Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das Einhaldenfestival muss ausfallen
Die Organisatoren bleiben auf den Fixkosten sitzen, haben sich aber etwas einfallen lassen
FRONREUTE - In den Reigen der Veranstaltungsabsagen reiht sich jetzt auch offiziell das Einhaldenfestival ein, das wie jedes Jahr auch 2020 Ende Juli/Anfang August stattgefunden hätte. Mit dem Verbot von Großveranstaltungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie war das Aus für das 16. Einhaldenfestival besiegelt. Für die Organisatoren besonders schmerzlich: In diesem Jahr hätten Künstlergrößen wie der Kabarettist Gerhard Polt, der schwäbische Komiker Dodokay und der Jazz-Pianist Omar Sosa aus Kuba auf der Bühne gestanden. Allerdings ist es dem künstlerischen Leiter Veit Hübner gelungen, die Künstler für nächstes Jahr zu verpflichten.
„Es tat schon weh, das Festival abzusagen. Vor allem, da wir uns mit diesem Programm für dieses Jahr viel Zulauf nach einem verregneten Jahr 2019 versprochen haben“, sagt Hübner, der aus Fronhofen stammt und einer der Mitbegründer der Veranstaltung war. Gerade für das fast rein ehrenamtlich getragene Festival, das auf dem Kaseshof in Geratsreute in der Gemeinde Fronreute stattfindet, heißt die Absage viel mehr als nur den Verlust einer Veranstaltung. Denn für die Helfer von Einhalden gehört auch die Vorbereitung zum Festival dazu. All das, das familiäre Miteinander geht verloren. Deswegen kam eine Verlagerung der Veranstaltung ins Internet nicht infrage. Da fehlten die einmalige Atmosphäre, der Hofladen, die etwas anderen Imbisse, das Sitzen auf der Wiese beim Abendrot.
„Natürlich verstehen wir die Maßnahmen, und schließlich haben wir auch eine Verantwortung für das Publikum. Wir wollen schließlich die Sicherheit nicht gefährden“, sagt Hübner. „Und ein Einhaldenfestival mit 1,5 Meter Abstand zueinander ist nicht, was wir wollen.“Selbst wenn es eine Erlaubnis für das Festival gegeben hätte, wäre es aus finanzieller Sicht nicht tragbar gewesen, da coronabedingt mit weniger Publikum hätte gerechnet werden müssen. Pro Festivaltag kommen auf dem Kaseshof je nach Wetter und Programm bis zu 1500 Personen zusammen.
Finanziell schwierig ist es für das Festival schon jetzt. Dass hauptsächlich Ehrenamtliche engagiert sind, hält die Kosten in Grenzen. Dennoch stehen Fixkosten in Höhe von mehr als 15 000 Euro im Raum, die trotz Absage gedeckt werden müssen. Darunter fallen zum Beispiel die Nebenkosten für die Infrastruktur, Organisationsaufwand, Versicherungen, Steuerberatung, Buchführung und mehr. Und ein großes finanzielles Polster habe Einhalden nicht.
Deswegen haben sich die Einhaldenmacher etwas einfallen lassen. „Wir starten mit einem Online-Programm, mit dem wir mit unserem Publikum in Kontakt bleiben wollen“, sagt Silva Schleider, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Deswegen wird es auf dem YouTube-Kanal des Festivals wöchentlich Videos von Wohnzimmer-, Garten- und Küchenkonzerten von den einschlägig vom Einhaldenfestival bekannten Künstler geben. So wird unter anderem die Gruppe Berta Epple zu hören sein, aber auch Roland Baisch, Joo Kraus, Gregor Hübner aus New York, Veit Hübner selbst und die Formation Foaie Verde.
Beginn der Soliaktion auf YouTube ist am Sonntag, 17. Mai. Ab dann sollen jeden Sonntag um 18 Uhr die Konzerte gepostet werden. Außerdem soll auch eine Mitmachaktion auf einer neu eingerichteten Facebook-Seite etabliert werden, wo sich die Einhalden-Community mit eigenen Beiträgen beteiligen kann.
Damit rufen die Organisatoren auch zu Spenden auf, die einerseits das Festival unterstützen sollen, aber auch die Künstler, die es in Zeiten, in denen keine Konzerte mehr stattfinden dürfen, besonders schwer haben, weil ihnen das Einkommen fehlt. „Wir sind ein gemeinnütziger Verein und können bei Bedarf auch eine Spendenbescheinigung ausstellen“, versichert Silva Schleider.
Zwar sind die Organisatoren mit dem Programm für 2020 noch nicht in die Offensive gegangen, trotzdem haben schon etwa 80 eingefleischte Einhaldenfans Tickets im Vorverkauf gekauft. Diejenigen werden jetzt von Reservix angeschrieben und über die Möglichkeiten der Erstattung informiert. „Die Gäste können die Tickets fürs nächste Jahr behalten oder sie spenden den Betrag, was uns für die Unterstützung des Festivals freuen würde“, so Hübner. Angst um die Zukunft des Einhaldenfestivals brauche man aber nicht zu haben. 2021 soll auf dem Kaseshof wieder gejammt werden.