Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weingarten und Wangen sind Krisen-Gewinner
Nach dem Vorschlag der Fußballverbände können die Clubs mit der Planung für die neue Saison fortfahren
WEINGARTEN - Wegen der CoronaKrise haben die drei Fußballverbände in Baden-Württemberg am Dienstag den gemeinsamen Vorschlag gemacht, die Saison von der Verbandsliga an abwärts nicht über den 30. Juni hinaus zu verlängern (die SZ berichtete). Das kommt einem sofortigen Saisonende gleich. Absteiger soll es nach diesem Modell nicht geben – was zu Gewinnern in der Krise führt. Zwei davon sind der FC Wangen in der Verbandsliga und der SV Weingarten in der Landesliga.
Nach dem 1:5 am 7. März beim SV Kehlen war Ralf Wetzel klar: „Der Abstieg ist perfekt“, dachte sich der Sportliche Leiter des SV Weingarten danach. „Es war ein Schlüsselspiel.“Eines, dass der SVW verlor – wie die neun Spiele in der Landesliga zuvor auch. Mit nur neun Punkten aus 19 Partien waren die Weingartener Vorletzter, einen Punkt vor dem schwachen Aufsteiger TSV Trillfingen. Doch dann kam die Corona-Krise, die Zwangspause im Amateurfußball – und am Dienstag die Entscheidung, dass es keine Absteiger geben wird. Immer vorausgesetzt, die Delegierten des Württembergischen Fußball-Verbands stimmen am Außerordentlichen Verbandstag am 20. Juni für den Vorschlag des Präsidiums. „Je länger die ganze Pause dauerte, desto klarer wurde mir, dass die Rückrunde wohl beendet ist“, sagt Wetzel.
Der Sportliche Leiter des SVW freut sich zwar darüber, dass seine Mannschaft auch in der kommenden
Saison in der Landesliga starten kann. Mit dem zweiten Sportlichen Leiter Alexander Bleile sowie dem vor der Winterpause geholten Trainer Thomas Lupfer und seinen beiden CoTrainern Markus Giuliani und Christian Müller musste sich Wetzel während der Zwangspause auch schon mit der neuen Saison befassen. Und zweigleisig denken. Denn es hätte auch sein können, dass Weingarten absteigt und wieder in der Bezirksliga antreten muss. „Wir müssen schauen, dass wir gute Spieler finden, damit wir um den Klassenerhalt mitspielen können“, sagt Wetzel. Das wird 2020/21 noch einmal schwerer als in dieser Saison, denn es wird einen verschärften Abstieg geben.
Ähnlich sieht es ein paar Kilometer weiter im Allgäu beim FC Wangen aus. Auch da mussten die Verantwortlichen um Trainer Adrian Philipp auch das Szenario Abstieg in die Landesliga ins Auge fassen. Ähnlich wie Weingarten hätte es auch der FCW als Tabellenletzter der Verbandsliga extrem schwer gehabt, den Klassenerhalt
Ralf Wetzel vom SV Weingarten sportlich noch zu schaffen. Da kam den Allgäuern der Vorschlag des WFV natürlich zugute. „Das nehmen wir gerne mit“, sagt Philipp über den Klassenerhalt durch den Saisonabbruch. „Aber wenn der Verband anders entschieden hätte, hätten wir auch das klaglos hingenommen. Ein Abstieg wäre okay gewesen.“So können die Wangener nun aber in die Planungen für eine weitere Verbandsligasaison gehen.
Der endgültige Beschluss der Delegierten steht zwar noch aus, die Amateurfußballer im Gebiet des WFV haben aber im Grunde seit Dienstag Gewissheit. „Ich habe nichts anderes erwartet“, zeigt Wetzel Verständnis für die Entscheidung des Verbands. Beim SVW wollen sie nun aus der Vergangenheit lernen und „dem Team ein neues Gesicht geben“, wie es der Sportliche Leiter ausdrückt. Zuschauer sollen sich wieder mehr mit dem SVW identifizieren können – Lupfer, Giuliani und Müller wollen mehr mit jungen Spielern arbeiten und ehemalige Weingartener zurückholen. An den Trainern haben Wetzel und Bleile gar keine Zweifel. „Die sind fachlich topp, menschlich topp und euphorisch“, lobt Wetzel.
In der kommenden Woche wollen die Weingartener das Training in leichter Form starten, mit Laufeinheiten und kleinen Übungen auf dem Platz. „Wichtig ist jetzt auch, den Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft wieder aufleben zu lassen“, meint Wetzel. Nicht nur in digitalen Chats, sondern wieder von Angesicht zu Angesicht.
„Wir wollen dem Team ein neues Gesicht geben.“