologiemanagement zu sein. Auf einer Homepage ist er im Impressum als Geschäftsführer eines Unternehmens für Automatisierungstechnik namens Tassau zu finden, das seinen Sitz in Ravenstein hat.
In Horgenzell selbst ist Samuel Speitelsbach noch nicht in Erscheinung getreten. Werbung von ihm hat man in der Gemeinde bisher nicht entdeckt. Bis auf die Einreichung seiner Bewerbungsunterlagen gab es auch keinen Kontakt mit der Gemeindeverwaltung. Reaktionen auf Informationen seitens der Gemeinde habe es laut Josephine Münst, die für die Wahl zuständig ist, nicht gegeben.