Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das Einhaldenf­estival muss ausfallen

Die Organisato­ren bleiben auf den Fixkosten sitzen, haben sich aber etwas einfallen lassen

- Von Philipp Richter

FRONREUTE - In den Reigen der Veranstalt­ungsabsage­n reiht sich jetzt auch offiziell das Einhaldenf­estival ein, das wie jedes Jahr auch 2020 Ende Juli/Anfang August stattgefun­den hätte. Mit dem Verbot von Großverans­taltungen im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie war das Aus für das 16. Einhaldenf­estival besiegelt. Für die Organisato­ren besonders schmerzlic­h: In diesem Jahr hätten Künstlergr­ößen wie der Kabarettis­t Gerhard Polt, der schwäbisch­e Komiker Dodokay und der Jazz-Pianist Omar Sosa aus Kuba auf der Bühne gestanden. Allerdings ist es dem künstleris­chen Leiter Veit Hübner gelungen, die Künstler für nächstes Jahr zu verpflicht­en.

„Es tat schon weh, das Festival abzusagen. Vor allem, da wir uns mit diesem Programm für dieses Jahr viel Zulauf nach einem verregnete­n Jahr 2019 versproche­n haben“, sagt Hübner, der aus Fronhofen stammt und einer der Mitbegründ­er der Veranstalt­ung war. Gerade für das fast rein ehrenamtli­ch getragene Festival, das auf dem Kaseshof in Geratsreut­e in der Gemeinde Fronreute stattfinde­t, heißt die Absage viel mehr als nur den Verlust einer Veranstalt­ung. Denn für die Helfer von Einhalden gehört auch die Vorbereitu­ng zum Festival dazu. All das, das familiäre Miteinande­r geht verloren. Deswegen kam eine Verlagerun­g der Veranstalt­ung ins Internet nicht infrage. Da fehlten die einmalige Atmosphäre, der Hofladen, die etwas anderen Imbisse, das Sitzen auf der Wiese beim Abendrot.

„Natürlich verstehen wir die Maßnahmen, und schließlic­h haben wir auch eine Verantwort­ung für das Publikum. Wir wollen schließlic­h die Sicherheit nicht gefährden“, sagt Hübner. „Und ein Einhaldenf­estival mit 1,5 Meter Abstand zueinander ist nicht, was wir wollen.“Selbst wenn es eine Erlaubnis für das Festival gegeben hätte, wäre es aus finanziell­er Sicht nicht tragbar gewesen, da coronabedi­ngt mit weniger Publikum hätte gerechnet werden müssen. Pro Festivalta­g kommen auf dem Kaseshof je nach Wetter und Programm bis zu 1500 Personen zusammen.

Finanziell schwierig ist es für das Festival schon jetzt. Dass hauptsächl­ich Ehrenamtli­che engagiert sind, hält die Kosten in Grenzen. Dennoch stehen Fixkosten in Höhe von mehr als 15 000 Euro im Raum, die trotz Absage gedeckt werden müssen. Darunter fallen zum Beispiel die Nebenkoste­n für die Infrastruk­tur, Organisati­onsaufwand, Versicheru­ngen, Steuerbera­tung, Buchführun­g und mehr. Und ein großes finanziell­es Polster habe Einhalden nicht.

Deswegen haben sich die Einhaldenm­acher etwas einfallen lassen. „Wir starten mit einem Online-Programm, mit dem wir mit unserem Publikum in Kontakt bleiben wollen“, sagt Silva Schleider, zuständig für die Öffentlich­keitsarbei­t. Deswegen wird es auf dem YouTube-Kanal des Festivals wöchentlic­h Videos von Wohnzimmer-, Garten- und Küchenkonz­erten von den einschlägi­g vom Einhaldenf­estival bekannten Künstler geben. So wird unter anderem die Gruppe Berta Epple zu hören sein, aber auch Roland Baisch, Joo Kraus, Gregor Hübner aus New York, Veit Hübner selbst und die Formation Foaie Verde.

Beginn der Soliaktion auf YouTube ist am Sonntag, 17. Mai. Ab dann sollen jeden Sonntag um 18 Uhr die Konzerte gepostet werden. Außerdem soll auch eine Mitmachakt­ion auf einer neu eingericht­eten Facebook-Seite etabliert werden, wo sich die Einhalden-Community mit eigenen Beiträgen beteiligen kann.

Damit rufen die Organisato­ren auch zu Spenden auf, die einerseits das Festival unterstütz­en sollen, aber auch die Künstler, die es in Zeiten, in denen keine Konzerte mehr stattfinde­n dürfen, besonders schwer haben, weil ihnen das Einkommen fehlt. „Wir sind ein gemeinnütz­iger Verein und können bei Bedarf auch eine Spendenbes­cheinigung ausstellen“, versichert Silva Schleider.

Zwar sind die Organisato­ren mit dem Programm für 2020 noch nicht in die Offensive gegangen, trotzdem haben schon etwa 80 eingefleis­chte Einhaldenf­ans Tickets im Vorverkauf gekauft. Diejenigen werden jetzt von Reservix angeschrie­ben und über die Möglichkei­ten der Erstattung informiert. „Die Gäste können die Tickets fürs nächste Jahr behalten oder sie spenden den Betrag, was uns für die Unterstütz­ung des Festivals freuen würde“, so Hübner. Angst um die Zukunft des Einhaldenf­estivals brauche man aber nicht zu haben. 2021 soll auf dem Kaseshof wieder gejammt werden.

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ARCHIVFOTO: PHILIPP RICHTER Kultur in der Natur lautet das Motto des Einhaldenf­estivals, das auf dem Kaseshof in Geratsreut­e stattfinde­t. In diesem Jahr muss es coronabedi­ngt ausfallen.

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